Es ist 1973. Focus tourt erfolgreich durch Europa und die USA. Die Band wird überall gefeiert, Jan Akkerman ist nach einer Wahl des Melody Makers der beste Gitarrist aller Zeiten, noch vor Eric Clapton, Jimmy Page und Rory Gallagher.
Man gingmit Mike Vernon in ein Studio für das nächste Album. Diesmal waren es die „Chipping Norton Recording Studios“. Jan Akkerman und der Rest der Band waren ziemlich lustlos. Jan Akkerman wollte sich um seine Soloprojekte kümmern und Pierre van der Linden hatte nur Ärger mit den Bedingungen der Studios. Man schaffte es insgesamt nur auf 40 Minuten einigermaßen brauchbare Aufnahmedauer. Jeder war am Ende unzufrieden und man beschloss es nicht zu veröffentlichen. Einige Jahre später wurde es doch vermarktet, aber dazu komme ich in einem anderen Beitrag.
Pierre van der Linden hatte genug von Focus und wurde durch Colin Allen ersetzt. Colin Allen war schon lange im Geschäft und trommelte für Zoot Money, John Mayall und bei Stone The Crows. Colin Allen war Jahrgang 1938, die Mitglieder von Focus waren im Schnitt 10 Jahre jünger. Colin Allen war ein Rocker und hatte mit Jazz nicht viel zu tun. Die Unterschiede waren folglich vorhanden, so dass die Zusammenarbeit nicht sehr lange anhielt.
Nach einer Tour durch die USA wollte Focus endlich das 4. Album aufnehmen. Von Januar bis März 1974 versuchte man es wieder in den Olympic Studios in London und wieder mit Mike Vernon.
Zwischen der ersten Session hatte Jan Akkerman einen Fernsehauftritt in der Show „Edison Award“. Er glaubte etwas aus dem Orchestergraben zu hören, brach seinen Auftritt ab und ging mitten in der Livesendung. Die Medien verurteilten ihn wegen seines Auftritts. Der Name Focus war dadurch ziemlich angeschlagen. Thijs van Leer und Jan Akkerman wollten nicht mehr gemeinsam in das Studio gehen und nahmen das Album von da an getrennt voneinander auf.
Inspiriert wurde der Titel „Hamburger Concerto“ durch Johann Sebastian Bachs „Brandenburger Concerto“ und einem Hamburger. Das „Hamburger“ steuerte Jan Akkerman bei, da er in den Hotels während der Tour durch die USA in den Hotels Hamburger aß.
Musikalisch hielt man sich beim ersten Song „Delitiae Musicae“ an eine Komposition des Flamen Joachim van den Hove (1567 – 1620). Die Noten fand Jan Akkerman in einem Londoner Musikgeschäft.
„Harem Scarem“ sollte rockiger werden und an Hocus Pocus erinnern. Thijs van Leer sorgte dafür mit einigen Yeah-Yeahs und Schreien. Der ursprüngliche Titel war „Belgian Boogie“.
Thijs van Leer besuchte als Kind mit seinen Eltern die Kathedrale von Straßburg. Er erinnerte sich an die Glocken und widmete ihnen den Song “La Cathedrale De Strasbourg“.
Während der Aufnahmen zu dem Album wurde der Sohn von Jan Akkerman geboren, was liegt näher als einen Song darüber zu schreiben: „Birth“?
“Hamburger Concerto” ist Hamburgern gewidmet. Einen Hamburger als Vorspeise und wie soll er werden? Medium, Rare. Well Done oder einen für unterwegs? Die einzelnen Variationen von Hamburgern wurden inspiriert durch Kompositionen von Haydn, Brahms und holländischen Volksliedern.
Das Album verkaufte sich gut und erreichte den 5. Platz der LP Charts in Großbritannien. Die Auskoppelung „Harem Scarem” schaffte es unter die Top 20.
Ein Auszug aus Sounds, die Rezension stammte von Ingeborg Schober:
„Wow! Das ist ein Album! Für mich das beste, was mir in letzter Zeit an zeitgenössischer, zeitloser Musik untergekommen ist.“
Das Lob geht dann noch eine Weile weiter. Ganz sooo gut empfinde ich es nicht. Für mich war es das letzte Album von Focus als Schallplatte. Ich hörte zwar später noch einige Songs von ihnen im Radio oder auf Billigpressungen, aber das packte mich nicht mehr. Focus 3 war ihr letztes Meisterstück. Schon bei dem „Hamburger Concerto“ spürte man die fehlenden Ideen. Wahrscheinlich waren die Messlatten „Sylvia“ und „Hocus Pocus“ zu hoch für alles was dann kam.
Die Band:
Thijs van Leer: keyb., flute, voc.
Jan Akkerman: guit.
Colin Allen: drums
Bert Ruiters: bass
Die Songs:
Delitae Musciae
Harem Scarem
La Cathedrale De Strasbourg
Birth
Hamburger Concerto
– Starter
– Rare
– Medium I
– Medium II
– Well Done
– One For The Road
Early Birth