James Gang – Jesse Come Home (1976)

Knack!

Habt ihr das gehört?

Ja?

So klingt das Geräusch wenn ich den Schaft einer Lanze breche!

Zum Beispiel für eine „Underrated“-Schallplatte, eine von der Sorte die sich wohl noch fast niemand angehört hat, sicherlich nicht mit weit aufgesperrten Ohren…

 

Jesse Come Home ist so ein Wunderding der mehrheitlich soften Tönung, eines bei dem ich anfange zu schweben, erst nur wenige Millimeter über Boden, dann etwas mehr um dann schliesslich beim Finale durch die höchsten Wolkenschichten hindurch mit „When I Was A Sailor“ und seinem eingewebten Orchesterteppich bis in die Stratosphäre abzuheben. Tja, ich weiss, ich bin unverbesserlich, ein völlig romantisierter und uncharakteristischer Musik-Freak, aber genau darin liegt meine Stärke: Zwischen die Noten hören, von vielen unverstandene Vibes aufspüren und aufnehmen, sich mit Haut und Haaren hingeben und vor allem auch mal das Auge auf kommerziell nicht so erfolgreichen Werke richten.

Jesse Come Home war der Schwanengesang der US-Band James Gang.

Mit der Karriere war es nach dem Ausstieg von Joe Walsh stetig bergab gegangen, Besetzungswechsel, sinkende Verkaufszahlen und zuguterletzt verlor man das neue Wunderkind an der Gitarre, Tommy Bolin, auch noch an die britische Konkurrenz von Deep Purple. Nach weiteren Umbesetzungen, einem weiteren Album (Newborn) und einem Jahr Auszeit erschien dann 1976 Jesse Come Home, mit den Ur-Gang-Mitgliedern Jimmy Fox (Drums) und Bassist Dale Peters die sich für diese Platte ihren Ur-Keyboarder Phil Giallombardo aus den Anfängen von 1966 zurückgeholt hatten. Das Erbe seiner viel bekannteren 6-String-Vorgänger wurde auf ausgezeichnete Art und Weise von Gitarrist/Sänger Bob Webb verwaltet.

Jesse Come Home ist eine feine Scheibe mit feinen Songs die Zeitgeist und Sound der damaligen US-Musikszene beinhaltet: Ingredienzen von der Westküste treffen hier auf jamesgang’sches Erbgut, hier versammeln sich unter die Haut gehende Grooves in der Machart der Doobie Brothers, es gibt aber auch wunderschönes von Stimmen getragenes Liedgut à la „Love Hurts“ das zwar stark an Eagles oder Poco erinnert, aber dennoch vollkommen eigenständig und selbstbewusst um die Ecke kommt. Trotz aller Einflüsse ist die LP unverkennbar James Gang, mit allen Gewürzen und Essenzen verfeinert auf denen der Ruhm dieser Truppe basiert.

Der einzige negative Punkt ist die Spiellänge des Albums, denn nur gerade 31 Minuten lang dauert dieser schillernde akustische Wegflieg-Trip, aber da es hier keinerlei Ausfälle zu verzeichnen gibt, wird Jesse Come Home sowieso immer in der Doppelschlaufe gehört.

Mindestens.

Manchmal dreht sie sich auch ein drittes Mal.

So wie jetzt gerade…tja… wie gesagt… bin eben unverbesserlich…

LONG LIVE ROCK!
mellow

 

James Gang – Jesse Come Home
(1976, LP, Atco / 2004, CD, Wounded Bird, mit Newborn)
1. I Need Love
2. Another Year
3. Feelin‘ Alright
4. Peasant Song
5. Hollywood Dream
6. Love Hurts
7. Pick Up The Pizzas
8. Stealin‘ The Show
9. When I Was A Sailor

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