Dwight Yoakam – Bright Days (LP/CD)

Dwight Yoakam – Bright Days (LP/CD)

Mit dem zweiten Album „Hillbilly Deluxe“ bin ich zu der Zeit auf Dwight Yoakam aufmerksam geworden und die „Guitars, Cadillacs etc. etc.“ wurde kurz danach ebenfalls gekauft. Seit 1987 an Bord und nie auch nur den Anflug einer Idee gehabt, dass ich das mal lassen könnte. Tatsächlich ist die Discographie (CD/LP oder beides) bei mir ziemlich vollständig im Regal. Country Music ist für mich schon immer gesetzt gewesen, aber ich gebe es gerne zu, Johnny Cash habe ich erst im fortgeschrittenen Alter für mich entdeckt.

Aber Dwight Yoakam ist auch nicht irgendwer. 1987 war das ein frischer Wind in der Countryszene und so weit von Nashville entfernt wie es auf dieser Welt nur irgendwie möglich ist. Die Anlehnung (oder Vereinnahmung) an den Pop verwässerte in den 80ern (und später) das Genre Country total und die Songs wurden flach und flächer. Einerseits wurde den Traditionen komplett abgeschworen und ein unbeteiligter Zuhörer konnte sich schon mal wundern, war das jetzt ein neuer Song aus den Popcharts? Austauschbar bis ans Ende der Möglichkeiten und dann kam eben „Hillbilly Deluxe“ (eigentlich schon der Vorgänger, aber wer zu spät kommt, den bestraft das Leben) und Country reared its beautiful head once again.

Interessant war der Sound damals auch, weil er gewisse Assoziationen aufrief und trotz allem Gestochere kam ich nicht auf den Trichter. Ich glaube es dauerte noch etwa 2 Alben länger und ich hatte auf einmal eine Eingebung und sah das Licht. Und das hiess Buck Owens und alles klickte. Dwight Yoakam war der junge Buck Owens und war der Bakersfield Sound. Ja, da waren tatsächlich ein paar Meilen zwischen Nashville und Bakersfield. Und eine der Kollaborationen zwischen den Herren Yoakam und Owens war dann u.a. ein Song mit dem nicht ganz unerwarteten Titel „Streets Of Bakersfield“ (zu finden auf Youtube oder auch auf LP/CD).

Dwight Yoakam war und ist in seiner ganzen Musikerkarriere dem traditionelleren Teil des Genres verschrieben gewesen und auch wenn dies wieder mal nicht einleuchtet, in einer modernisierten Version. Dwight Yoakam hat sich meines Wissens nie mit der Nashville Lobby eingelassen. Seine Kollaboration mit Pete Anderson (elektrische Gitarre, elektrische Sitar und Harmonika) hielt viele Jahre und tatsächlich, ohne Herrn Anderson hätte Dwight wahrscheinlich nicht den Erfolg gehabt, den er aufs Parkett gelegt hat. Neben seinen Fähigkeiten als Gitarrist, Sitarist (wenns so etwas gibt) und Harmonikaist hat er auch Pflöcke als Produzent und Songschreiber eingeschlagen. Man kann die Fähigkeiten des Sängers nicht wirklich beurteilen ohne sich über den Anteil des Pete Anderson im klaren zu sein.

Die Discographie (LPs und CDs ohne Kompilationen)

Guitars, Cadillacs, Etc., Etc. – Reprise Records – 1986
Hillbilly DeLuxe – Reprise Records – 1987
Buenas Noches From A Lonely Room – Reprise Records – 1988
If There Was A Way – Reprise Records – 1990
This Time – Reprise Records – 1993
Gone – Reprise Records -1995
Dwight Live – Reprise Records – 1995
Under The Covers – Reprise Records – 1997
Come On Christmas – Reprise Records – 1997
A Long Way Home – Reprise Records – 1998
Tomorrow’s Sounds Today – Reprise Records – 2000
dwightyoakamacoustic.net – Reprise Records – 2000
South Of Heaven, West Of Hell: Songs And Score From And Inspired By The Motion Picture – Reprise Records – 2001
Population: Me – Audium Records, Electrodisc Records – 2003
Live From Austin TX – New West Records – 2005
Blame The Vain – New West Records, VIA Records – 2005
Dwight Sings Buck – New West Records – 2007
3 Pears – Warner Bros. Records, Via Records – 2012
Second Hand Heart – Reprise Records, VIA Records – 2015
Swimmin‘ Pools, Movie Stars… – Sugar Hill Records, VIA Records – 2016
Brighter Days – VIA Records, Thirty Tigers – 2024

