ILS CHANTENT LES BEATLES…
„Help!“ werden ca 99.99% der Besucher dieses Portals sagen wenn sie über die Überschrift dieses Threads stolpern: „Mon dieu“… der kann’s nicht lassen, er startet einen neuen Folterthread für den sich ausser ihm, ein paar irren Engländern, Schotten, Italienern, Amis, Russen und ca. 66 Millionen Franzosen kein Schwein interessiert. Er stellt sich wie weiland Bonaparte auf die Landkarte und beginnt einen Feldzug, lässt keinen Stein auf dem anderen und treibt in allen französischen Landesteilen virtuelle Schächte in den Boden, immer in der Hoffnung auf Goldschätze zu stossen. Und es gibt sie, gar nicht mal tief unter der Oberfläche vergraben, bestens restauriert, fein säuberlich poliert und mit viel Liebe präsentiert. Man wische sich JOHNNY HALLYDAYS stümperhafte frühen Versuche in englischer Sprache aus den Gedanken, hier geht es um Rock’n’Roll, Beat und Pop der in den Sixties in französischer Landessprache produziert wurde. Es geht um junge hübsche Prinzen die sich in elegant geschnittene Anzüge aus feinsten Stoffen kleideten, es geht um Lolita-Prinzessinnen mit ihren immer kürzer werdenden chicen Jupes und ihren rauchigen, beängstigenden Antistimmen. Ihre Idole zu Beginn der Sixties waren mit ziemlicher Sicherheit die Stars aus Amerika, ELVIS PRESLEY, BUDDY HOLLY, EVERLY BROTHERS, BILL HALEY, ROY ORBISON, JERRY LEE, LITTLE RICHARD, CHUCK BERRY, die ganze einschlägige Bande, und natürlich GENE VINCENT der sich sogar auf Tour durch die Grande Nation begab und selbstverständlich hinterliess auch die weltweit erfolgreiche Instrumental-Fraktion nachhaltig Eindruck, THE SHADOWS, THE VENTURES, die SPOTNIKS. Und dann schwappten irgendwann LES BEATLES aus England über den Kanal, wie eine Welle, eine Springflut, es gab kein Entkommen, die französische Jugend bewaffnete sich mit passendem Instrumentarium und stürzte sich in die Probelokale, Clubs und Aufnahmestudios. Es entstand ein gewagter aber lässiger Cocktail aus verschiedenen Einflüssen und Musikstilen, das traditionelle Chanson fusionierte mit der neuen aufregenden Popmusik.
An den Anfang des zweiten Abschnitts stelle ich jetzt mal LES (FAUX) FRÈRES aus Lausanne. Klar, die Stadt am Lac Léman liegt zwar in der Schweiz, aber die Beatband sang in Französisch, der handelsüblichen Sprache in der westlichen Hälfte der Schweiz und coverte selbstverständlich auch LES BEATLES. Was mich bei LES (FAUX) FRÈRES absolut begeistert, ist ein umwerfender TV-Promo-Playback-Auftritt (ca. 1966) in noir/blanc den man im Web finden kann, ein Song namens „Elle Et Moi“. Hervorragend was die Truppe aus der Provinz da runterbrettert, im Vordergrund natürlich die beiden unumstrittenen Leader an den Mikros und Gitarren, JEAN-PIERRE SKAWRONSKI und GASTON SCHAEFER, das Bild wird ergänzt durch einen „unsichtbaren“ Pianisten (HERVÉT ROILLET?) der am Tag der Aufnahmen wohl krank war plus einem zurückhaltenden Bassisten (DANIEL VIDOUDEZ?), ganz unscheinbar im Hintergrund. Der „Killer“ war bei diesem Auftritt allerdings der Drummer (ALAIN PETITMERMET?) dem die Chose Sache nicht ganz geheuer schien, denn jedes Mal wenn die Kamera ihn auf’s Korn nahm, wurde er unsicher, kuckte verlegen aus der Wäsche und verfluchte sich innerlich wohl tausendfach weil er diesen Job als Trommler angenommen hatte. Im bürgerlichen Leben neben der Band war er wohl bescheidener Heizungsklempner, Bauer oder Büroangestellter, trotzdem, ein wirklich sympathischer „Batteur“ der in dieser grandiosen Szene Sympathiepunkte „en masse“ sammeln konnte, garantiert auch bei der Damenwelt. LES (FAUX) FRÈRES veröffentlichten zwischen 1965 und 1968 ein paar EP’s und Singles bei den Labels BARCLAY und EVAISON, sie lösten sich danach auf. GASTON SCHAEFER machte solo weiter, veröffentlichte diverse Tonträger im Singer/Songwriter-Bereich.
