Neutrons

Wo Wales liegt wissen die meisten die im Geographie-Unterricht nicht geschlafen haben, einen Grossteil des Schaffens seiner musikalischen Artisten kennen Seventies-Spürnasen natürlich auch, der eine Name geht allerdings immer wieder vergessen:

NEUTRONS

Ich persönlich stiess irgendwann Ende 70er in einer Grabbelbox auf TALES FROM THE BLUE COCOON. Als ich auf dem Cover die Namen RYAN / YOUATT las, war der Fall klar, das Teil musste mit, schliesslich waren das Beteiligte auf BACK INTO THE FUTURE von MAN, eine Platte die damals schon zu meinem engen Kreis von Inselplatten zählte. In der Zeit vor Internet war es übrigens nicht gerade einfach den Überblick zu halten, Rock-Lexika waren bei Erscheinen meist schon wieder überholt, man quetschte sich zig Namen in die Hirnrinde und durchstöberte stundenlang die einschlägigen Plattenläden. Den NEUTRONS-Erstling mit dem Silber-Cover lernte ich erst viel später dank des BGO-Reissues kennen.

Die Truppe um Keyboarder PHIL RYAN und WILL YOUATT (Vocals/Guitar/Bass) war eine Neugründung die sie 1973 nach ihrem Abgang bei MAN starteten. Nachdem ihre ersten Jams der Record Company UNITED ARTISTS zu Ohren gekommen waren, wurden sie bestärkt das Projekt weiter zu treiben. Zusammen mit Drummer JOHN WEATHERS, dem zusätzlichen Gitarristen TAFF WILLIAMS, sowie YOUATT’s Freundin CAROMAY DIXON (Vocals) und dem bei der INCREDIBLE STRING BAND abgewanderten Violinisten STUART GORDON (später bei TORI AMOS, PETER HAMILL, PETER GABRIEL) entstanden die Aufnahmen für den ersten Longplayer BLACK HOLE STAR.

Die Musik die entstand ist überaus hörenswert, eine Melange aus pulsierenden Rockern im Stil von MAN, aber auch Hippie-Folk und progressive Elemente fehlten nicht. Meine Favoriten auf dem Debut BLACK HOLE STAR sind ganz klar die hypnotischen Groove-Kracher „Living In The World Today“ und „Snow Covered Eyes“.

Es folgte eine gut besuchte UK-Tour und die Aufnahmen für das zweites Album das 1975, ebenfalls bei UA, unter dem Titel TALES FROM THE BLUE COCOON veröffentlicht wurde.

JOHN WEATHERS war mittlerweile raus aus der Unternehmung, die Drums übernahmen DAVE CHARLES und STUART HALLIDAY, ebenfalls mit von der Partie war jetzt auch Gitarrist/Sänger MARTIN WALLACE.

TALES FROM THE BLUE COCOON ist auch 40 Jahre später noch immer eine extrem frische Angelegenheit: „L’Hippie Nationale“ mit seinen Twin-Gitarren, das wunderbare (aber leider viel zu kurz geratene) „Live Your Lie“ mit CAROMAY DIXON’s betörender Stimme, „Come Into My Cave“ oder „No More Straights“ gehörten zu den Basics vieler Mix-Tapes die ich damals zusammenbastelte.

Die Musik der NEUTRONS ist dermassen vielschichtig und zeitlos, überraschend und spannend, das man sich fast wünscht, dass sich aktuelle Bands von dieser Vielfalt eine Scheibe abschneiden würden.

Das Ende der NEUTRONS kam dann schnell: Der begleitenden Tournee zu TALES FROM THE BLUE COCOON war kein Erfolg beschieden. PHIL RYAN kehrte danach zu MAN zurück, WILL YOUATT landete bei ALKATRAZ.

LONG LIVE WELSH MUSIC!
mellow

 

NEUTRONS – BLACK HOLE STAR / TALES FROM THE BLUE COCOON (2003, CD, BGO)

BLACK HOLE STAR (1974):
Living In The World Today
Feel
Mermaid And Chips
Dangerous Decisions
Doom City (Scrinos‘ Revenge)
Dance Of The Psychedelic Lounge Lizards
Going To India
Snow Covered Eyes

TALES FROM THE BLUE COCOON (1975):
No More Straights
Northern Midnight
Come Into My Cave
Live Your Lie
L’Hippie Nationale
Take You Further
Welsh R Blunt or The Dexedrine Dormouse
The Jam Eaters
Bonustrack: Suzy And The Wonder Boy

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