Es war Sommer 1967 als ein Kumpel und ich für ein paar Wochen am Möhnesee campen. Wir waren zwar erst 14 und 15 Jahre alt, aber irgendwie schafften wir es in eine Kneipe mit Jukebox. Diese Jukebox wurde regelmäßig von den etwas Älteren mit 20 Pfennig gefüttert. Mehr kostete ein Song meiner Erinnerung nach nicht. Drei der Songs liefen mehrmals am Abend und wurden von mir nicht vergessen.
Mississippi Delta – Bobby Gentry
Bobby Gentry war eigentlich eine Countrysängerin. Mit Ode To Billy Joe landete sie einen Hit, ich glaub es war ihr einziger. Mississippi Delta war härter und heute würde ich sagen, der Song könnte von Tony Joe White sein. Mississippi Delta ist erstklassige Musik aus den Sümpfen. Noch etwas hat der Song, wer ihn öfter gehört hat kann Mississippi buchstabieren!
L.S.D. – Pretty Things
Die Pretty Things waren meine erste Liebe zur Musik. A House In The Country, Get A Buzz und etliche andere EPs und Singles von ihnen hatte ich mir damals schon in meine kleine Sammlung gestellt. L.S.D. war da ganz anders. Es war 1967 und der Summer Of Love ging auch nicht spurlos an den Pretty Things vorbei. Den Text und den Sinn des Songs hab ich bis heute nicht so richtig verstanden. War LSD gemeint oder etwas anderes? Spielte auch keine Rolle. Die Pretty Things wurden progressiv und konnten auch Psychedelic.
The Devil With A Red Dress On – Good Golly Miss Molly – Mitch Ryder & The Detroit Wheels
Good Golly Miss Molly kannte ich von Little Richard, aber nicht “The Devil With A Blue Dress On”. Shorty Long und William Stevenson waren die Komponisten, aber nichts von denen ist mir bis heute bewusst bekannt. Dieses Medley machte mir Appetit auf andere Songs von Mitch Ryder & The Detroit Wheels. Eine Best Of gelangte in die Sammlung, dann verlor ich Mitch Ryder aus den Augen. Nach seinem legendären Auftritt im Rockpalast wurde ich erneut ein Fan und das bis zu seiner Kooperation mit Engerling. Auch wenn es Prügel gibt, die Alben und Auftritte in dieser Kombination gefallen mir nicht.
Nicht in der Jukebox, aber auf einem tragbaren Plattenspieler mit Batterie,
Winds Of Change – Eric Burdon
Seit dem “House Of The Rising Sun” versuchte ich alles von den Animals zu bekommen. Eric Burdon war für mich der größte Rocksänger aller Zeiten! 1967 war das Jahr des Wandels. Die Animals gab es nicht mehr. Eric Burdon holte neue Leute in die Band und nannte das Ganze fortan „Eric Burdon & The Animals“. Das erste Album unter diesem Namen war „Winds Of Change“. Besonders angetan war ich von dem Titelsong. Hier wurden Namen von Musikern genannt, von denen ich bis dahin wenig oder nichts gehört hatte. King Elmore, Robert Johnson, B.B. King, Charlie Parker Cried … Eine Aufreihung von Namen die die Rockgeschichte prägten. Es endete schließlich bei Frank Zappa. Als Fan von Eric Burdon war ich natürlich neugierig auf die Art der Musik jener Leute. In den nächsten Jahren beackerte ich sie alle. Die Platten stehen heute noch im Regal und werden auch noch gehört. Charlie Cristian, Louis Jordan, Billy Holiday und wie sie alle hießen. Wind Of Change war für mich und meinen Musikgeschmack prägend.
Summertime Blues – Blue Cheer
Ein Jahr später ging es mit anderen Kumpels auf Radtour durch Deutschland. Wieder suchten wir Kneipen mit Jukebox und fanden sie auch. Diesmal war unsere Nummer 1 der „Summertime Blues“ von Blue Cheer. Nach einigen Durchläufen wurden wir diskret aus dem Etablissement entfernt. Der Wirt und die andern Gäste hatten keinen Musikverstand! Klar war uns der Summertime Blues von Eddie Cochran bekannt, aber das war etwas ganz anderes. Die Jungs von Blue Cheer hauten richtig rein und machten ordentlich Krach. Für uns pubertäre Jugendliche war das genau das Richtige! Jahre später erschien Live AT Leeds von The Who. Obwohl ich ein Fan der Who bin, mit den Blue Cheer kamen die Who nicht an. Heute sehe ich es etwas anders, aber der „Summertime Blues“ beibt für mich immer mit Blue Cheer verbunden.
@remo4; zu L.S.D.: 100% Zustimmung – endlich hat jemand die Bedeutung dieses Songs erkannt – für mich nicht nur der beste Song der PRETTY THINGS, sondern einer der besten Rock-Songs überhaupt. Natürlich war hier LSD (Lysergsäurediethylamid) gemeint – wie so oft waren den PRETTY THINGS ein Idee gekommen (nämlich zweideutige Drogen Songs zu schreiben), die andere dann aufgriffen um dafür gerühmt zu werden. Das war wohl ihr Schicksal. Wichtiger ist mir im Zusammenhang mit L.S.D. aber die brillante Produktion (wer hat das eigentlich produziert?!) in der man jeden einzelnen Musiker klar hören kann. Skip Allen war sicher kein ‚Wunder-Schlagzeuger‘, aber nach der Anhören von L.S.D. könnte man durchaus den Eindruck gewinnen. Die REPLACEMENTS nahmen 1981 mit JOHNNY’s GONNA DIE so etwas wie einen ‚modernen Zwilling‘ auf. Jede Spur sauber gespielt (man hört sogar wie der Gitarrist über das Griffbrett ’schrubbt‘ (und das noch ist kein Computer-Effekt wie er heute gerne benutzt wird). Hörenswert. Googelt einfach im Internet. Gruß – Ronald;-)