Man hätte fast meinen können, das ginge ewig so weiter, aber dann kam es zum Knall zwischen den Beiden und der Grund war angeblich Dwights Filmkarriere, hatte er doch so einige Streifen hinter sich gebracht und das wirkte sich auch auf seine Veröffentlichungen aus, die damals keinen Deut schlechter wurden, aber immer länger dauerten bis etwas Neues auf den Markt kam. Ich vermute, den Musikmarkt hat Herr Yoakam damals etwas schleifen lassen und die Band musste hinten anstehen. Natürlich wäre das für eine Band nicht so witzig gewesen, monatelang zu warten bis ihr Hauptakteur mal wieder kurz Zeit für musikalische Abenteuer hatte. Bis auf Pete Anderson, der hatte genug Talent um zu wissen, dass er auch eine eigene Karriere haben konnte. 2002 war jedenfalls Feierabend zwischen den Beiden und es war keine freundschaftliche Trennung. Schade muss es immer wieder mal so enden.

Als Produzent hat Pete Anderson u.a. Roy Orbison, Sara Evans, The Meat Puppets, Jason Boland & the Stragglers, Michelle Shocked and Mark Chesnutt produziert. Ich bin mir ziemlich sicher, die Liste ist viel länger, war er doch ziemlich gefragt. Was er heute macht, da habe ich ehrlich gesagt, gar keine Ahnung, hoffe jedoch, dass er frisch und munter ist und noch immer im Geschäft mitmischt.

Ab „Live From Austin TX“ hiess es dann, Dwight alone at home (plus Band). Und irgendwelche Befürchtungen (die ich nie hatte), dass das Ding in den Keller rasselt, were gone with the Wind. Dwight wurde nicht besser, aber er wurde auch nicht schlechter. Sein sehr hohes Niveau hat er gehalten und ausgebaut. Ein Aufwacher im besten Sinne des Wortes war damals auf dem Album „Gone“ die Inklusion von Mariachi-Trompeten auf einem Track. Das war so überraschend, hatte doch Countrymusiker das Instrument mehr verwendet, seit Johnny Cash damit sein Alleinstellungsmerkmal zementiert hatte. Ich glaube, Dwight Yoakam hat diesen Gag nochmal verwertet auf einem neueren Song, der allerdings nicht auf dem 2024er-Album ist.

Natürlich ist in den letzten Jahren auch seine Familie zum Thema geworden. Er war eigentlich häufig an Galas und Empfängen anzutreffen, halt so wie die Industrie das in den USA macht. Seit dem Jahr 2000 ist er verheiratet und hat auch einen Sohn (geboren 2022). Wahrscheinlich ist die Kinderstimme auf dem neuesten Werk „Bright Days“ sein Sohn. Allerdings habe ich keine Credits für ihn gefunden, auch wenn sonst jeder Song seziert wird (habs doch noch gefunden, Track 8 der Titelsong „Brighter Days“ mit dem kommenden Star Dalton Yoakam). Im Booklet kann man auf einigen Bildern aber seinen Sohn mit ihm im Studio sehen.

Das letzte musikalische Lebenszeichen war 2016 das Album „Swimmin‘ Pools, Movie Stars…“ und ich dachte schon nach jahrelanger nachfolgender Funkstille, das wars dann. Aber hallo, da kennt ihr euren Dwight nicht, für mich ohne Vorwarnung kam 2024 „Bright Days“ auf den Markt. Und er ist sich treu geblieben (was ich, ehrlich gesagt, aber auch so erwartet und gehofft hatte). Na gut, „California Sky“, mit den Backgroundsängerinnen ist etwas ungewöhnlich. Seine Gesangsleistung und die Band, top. Aber der Frauenchor etwas gewöhnungsbedürftig und ich habe gerade herausgefunden, ich brauch ein Hörgerät. Im Booklet sind die Backgroundsängerinnen mit Namen erwähnt, als da wären Jonathan Clark und Brian Whelan. Aber abgesehen von meinem Flop, das Album ist sehr zu empfehlen und kann dem Anfänger sowie dem Profi ans Herz gelegt werden. Es ist halt eben Dwight Yoakam und schon geht eine neutrale Betrachtungsweise aus dem Fenster raus. Mit 14 Songs und einer Laufzeit von knapp 55 Minuten gibt es hier sehr viel Qualität fürs Geld. Allerdings kenn ich schon so einige Leute, die bekommen schon Ausschlag wenn sie das Wort Country nur schon hören und die werde ich in diesem Leben auch nicht mehr vom Gegenteil überzeugen.

P.S.: Da ist mir ein ganzer Abschnitt zu Pete Anderson rausgeflogen, den habe ich allerdings per 14.03.2025 wieder am entsprechenden Platz restauriert.

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