Ira May – The Spell (CD)

Ira May – The Spell (CD)

2014 war es als Ira Mays Debut „The Spell“ veröffentlicht wurde (LP und CD). Die Tonträger kamen auf den Markt mit einem Hype, den das beschauliche Käse- und Schokoladeland wahrscheinlich noch nie so gesehen hatte. Das erklärt wohl auch mein anfängliches, 10-jähriges, Desinteresse. Aber nachdem sich die Wogen nun geglättet haben dürften, ist es an der Zeit sein, ohne zu hyperventilieren auf den Tonträger einzugehen.

Ira May (richtiger Name Iris Bösiger) ist in der Nähe von Basel aufgewachsen und war mir vor 2014 nicht bekannt, obwohl sie schon einige Zeit vorher als Sängerin unterwegs war. Vor 2014 sind, so wies aussieht, keine kommerziellen Aufnahmen auf Tonträger erhätlich. Die grosse Trommel die dann mit „The Spell“ angeschlagen wurde hat neben dem Debutalbum zu einigen Beiträgen auf Various Artists Tonträgern geführt, so z.B. auf zwei Soundtracks und einer Gratisbeilage eines Magazins (2014 und 2015). Die grosse Kelle war aber reserviert für „The Spell“. Für eine Sängerin aus der Schweiz war der Aufwand enorm und das Album stand praktisch jedem Käseblatt zur Besprechung zur Verfügung. Und das ist normalerweise der Punkt wo Yours Truly sich verabschiedet.

Dazu kam, dass in jedem Platten- und Palettenhändlerladen die LP und die CD angeboten wurde. Es gab schlicht kein Entkommen mehr. Nicht mal im Radio hatte man Ruhe vor dieser Produktion und wenn so übertrieben wird, dann hören wohl einige Leute weg, egal wie gut die Produktion ist. Die elf Songs sind zu einem grossen Teil von Ira May entweder allein oder in Zusammenarbeit geschrieben worden. Und die Qualität der Tracks ist exzellent und die Musiker sind absolut hochklassig (auch aufnahmemässig passt da alles). Aber seien wir ehrlich, nicht viele Musiker aus der CH haben irgendwo (ausser vielleicht in Bern-Bümpliz) einen grösseren Pfosten eingeschlagen. Dass das Album auf die Nummer eins Position der Albencharts in der Schweiz kam, dürfte nur dem Tsunami an Hype zu verdanken sein.

Allerdings muss ich nun, 10 Jahre nach Erstveröffentlichung des Albums, zurückrudern und gebe zu, dass das Gebotene meine Erwartungen mehr als übertroffen hat. Das ist Nu-Soul mit einem Touch von 60’s und 70s und 80s der mich an jemanden erinnert. Ich komme nicht drauf. Fängt, glaube ich, mit A an und hört mit y auf. Ah, ich habs, Amy Winehouse.

Tatsächlich erinnert mich die Stimme Ira Mays in weit über der Hälfte des Gebotenen ziemlich stark an Frau Winehouse und da bin ich befangen, für mich ist Letztere etwas vom Besten was der damals aktuellen Musiklandschaft passieren konnte. Man höre sich nur mal „Mr. Right“ an und ich möchte den/die sehen, der/die nicht auf einen „lost“ Amy Winehouse Song tippt. Natürlich kann man es auch übertreiben, aber ich denke qualitätsmässig hat Ira May alles Recht auf dieser Schiene zu fahren. Das wäre etwas anderes, wenn das Gebotene nicht auf dieser Stufe brillieren würde. Man könnte jetzt natürlich anführen „auf den Zug gesprungen“ oder, was auch immer beliebt ist „Leichenfledderei“ loslassen.

Als Tonträger aus dem Soulgenre ist das jedenfalls eine Topleistung und die steht Ira May und Amy Winehouse gut zu Gesicht und ich halte ihre Nähe zu Letzterer nicht gegen sie. Es ist übrigens nicht nur die stimmliche Nähe der beiden Sängerinnen, auch die instrumentale Begleitung ist ähnlich. Teilweise auf „The Spell“ vielleicht etwas nervöser. Aber ich gebe es zu, je nach Track hätte ich in einem Blindtest versagt. Es scheint mir mehr ein Tribute zu sein als eine copy and paste Angelegenheit, schon gar nicht, weil es sich um Originalsongs handelt. Es läuft gerade „Little Princess“, exzellent.

Ira May hat 2016 ihr bisher letztes Album veröffentlich (auf Universal Music) und zwar „Eye Of The Beholder“ und seither ist Ruhe, aber ich denke, dass das mit oben Erwähntem zu tun hat, als Musiker/in aus der Schweiz kriegst du einfach keinen Fuss auf den Boden (und ich spreche nicht von minderer Qualität). Schade eigentlich, dass die Leute in Lörrach und St. Louis nie mit den beiden Alben in Berührung gekommen sind.

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