Screenshots (YouTube): LES (FAUX) FRÈRES
Durch die LES (FAUX) FRÈRES – deren Recordings noch nie komplett zusammengefasst wurden – stiess ich auf den 2-CD-Sampler ILS CHANTENT LES BEATLES (im Booklet zweigleisig betitelt – „THE BEATLES“ – „LES BEATLES“ – ich wähle hier die französische Version, das klingt eleganter und exotischer) aus der Reihe SALUT LES COPAINS, der mit „Une Fille Pour Deux Garçons“, einer Interpretation der Fab-Four-Nummer „You Like Me Too Much“, zumindest einen Song der vorab beschwärmten Band enthält. Ein Sammelsurium bestehend aus Coverversionen der Liverpooler Pudelmähnen, natürlich in Französisch gesungen und alle versammelten Titel ausschliesslich aus den Sechzigern. Auch Szenehirsche wie JOHNNY HALLYDAY, EDDY MITCHELL oder VINCE TAYLOR vergriffen sich an den legendären Vorlagen, die Namen der hier mehrheitlich vertretenen Sänger, Sängerinnen und Bands sind allerdings mehrheitlich unbekannt, oder hat vielleicht schon mal jemand was von OLIVIER DESPAX, DOMINIQUE WALTER oder von LES LIONCEAUX gehört? Wohl kaum, die französischen Sechziger sind abgesehen von einigen Ausnahmen die international wahrgenommen wurden, ausserhalb der frankofonischen Welt ein ziemlich unbekanntes Terrain. Trotzdem, ich mag das, ich lasse mich gerne ein auf eine Entdeckungsreise in das in dieser Hinsicht völlig unbekannte Nachbarland, ILS CHANTENT LES BEATLES ist da ein ausgezeichneter Ausgangspunkt da man die Melodien bereits in- und auswendig kennt.
Den Lehrerinnen die uns damals in der Schule mit französischer Grammatik quälten hab‘ ich ihre Untaten längst vergeben, ich pilgerte ans NYON FOLK FESTIVAL und nach der Lehre verbrachte ich einen Grossteil meiner Armee-Dienstzeit in Moudon in der Westschweiz. Ich lernte Sprache und Kameraden aus der Romandie zu schätzen. Ich bin also gewappnet mich in ein neues musikalisches Abenteuer zu stürzen… oui… und es ist ein gutes Motto das man problemlos als Ausgangspunkt ins Auge fassen kann: ILS CHANTENT LES BEATLES…
mellow
ILS CHANTENT LES BEATLES (Universal, 2015)
CD 1:
1. Claude François – Des bises… De moi pour toi
2. Lucky Blondo – J’ai un secret à te dire
3. Frank Alamo – Je me bats pour gagner
4. Les Champions – Toi l’orgueilleux
5. Les Jets – Je suis amoureux
6. Sabrina – C’est pour toi
7. Vince Taylor – Tu changeras d’avis
8. Claude François – Laisse-moi tenir ta main
9. Les Gam’s – Toi l’ami
10. Les Lionceaux – Je te veux toute à moi
11. Les Surfs – Adieu chagrin
12. Nancy Holloway – Elle t’aime
13. Les Lionceaux – Je ne peux l’acheter
14. Claudette et Sylvie – Oui c’est vrai
15. Hugues Aufray – Je croyais
16. Les Faux Frères – Une fille pour deux garçons
17. Olivier Despax – Et je l’aime
18. Stone – Seul
19. Danielle Denin – Je lis dans tes yeux
CD 2:
1. Johnny Hallyday – Je veux te graver dans ma vie
2. Frank Alamo – Je veux prendre ta main
3. Les Lionceaux – Quatre garçons dans le vent
4.Tony Rank – Petite fille
5. Les Lionceaux – Dis-moi pourquoi
6. Michèle Torr – Et je l’aime
7. Eddy Mitchell – Tu ferais mieux de l’oublier
8. Erick Saint-Laurent – Eleanor Rigby
9. Danielle Denin – Michel
10. Les Lionceaux – Ne ris pas
11. Johnny Hallyday – Je l’aime
12. Stone – Le jour la nuit
13. Erick Saint-Laurent – C’est devenu un homme
14. Olivier Despax – Dis-moi
15. Dominique Walter – Penny Lane
16. F.R. David – Il est plus facile
17. Eddy Mitchell – Le fou sur la colline
Link zu GASTON SCHAEFER und LES (FAUX) FRÈRES: www.gastonschaefer.com
Ein kleines Gedicht über die Beatles in der Spräche der Fabulous Four:
THE BEATLES
This wonderful English Group
Was better than all of YouTube.
They created a brand-new sound,
A modern guitar style was found.
John, Paul, George and Ringo
Started their glorious Show.
Four nice boys from Liverpool,
Always smart and very cool;
Became heroes in Great Britain
With titles, they’ve brilliant written;
From „Please, please me“ to „Let it be“
Music in perfect harmony.
They dominated the global Charts,
Till today they take to our hearts.
The songs are heard around the earth
By old Hippies just as young Nerds.
Their music will be forever,
The Fab Four we’ll forget never!
Rainer Kirmse , Altenburg
Mit freundlichen Grüßen