Clear Blue Sky - Play It Loud!
Da gibt es Platten die hauen einen im ersten Moment
einfach um. Sie hauen einen nicht um weil sie so gut sind, sondern
voller Energie. Beim genauen Hinhören werden sie sogar immer schlechter.
Soll die Scheibe verkauft werden oder gewöhnt man sich noch an den
Krach? Namhafte Leute stehen schließlich hinter dem Album.
Kein geringerer als Roger Dean zeichnet für das Cover verantwortlich.
Entdecker und Produzent war Patrick Campbell-Lyons von Nirvana, der
Original Nirvana Ausgabe aus England. Das Studio war das Island Studio
in dem Led Zeppelin unmittelbar vor ihnen ihr zweites Album aufgenommen
hatten. Vertigo, wer sonst, finanzierte die Aufnahmen von „X“. Unter dem
Buchstaben traten Mark Sheater, John Simmons und Ken White in
Jugendclubs auf. Das war 1970 und die Bengel waren gerade einmal 18
Jahre alt. Der Name „X“ wurde in Clear Blue Sky geändert., klang
irgendwie sympathischer.
Der erste Song füllte die Hälfte der Platte und nennt sich Journey To
The Inside Of The Sun.
a) Sweet Leaf, b) The Rocket Ride; c) I’m Coming Home. Bei Sweet Leaf
wird von Bass und Drums geshuffelt und geboogiet. Die Gitarre spielt ein
Solo (Bluesrock) von 8 Minuten. Sämtliche Effekte waren eingeschaltet.
Bei The Rocket Ride glaubt man an Purple Haze, doch dann wird schnell
das Thema gewechselt. Die Stimme ist sehr gewöhnungsbedürftig, gewinnt
aber mit der Zeit. Es wird auch nicht angegeben wer von dem Trio sich
hier outet.
You Mystify erinnert anfangs leicht an die Kinks. Es gibt mehrere Tempi-
und Tonlagenwechsel, ein Linie fehlt und das Ganze klingt abgehackt. Der
Zuhörer wird ziemlich gefordert.
Mit den Effekte zu spielen scheint Spaß zu machen. Echo bis zum Anschlag
aufgedreht und dann Distortion dazu. Eine Gitarre ist ein schönes
Spielzeug und auf Tool Of My Trade wird sich ausgetobt. Es ist aber
eines der weicheren Song, eine Hammond spielt im Hintergrund schöne
Melodien.
Me Heaven ist folkig, was eigentlich nach der bisherigen Spielweise
nicht zu erwarten war.
Chris Welch schrieb für die Repertoire Ausgabe den Begleittext, er meint
der letzte Song Birdcatcher erinnert an Jethro Tull, da wäre ich
vorsichtig. Black Sabbath und Jimi Hendrix passen mehr und eine Flöte
macht noch keinen Anderson.
Hoch anrechnen muss man den Musikern: das Album wurde Live im Studio
aufgenommen. Die Jungs hatten ihren Spaß an musikalischen Experimenten.
Das Album hat sicherlich einen Platz in der Rockgeschichte verdient,
aber mit Sicherheit keinen der oberen.
Nach dem dritten Anhören bin ich jetzt zum Entschluss gekommen: Clear
Blue Sky wird nicht verkauft. In ein paar Monaten get es wieder in den
Player. Diese Musik ist so sonderbar, die muss einfach öfter gehört
werden, auch wenn die Abstände etwas länger sind.
Nachtrag: Die europäische Ausgabe nannte sich : Play It Loud und John
Simmons landete irgendwann bei Ginger Baker und seiner Tourband. Eine
Reunion gab es 1990 und auch ein zweites Album. Destiny nannte es sich
und ich will es mir nicht anhören.
|
|