Siren - Featuring Kevin Coyne
Siren wurde Anfang 1969 von Dave Clague, Nick
Cudworth und Kevin Coyne gegründet. Cudworth studierte ebenso wie Coyne
am Chelsea Art College. Coyne suchte Mitstreiter für eine Band und der
Keyboarder Cudworth bewarb sich als Drummer. Nach dem College verdiente
Coyne sich sein Geld als Schaffner und anschließende als Pfleger in
einer Anstalt für geistig Behinderte.
Cudworth lernte in einer Kneipe den Mitbegründer der Bonzo Dog Band,
Dave Clague, kennen. Die beiden entschlossen sich eine Band zu gründen
und riefen Kevin Coyne an. Der ließ alles stehen und liegen, zog um nach
London und schloss sich den beiden an. Abends wurde gejammt und tagsüber
verdiente man sich sein Geld mit geregelter Arbeit, z.B. als Pfleger.
Tat Meager, von Judd, wurde der vierte Mitspieler und als fünfter kam
der Gitarrist John Chichester hinzu. Die Band nannte sich anfangs Coyne/Clague,
wechselte dann den Namen in Siren als der erste Plattenvertrag bei
Elektra winkte.
Siren - John Peel
Die Band wurde langsam bekannter und bekam immer
häufiger Auftrittsmöglichkeiten, durfte schließlich bei einer Session in
John Peel's Radio Show mitspielen. Das erste Album Siren erschien 1969
bei Dandelion. Die Kritiken waren durchweg gut, nur die Käufer fehlten.
John Peel und der Talentsucher von Elektra Clive Schwood waren die
Besitzer des Non-Profit Labels Dandelion. Das Label wurde aus Frust
gegründet. Frust, weil gute Musiker keinen Plattenvertrag bei den
renomierten Labeln bekamen. Hat sich in der Zwischenzeit etwas geändert?
Siren konnte durch die Verbindungen von Schwood und der amerikanischen
Elektra, zwei Alben in den USA veröffentlichen. Siren und Strange
Locomotion in der US Fassung variieren leicht zu den europäischen
Platten. Trotz der zwei qualitativ hervorragenden Alben fanden sich kaum
Käufer. Für die älteren Hörer war die Musik zu progressiv und für die
jüngeren die Texte noch unverständlich. Auf einer USA Tour brach die
Band auseinander. Clague ging nach Spanien um sich einer Reggae Band
anzuschließen. Für Nick Cudworth wurde Musik nur noch zum Hobby.
Kevin Coyne ging schließlich seinen zahlreichen Solo Projekten nach.
In den letzten Jahren erschienen drei Alben mit zum Teil
unveröffentlichtem Material. Wer diese Scheiben gehört hat, der kann mir
seine Meinung mailen.
Das Schlusswort gehört Mellow durch den ich an Siren/Strange
Locomotion gekommen bin.
Mellow zu SIREN:
WE.
We are not so dark or dead that love and live and laughter can't reach
us and teach us how.
Oh, how wonderful to wonder at everything and nothing.
KEVIN COYNE
Eines schönen Tages in vergangener Zeit ist mir eine Platte in die Hände
gefallen die mich bis heute immer und immer wieder beschäftigt. Ein
einzigartiges Juwel welches mich da verzauberte mit seiner ganzen
Schönheit, Roheit und Zerbrechlichkeit. Ein ehemaliger
Psychiatrie-Therapeut sang da Songs übers Leben, begleitet von dieser
irren britischen Band die den Blues in einer ganz speziellen Art und
Weise zelebrierte wie ich das noch nie zuvor gehört hatte. Die Platte
hiess "Strange Locomotion" und die dazugehörige Band "Siren". "Some Dark
Day" und "Lonesome Ride" auf hölzernen Klampfen vorgetragen, mit dieser
Klassestimme von Kevin Coyne. Als elektrischer Gegensatz dazu
Boogie-Kracher wie "The Stride" und "Relaxing With Bonnie Lou". Keine
Frage - die erste Siren-Scheibe von '69 brauchte ich auch noch und ich
kriegte mit "Ze-Ze-Ze-Ze", "Get Right Church", "Sixteen Woman" und all
den anderen Songs nochmals eine Vollbedienung. Coynes Spuren verfolgte
ich dann natürlich weiter, fand da auch hin und wieder 'mal einen
brauchbaren Song, aber diesen Energieschub den Siren vermitteln konnten,
das hat Coyne nie wieder erreicht. Seine Solo-Arbeiten wurden über die
Jahre immer abstrakter...
SIREN gehören ganz klar zu den grossen Verlierern der Music-History. Da
findet eine hervorragende Truppe zusammen und kein Mensch will sie
hören. Trotz Kritikerlob allenthalben, erwiesen sich diese beiden
fantastischen Bluesrock-Alben als Blei welches in den Regalen liegen
blieb.
Hier noch eine kleine Ergänzung.
Da ich im Besitz beider LP-Ausgaben bin, muss ich noch auf eine
Abweichung aufmerksam machen:
" Strange Locomotion" war punkto Cover und Tracklisting in der Europa-
und in der US-Version unterschiedlich. In diesem Fall war für einmal die
amerikanische Zusammenstellung stärker. Auf der Europa-Ausgabe fehlten
die Perlen "The Stride" und "Lillian". Was für ein Frevel - vielleicht
hat die Band es ja deshalb nicht geschafft.
Who knows...
LP-Covers:
" SIREN"-1969
" STRANGE LOCOMOTION"-1971,
US-Cover Elektra/Dandelion mit Spezialstanzung.
Euro-Cover "Strange Locomotion"
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