Chris Farlowe - mit Skiffle fing es an
Wie die meisten britischen Rocker und Blueser der ersten Stunde
begann alles mit Skiffle. Chris Farlowe tat es Rory Gallagher und Mick
Jagger gleich und wurde ein Fan von Lonnie Donegan. Skiffle war Mischung
aus Country, Folk, Rock 'n' Roll und Jazz wurde mit einfachen
akustischen Instrumenten wie Gitarre, Banjo, Waschbrett u.s.w. gespielt.
Die John Henry Skiffle Group wurde die erste Band von Chris, der hier
Gitarre und Gesang übernahm.
Als es Ende der 50er rockiger wurde, legte er die Gitarre zur Seite und
beschränkte sich auf den Gesang.
Als Autoliebhaber und Fan des Gitarristen Tal Farlowe bekam die nächste
Band den Namen Chris Farlowe And The Thunderbirds. Woher das Chris kam,
keine Ahnung...
Chris Farlowe und die Thunderbirds
Seine Band wurde in den Szenen von Hamburg und London immer
bekannter. Langsam wuchs die Gefolgschaft der Thunderbirds und es wurde
die erste Single aufgenommen, Air Tavel. Zu den Mitgliedern der
Thunderbirds gehörten ab 1964 alte Bekannte des Rockzirkus: Dave
Greenslade, der später mit Chris Farlowe bei
Colosseum mitmachte, und
Albert Lee, die Gitarre von Eric Clapton und Bill Wymans Rhythm Kings.
Mit von der Partie waren außerdem:
Bugs Waddell (bass) Ian Hague (drums) und Jerry Temple (perc.). Carl
Palmer, der Drummer von Emmerson Lake & Palmer, muss ebenfalls in
einer frühen Formation dabei gewesen sein.
Durch Air Travel wurde Columbia Records aufmerksam gemacht und es
entstanden fünf weitere Scheiben, allerdings ohne den verdienten
Verkaufserfolg. Buzz The Fuzz wurde bei den Mods beliebt und beim Stormy
Monday Blues glaubte jeder an einen schwarzen Bluesman. 'Little Joe
Cook' war kein anderer als Chris.
Albert Lee hatte eine hohe Meinung von der Qualität der damaligen Band,
aber das brachte kein Geld. Die Wende kam 1966 in Gestalt von Andrew
Loog Oldham. Oldham war damals noch Manager der Rolling Stones und
Gründer des neuen Labels „Immediate“. Was lag näher, als die Songs der
Rolling Stones zu covern und sich Mick Jagger als Produzenten zu holen?
Die Rolling Stones arbeiteten zu dieser Zeit an „Aftermath“. Chris
erzählt bei seinen Gigs davon, dass Mick Jagger und Keith Richard „Out
Of Time“ speziell für ihn geschrieben hatten.
Chris Farlowe und die Rolling Stones
Paint It Black, Think, Ride On Baby, Yesterday’s Papers und
Satisfaction gehörten ebenfalls zu den Cover. Think und Out Of Time
brachten endlich den verdienten Erfolg. 1966 fand man Out Of Time auf
Platz 1 der Charts. Chris Farlowe und die Thunderbirds verwendeten wenig
eigenes Material lediglich „North South East West“ (Chris Farlowe und
Albert Lee) und „Headlines“ (Oldham und Dave – oder Arthur? - Greenslade)
konnte ich auf den ersten Alben entdecken. Gecovert wurden unter
anderen: "My Way Of Giving" (Marriott und Lane von den Small Faces) und
"Moanin" (Jon Hendricks).
Der größte Erfolg kam mit "Handbags And Gladrags von Mike D’Abo dem
Sänger von Manfred Mann. Der Song wurde später noch einmal von Rod
Stewart gecovert und wurde von ihm erst richtig bekannt gemacht.
1996 veröffentlichte Chris Farlowe all diese Songs noch einmal auf CD.
Wahrheitsgemäß und bescheiden wie er nun einmal ist, nannte er das Album
„I’m The Greatest“.
