Auf „Happy Trails“ von Quicksilver Messenger Service findet man Bluesrock und sonst nichts. Vielleicht noch Bluesrock der progressiven Art. Hauptfigur ist ein gewisser „Ellas Otha Bates“ oder „Ellas McDaniels“, bekannter unter dem Spitznamen „Bo Diddley„, und seine Frage wen du denn jetzt liebst und ob es „Mona“ ist.
Mit “Who Do You Love Part 1” geht es los. Dem Hauptthema schließt sich ein Gitarrensolo von Gary Duncan an, „When You Love“ nennt er es. „Where You Love“ ist ein Experiment mit Geräuschen, im Hintergrund immer noch der gleiche Rhythmus. QMS plus Fillmore Audience wird angegeben. Wie gesagt ein Experiment, eine Collage. John Cipollina fragt schließlich mit seiner Gitarre: „How You Love?„. Das Ende der Solo-Fragerei läutet David Freiberg mit einem Bass ein, „Which Do You Love“. Ganz am Ende steht wieder das Ursprungsthema. Über eine Plattenseite geht diese Suite.
Die zweite Seite der Platte fängt wieder mit einem Song von Bo Diddley an, „Mona“. Diese Version gehört zu den schärfsten Coverversionen des Songs um die Dame namens Mona, muss man gehört haben… Genial ist nicht nur das Zusammenspiel der beiden Gitarren, alle vier Mitglieder laufen zur Höchstform auf. Man hätte dabei sein müssen.
Der Übergang zu „Maiden Of Cancer Moon“ ist fließend. Der Song wurde, wie auch der folgende „Calvary“, von Gary Duncan geschrieben. Gitarrenlastig, verzerrt und irgendwie klingelt immer noch ganz leise „Mona“ im Ohr nach. Wie bei „Where You Love“ besteht „Calvary“ mehr aus Geräuschen, keine richtig durchgehende Melodie. Ab der Mitte und am Ende wird es etwas spanisch, das war’s dann auch schon. Trotzdem ganz interessant und keineswegs langweilig, auch wenn erst nach über 13 Minuten Schluss ist. Mit dem Titelsong schließt sich der Vorhang, eine Cowboy Ballade passend zum Cover der LP. Nach knapp über einer Minute ist der letzte Ton gepfiffen.
Der Sound war für diese Zeit einfach umwerfend gut, zumindest empfand ich das. Humble Pie lieferte das Negativbeispiel ab. Aufgenommen wurde im Fillmore in San Francisco 1969 (oder war es 1968?). Es war das zweite Album von Quicksilver Messenger Service.
Die Besetzung war zum Zeitpunkt der Ausnahme:
John Cipollina: guit.
Gary Duncan: guit.
David Freiberg: bass
Greg Ellmore: drums
Dino Valenti war zwar ein Gründungsmitglieder, saß zu der Zeit der ersten zwei Alben allerdings noch im Knast. Später kam noch Nicky Hopkins zu QMS. „Happy Trails“ ist und bleibt für mich das beste Album der Band und das einzige, das Rockgeschichte schrieb.
Happy Trails ist für mich nicht nur eine Inselscheibe sondern zugleich auch eine Klangreferenzplatte. Unglaublich was da auf der Platte abgeht, ich denke Grateful Dead haben damals fast ein wenig neidisch über den Weidezaun geschielt, auch wenn sie das niemals zugegeben hätten. Vorsicht ist geboten bei all den obskuren QMS-Live-CD’s die im Handel herumgeistern: Die haben trotz ihrer hübsch gemachten Blickfangcover im Normalfall leider nur Bootleg-Soundqualität. Gary Duncan ist am 29. Juni 2019 im Alter von 72 Jahren verstorben, R.I.P. …
@mellow
Keine Ahnung was da auf CD an Live-Aufnahmen rauskommt. Gesehen habe ich da zwar einige, aber auf den Kauf verzichtet. Scheinen mir aber legale Veröffentlichungen zu sein, jedenfalls ist mir daran nichts verdächtig erschienen.
Ich habe aber eine Anzahl QMS Live-Releases auf LP (wo ich auch davon ausgehe, dass die legal sind), aber da kann ich tatsächlich sagen, der Sound ist sehr gut und der Kauf empfehlenswert. Die Cover sind allerdings in einer Art „generic“ Layout gehalten. Stört mich nicht, finde ich sogar ganz gut so. Aber die abweichende Gestaltung lässt vielleicht doch darauf schliessen, dass das zwischen CD und LP ganz andere Vertriebskanäle sind (die LPs gibts ja sogar beim Palettenhändler – was ja auch wieder nichts heissen muss).
Cheers
Roland