Für viele ein Thema das nie geht: Französischer Rock.
Okay, diese Sprache ist nicht jedermann/frau‘s Sache, aber trotzdem halte ich die Fahne hoch und breche Lanzen und schaue in bösartige, feindselige Gewehrläufe, fühle mich dabei wie einer der Helden auf diesen alten, die französische Revolution verherrlichenden Gemälden.
Ja, ich gestehe, ich mag Croissants, Camembert, Châteauneuf-du-Pape, die Provence und Rock „en francais“ und habe kein Problem damit, auch wenn ich die Sprache in der Schulzeit nicht ausstehen konnte. Meine All-Time-Favoriten natürlich Trust, aber als ich kürzlich mal wieder über Téléphone stolperte, kamen ein paar zusätzliche Erinnerungen hoch: Mein Kumpel der vielleicht noch fast weniger „Franz“ verstand als ich, schleppte irgendwann (…geschätzt… ca. 1978) das 77er-Longplayer-Debut der Band an. Wenn ich mir das nach einer Ewigkeit wieder anhöre, dann wird einiges klarer warum wir damals die Truppe mochten: Auch wenn man die Texte nicht verstand (respektive gar nicht verstehen wollte weil man im Unterricht dauernd mit dem Zeug verfolgt wurde), dann hatte dafür die Musik dieses gewisse „etwas“ zu bieten, in erster Linie unglaublich gut abgehenden Strassenrock (anfangs irgendwo im Grenzland zwischen Quo, Berry, Golden Earring, Rolling Stones, Cactus-Boogie, Hardrock und New Wave, heute taxiere ich sowas grosszügig als Powerpop) mit scharfen Gitarren und aufmüpfigem Gesang der unter die Haut gehen konnte. Als wir dann 1979 durch Frankreich trampten, begleiteten uns die Téléphone-Tourplakate auf Schritt und Tritt. Leider hatten Téléphone überall wo wir hinkamen bereits gespielt oder bevorstehende Gigs waren erst angekündigt, irgendwie waren die immer grad am anderen Ende der „Grande Nation“ unterwegs, die waren für uns wie Fantomas, unfassbar, wir bekamen diese Truppe mit ihrer hübschen Bassistin also nie live zu Gesicht, nur auf zugekleisterten Plakatwänden.
Zurück zum Hauptgeschäft:
Kürzlich schaffte ich mir von Téléphone für vier Euro eine 3-CD-Box (Platinum Coillection Trois CD) mit ihren Studioalben bis 1986 an. Ich würde mal behaupten es hat sich gelohnt, wobei es mir vor allem die erste, hochexplosive und powervolle Téléphone-Scheibe angetan hat, wohl weil ich die immer noch latent im Ohr hatte, Heimvorteil sozusagen.
Anspieltipps: Als Einstieg ist die komplette erste Langrille geeignet, „Anna“- „Métro“ – „Téléphomme“ – vor allem aber auch „Sur La Route“, das ist so’n richtiges Téléphone-Trademark mit Tempoverschärfungsausrufezeichen, ein höllischer Groover. Wer Gefallen am Debut findet, der wird sich auch bei den folgenden Alben wohl fühlen, einzig gegen Ende der Téléphone-Discography finden sich ein paar schwächere Tracks.
Mitte der 80er wurden Téléphone zunehmend konturloser und verloren den Faden. Sie müssen das selber bemerkt haben, Jean-Louis Aubert zog daraufhin den Stecker. Ab und zu fanden Téléphone zu befristeten Reunions zusammen, sie beschränkten sich meist auf einzelne Auftritte.
Téléphone:
Jean-Louis Aubert – Vocals, Guitar
Louis Bertignac – Guitar, Vocals
Corine Marienneau – Bass, Vocals
Richard Kolinka – Drums
VIVE LE ROCK!
mellow