Cyndi Lauper – Detour (CD)
Für einmal kein Tonträger, den ich bei Erstveröffentlichung verpasst hatte. Allerdings kann ich mir heute nicht erklären wieso ich so ziemlich uninteressiert an dem Album war. Cyndi Lauper war immer auf meiner erweiterten Liste und es sind doch so einige LPs und CDs zusammengekommen. Kann sein, dass ich das fischen in fremden Gewässern bis vor ein paar Jahren nicht so goutiert habe. Altersmildheit hat zugeschlagen. Wieder.
Cyndi Lauper muss man nicht wirklich vorstellen, seit ihrem Ueberhit „Girls Just Want To Have Fun“ oder „Time After Time“ (beide auf ihrem Debut) war sie auf dem Parkett anwesend. Und der Ritterschlag eines Covers von Miles Davis war wohl die Krönung (auch wenn man da anderer Meinung sein kann, aber wir gehen jetzt nicht ins Detail betreffend Jazzhistorie – wir haben alle das schon vor Jahrzehnten gelesen und unsere Meinung gebildet). Zwischen „She’s So Unusual (1983) und „Detour“ (2016) liegt eine über 30-jährige Karriere im Popgeschäft. Und es ist eine bemerkenswerte ebensolche. Nach dem Debut, zumindest im Rückblick, verblasste ihr Stern etwas und nur „True Colors“, der Studionachfolger des Debuts, verhalf ihr nochmal zu einer angemessenen Platzierung in den Hitparaden dieser Welt. Die weiteren Veröffentlichungen blieben fast etwas unter dem Radar und sogar ich hatte Frau Lauper zeitweise aus den Augen verloren.
Aber immer wieder poppte sie irgendwo auf. Sie war nicht mehr die gefragteste Künstlerin unter der Sonne, aber weit entfernt davon abgeschrieben zu sein und wenn man sich ihre Tonträger in den Zwischenjahren anhört, kann man sich schon fragen, wieso es nicht mehr geklappt hat. Die Qualität der Songs und der Produktionen waren von hoher Qualität, aber irgendwie schien sich der Wind gedreht zu haben oder die 15 Minuten Ruhm waren schon weg. Vom Pop ist sie zeitweise auch abgekommen und schon mal beim Jazz gelandet. Ihr 2003er Album „At Last“ ist einfach grandios, obwohl ich sonst mit Vocal Jazz nicht allzuviel anfangen kann. Mit Cyndy Lauper bekommt man also eine ganz schöne Bandbreite zu hören. Und dann mit ihrer letzten Studioveröffentlichung „Detour“ schwenkte sie über zum Country.
Natürlich kann man von so einem Schwenk halten was man will und irgendwo beisst es sich schon ein bisschen (obwohl „At Last“ auch nicht ungebissen durch die Gedankengänge kommt), aber wie das Jazz-Album macht sich die Country-Offerte sehr sehr gut. Es ist nicht die Cowboy-Variante mit Dreck, Schweiss, Kuhscheisse und Revolverduell am OK-Corral, es ist schon eher die zivilisierte Variante, ohne jetzt in den Zuckerguss abzudriften. Vielleicht etwas auf der Dolly Parton-Seite. Ob das beabsichtigt war, dass kann ich nicht sagen. Cindy Lauper bringt jedenfalls fast das ganze Repertoire an Gesang was in diesem Genre möglich ist, inklusiv Jodel.
1 Funnel Of Love
2 Detour – Featuring Emmylou Harris
3 Misty Blue
4 Walkin‘ After Midnight
5 Heartaches By The Number
6 The End Of The World
7 Night Life – Featuring Willie Nelson
8 Begging To You
9 You’re The Reason Our Kids Are Ugly – Featuring Vince Gill
10 I Fall To Pieces
11 I Want To Be A Cowboy’s Sweetheart – Featuring Jewel
12 Hard Candy Christmas – Featuring Alison Krauss
Es sind einige Songs dabei, die sich ihren Platz in der Countrygeschichte wahrlich verdient haben. Und ich hatte nie das Gefühl einer ausgelutschten Performance zuzuhören. Ob Cyndi Country oder Dolly Rock macht, Jacke wie Hose, beide können das und in ihrer eigenen Art und Weise. Soll nicht heissen, dass Frau Lauper jetzt ihr Pferd sattelt und gen Westen reitet. Die Gästeliste ist gerade auf der richtigen Seite diesseits von Namedropping und peinlicher Selbstbeweihräucherung. Einen Song wie „Heartaches By The Number“ muss man ja eigentlich nicht vorstellen, aber hier kommt der in einer zwar angeglichenen aber trotzdem total frischen Version rüber.
Zwei Grammy Awards, ein Tony Award, ein Emmy Award und ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame sind quasi das Gütesiegel zu ihrer Karriere. Aktuell ist Cyndi Lauper auf ihrer Farewell Tour welche irgendwann im 2025 ausplempert. Leider habe ich viel zu spät davon erfahren. Und bevor hier „Klappe zu“ ist für dieses Jahr, es gibt auch noch einen Tonträger „Memphis Blues“ mit ihren Interpretation des, ahem, klassischen Blues. Empfehlenswert. Natürlich.
Und allen Lesern des Rockzirkus-Blog einen guten Rutsch und ein exzellentes neues Jahr 2025. Man liest sich!