Es gibt Alben die interessieren kaum jemanden. Die
liegen irgendwo in Bibliotheken und werden zufällig von Freaks in Sachen
Rock und Blues entdeckt. Diese Freaks bekommen große Augen und krallen
sich das gute Stück. Ab nach hause und in den Player gelegt. In zwei
Wochen ist Rückgabe und da läuft es eben jeden Tag einmal. So ein CD
Brenner kostet mit 2facher Geschwindigkeit ungefähr 500DM und der
Rohling im Sonderangebot 20 DM. OK, Kassette geht auch, aber das
funktioniert mal wieder nicht. Pech gehabt und wieder ohne
Sicherheitskopie zurück zur Bücherei. Wochen später wieder zur Bücherei,
aber das gute Stück ist weg. Bei der Ausgabe nachgefragt: wurde in der
Zwischenzeit ausrangiert und für eine DM verkauft. Wurde auch nur einmal
ausgeliehen, was soll’s? Internet gab es noch nicht,
also keine Chance je wieder ran zu kommen. Ein Jahrzehnt später gab es
das Internet. Ein Album mit gleichem Titel wurde gesichtet und gekauft.
Es war nicht die Leihgabe aus der Bücherei, eine ähnliche Session:
The
Pretty Things
Yardbirds
Bluesband - Wine , women & whiskey – 1992
Nicht schlecht und genau das was manchmal gebraucht
wird, aber nicht die Gesuchte.
Durch Zufall fiel sie mir heute doch noch in die Hände. Letzte Woche
Amazon nach Coral durchsucht und auf einmal:
Pretty Things /
Yardbirds
Blues Band The Chicago Blues Tapes 1991 für 10€. So schnell hab ich noch
nie auf den Einkaufswagen geklickt. Drei Tage später lag sie im
Briefkasten! Aufgenommen vom 16. bis 23.01.1991 in den
Seagrape Recording Studios Chicago.
Alle Songs sind Bluesstandards. Sie wurden gezielt ausgesucht, Musiker
in diesen Kreisen wie die Pretty Things, die Yardbirds und die Gäste
wuchsen damit auf. Note für Note war bekannt.
Auf den ersten Platten der zwei vereinigten Bandteile gab es ähnliche
Musik zu hören. Rauer Rhythm ‚n’ Blues im Stil der britischen Bands in
der ersten Hälfte der 60er Jahre. Hier wird gejammt das es kracht.
Nichts wird irgendwie geschönt. Es erinnert etwas an die Aufnahmen von
Hounddog Taylor. Wer hier Kunststücke auf der Gitarre oder den anderen
Instrumenten erwartet, der wird enttäuscht. Kurze knappe Soli, die
prägnante Stimme von Phil May und das trockene Schlagzeug von Jim
McCarty. Blues in Reinform, ganz ohne Anleihen anderer Stilrichtungen.
Anspieltipps sind Can’t Hold Out und Scratch My Back. Im Grunde ist es
aber ziemlich egal, entweder steht man auf diese Art des Blues oder man
lässt gleich die Finger davon.
Wer jetzt auf die Suche geht wird es nicht leicht haben. Das letzte über
Amazon Deutschland erhältliche Exemplar dreht sich in einem Player in
Bochum. Trotzdem viel Glück und das es nicht auch über zehn Jahre
dauert.
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