Die letzte Besetzung der Thunderbirds bestand aus Albert Lee, Carl
Palmer und Pete Solley. 1968 wurde die Band aufgelöst. Lee gründete Head
Hands & Feet und Country Fever; Palmer schloss sich der Crazy World Of
Arthur Brown an.
Chris Farlowe und Colosseum
Die neue Band wurde Chris Farlowe And The Hill genannt. Es entstanden
die Singles „Black Sheep„ und „Put On The Light“ gefolgt von dem Album „From
Here To Mama Rose“.
Sein alter Kumpel Dave Greenslade holte ihn zu Colosseum, von der er
nach deren Auflösung zu Atomic Rooster wechselte. Mit Atomic Rooster
verbindet Chris Farlowe keine guten Erinnerungen und schreibt auf seiner
eigenen Homepage:
„Don't ask. I don't know, remember people used a lot of drugs in the
early seventies!“
„Made in England“ und „Nice N Greasy“ lauteten die Titel der zwei Alben
mit Atomic Rooster. Nach Rooster widmete sich Farlowe seinem ziemlich
abgefahrenem, aber in England nicht ungewöhnlichem Hobby, das Sammeln
von Andenken aus der Nazizeit. Bereits seit 1968 betrieb Chris Farlowe
nebenbei einen kleinen Antiquitätenladen, der sich mit eben jenen
Nazimemorabilien handelte. Hinzu kam noch ein schwerer Autounfall,
dessen Folgen ihm zwei Jahre lang an Auftritten und an dem Besuch von
Aufnahmestudios hinderten.
Nach der Rehabilitation folgten Gastauftritte zum Beispiel auf Dick
Heckstall-Smith Album „A Story Ended“. 1975 meldete er sich mit seiner
„Chris Farlowe Band“ und dem Album „Live“ zurück.
Dem Dauerbrenner „Out Of Time“ gelangte ein Comeback in die Charts und
rief den Namen Chris Farlowe wieder in die Erinnerung des Publikums.
In den nächsten Jahren trat er bei Alexis Korner auf, sang die
Titelmelodie der BBC Serie „Gangster“, sang im Rock & Blues Circus von
Pete York und mischte 1982 auf Jimmy Pages Soundtrack zu „Death Wish II“
bei den Songs „Who’s To Blame“ und „Hypnotising“ mit.
Chris Farlowe geht Solo
1982 versuchte es Chris Farlowe mit dem Long John Baldry Song „Let
The Heartches Begin“ vergeblich in die Hitparade zu kommen. In den 80er
Jahren blieb Chris Farlowe immer aktiv. Er tourte und veröffentlichte
einige sehr gute Scheiben: „Out Of Blue“, „Live In Hamburg“ und Chris
Farlowe & The Thunderbirds – Born Again“.
In den 90ern kam das erste große Comeback der Colosseum. Jon Hiseman
trommelte seine Leute der letzten Colosseum zusammen. Chris Farlowe,
Dave Greenslade, Dick Heckstall-Smith, Mark Clarke und Clem Clempson
nahmen ein Studio Album und ein Live Album auf. Es folgte eine
ausgedehnte und äußerst erfolgreiche Tour durch Europa. Wer Interesse an
der besten Band der Rockgeschichte hat, der sollte sich die DVD des
Reunion Concert ansehen und anhören.
Es folgten Solo Alben mit Unterstützung von alten Freunden. Auf „Waiting
In The Wings“ übernahmen die Gitarren Albert Lee, Alvin Lee, Mickey
Moody, Dave Clem Clempson, Geoff Whitehorn, Phil Palmer und Tony Crooks,
den Bass zupften Kuma Harada,
Leo Lyons und
Boz Burell und am Keyboard
saß bei einigen Songs Tim Hinkley von Jody Grind.
Wer einen Überblick über das Schaffen von Chris Farlowe haben möchte,
sollte sich die Box „Rock 'n’ Roll Soldier“ anschaffen. Achtung: keinen
Gig von Chris versäumen! Er trinkt gerne ein gepflegtes Pils, ist
umgänglich zu Fans, gibt bereitwillig Autogramme und steigt auch schon
einmal ungefragt bei anderen Bands ein, wenn die Musik stimmt. |
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