Julie Driscoll Brian Auger & The Trinity – Streetnoise

Julie Driscoll & Brian Auger & The Trinity – Streetnoise

„Streetnoise“ war mein erstes Album von Julie Driscoll mit Brian Auger und seiner Trinity. Sowohl Brian Auger als auch Julie Driscoll kannte ich bereits von Steampacket und aus diversen Auftritten im Beat Club. Das Album war anders als das mir Bekannte. Es war jazzig, rockig, politisch und irgendwie seltsam. „Light My Fire“ war der einzige Song der in das Schema „radiotauglich“ passte und der auch entsprechend über den Rundfunk poulär gemacht wurde. „Indian Rope Man“ und “Fresh Failures (Let The Sunshine In)” waren das nur noch bedingt, der Rest war damals „gewohnheitsbedürftig“. Man musste schon genauer hinhören, um die Genialität der Musiker zu entdecken.

Während der erste Song „Tonic Of Capricorn“ noch rockig über ein Thema improvisiert, wird es mit „Czechoslovakia“ politisch und nachdenklich. Jools erzählt die Geschichte des Aufstandes in der damaligen Tschechoslowakei und das Ende des Prager Frühlings 1968. „Take Me To The Water“ von Nina Simone wird beinahe zu einem Gospel. “A Word About Color” ist ein Song von Julie Driscoll, gesungen mit äußerst sparsamer Begleitung. Hier zeigt sie einmal mehr was für eine Sängerin sie ist wohin ihr späterer Weg mit Keith Tippet gehen soll, zu Jazz.

„Light My Fire“ auf der Rückseite der ersten Platte wurde ein kleiner Hit. Man kann sich streiten wer den Song besser interpretiert, die Doors oder Brian Auger mit Julie Driscoll und seiner Trinity. Meine Tendenz geht nicht zu Jim Morrison. Gleiches gilt für „Indian Rope Man“ von Richie Havens. Auch hier kommt das Original mit dem Cover nicht mit. Man muss sich nur die Orgel von Brian Auger anhören! Es folgt noch ein Cover mit „When I Was A Young Girl”. Der Song passt zu Julie Driscoll, fast als ob sie ihre eigene Geschichte erzählt. Ihre Stimme steht im Vordergrund unterstützt von der Orgel und ganz dezent im Hintergrund von Bass und Schlagzeug. 1968 war ein Jahr nachdem Erscheinen des wahrscheinlich erfolgreichsten Hippie-Musical „Hair“. Einzelne Songs aus „Hair“ wurden von zahlreichen Musikern interpretiert, auf „Streetnoise“ ist es „Let The Sunshine In“.

Die zweite Platte des Doppelalbums beginnt mit Jazz. Brian Auger widmet das Instrumental der kleinen Insel vor Manhatten: „Ellis Island“. „In Search Of The Sun“ ist ein Song des Bassisten Dave Ambrose. Ein wirklich guter Song, nur Ambrose hätte nicht selber singen sollen. „Finaly Found You Out“ ist wieder frei von Gesang, sehr jazzig und geprägt durch die Orgel von Brian Auger. „Looking In The Eye Of The World“ ist ein langsamer und sehr ruhiger Song. Der Sänger ist wahrscheinlich Brian Auger persönlich, eine Vermutung. Die Begleitung besteht lediglich aus  einem Piano. Der Text des Songs ist bei der Vinyl Version des Albums mit abgedruckt.

Die letzte Plattenseite findet wieder mit Julie Driscoll statt. London ist ihre Heimat und sie erzählt von einem Spaziergang entlang der Themse von „Voxhall To Lambeth Bridge“. Julie und eine akustische Gitarre, mehr nicht! Ein Song der unter die Haut geht. Vor Jahren hatte ich mit Engländern beruflich zu tun. In meinem Büro liefen ständig Cassetten und auf einer davon war „Streetnoise“. Die Engländer kamen in das Büro, hörten den Song und wollten erst wieder nach dessen Ende wieder raus aus dem Büro. Sie kannten Julie Driscoll nicht, waren aber begeistert und fragten ob es noch mehr Platten von ihr gäbe. Das Folgende „All Blues“ ist ein bekannter Song von Miles Davis und Oscar Brown. Wie es der Name verspricht, ein langsamer Blues mit viel Gefühl gesungen und von der Band gespielt. Einfach nur schön! Im Anschluss gibt es noch zwei Cover, „I’ve Got Life“ von „Hair“ und ein Song von Laura Nero „Save The Country“.

„Streetnoise“ ist kein Album für ein breites Publikum. Julie Driscoll ist auch hier schon mehr eine Jazzsängerin als eine Rockröhre. Brian Auger tendiert ebenfalls zum Jazz. Es ist seine besondere Art von Jazzrock, vielleicht etwas der poppigeren Art. Als Vergleich würde mir Klaus Doldinger einfallen, wenn nicht diese Stimme von Jools wäre.

Die Musiker:

Julie “Jools” Driscoll: voc., acoustic guit.
Brian “Auge” Auger: keyb., voc.
Clive „Toli“ Thacker: drums, perc.
Dave „Lobs“ Andrews: bass, guit.,  voc.

Jede der Plattenseiten hat eine Überschrift und gibt das Thema vor. Diese Überschriften stehen vor den Songs:

A1 – How Good It Would Be To Feel Free…

Tropic Of Capricorn
Czechoslovakia
Take Me To The Water
A Word About Colour

A2 – Kiss Him Quickly, He Has To Part…

Light My Fire
Indian Rope Man
When I Was A Young Girl
Flesh Failures (Let The Sunshine In)

B1 – Looking In The Eye Of The World…

Ellis Island
In Search Of The Sun
Finally Found You Out
Looking In The Eye Of The World

B2 – Save The Country…

Vauxhall To Lambeth Bridge
All Blues
I’ve Got Life
Save The Country

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