Oum – Zarabi (CD)

Oum – Zarabi (CD)

Nicht nur die traditionelle arabische Musik ist spannend, tatsächlich macht auch die kontemporäre Variante eine gute Figur. Ob diese jetzt aus dem Mittleren Osten oder aus Nordafrika kommt ist Jacke wie Hose. Ich bedaure heute noch dass Aisha Kandisha’s Jarring Effects irgendwann mal den Löffel hingeschmissen haben (das Label Barraka El Farnatshi war oder ist in Basel ansässig und hatte die Band ziemlich gepusht, zu Recht und verdientermassen). Aber hier geht es um Oum (Oum El Ghaït Benessahraoui أم الغيث بن الصحراوي), eine marokkanische Sängerin und Songschreiberin (geboren 1978 in Casablanca). Wie unterdessen meistens bin ich wohl der Letzte der auf die Dame aufmerksam geworden ist und auch nur weil ich aus reiner Neugier eine CD (eben „Zarabi“) aus dem Regal eines lokalen Händlers gezogen habe.

Unterdessen habe ich diesen Tonträger dünn und durchsichtig gespielt, die LP ist seit Wochen bestellt und einige weitere CDs plus eine LP sind im Zulauf. Die Discographie im Schnelldurchlauf:

1) Lik’Oum 2009
2) Sweerty 2012
3) Soul Of Morocco 2013
4) Zarabi 2016
5) Daba 2019
6) Dakchi: Live In Marrakech  2024

Ich weiss nicht ob es richtig ist, aber irgendwann habe ich mal gelesen, dass arabische Musik immer Tanzmusik ist, egal in welchem Zusammenhang. Auch die klassische (wahrscheinlich vor allem die) Variante ist damit gemeint. Allerdings ist es mir bereits mit den vorerwähnten Aisha Kandishi’s Jarring Effects aufgefallen, dass sich diese, meiner Meinung nach, etwas von dieser Sichtweise gelöst hatten. Oum würde ich jetzt auch nicht unbedingt als Tanzmusik qualifizieren, dafür sind ihre Lieder doch zu modern und für mich nicht tanzbar (sagt der one-step Experte).

Allerdings sind alle Tracks (ich kenne im Moment nur diese CD) schwer in der arabischen Tradition verhaftet, was aber kein Widerspruch ist. Die Tags reichen hier von Gospel über Afro-Cuban zu Jazz und darüber hinaus. Alles Quark. Was soll hier Gospel sein und was Afro-Cuban? Sogar mit Jazz als Schublade habe ich Schwierigkeiten. Lasst es bei arabisch bleiben (sogar der afrikanische Einfluss ist nicht wirklich massgebend). Bei Interpretinnen(!), ja, das ist die weibliche Form, beeindruckt mich auf alle Fälle die Stimme, die meistens mit eindrucksvoll umschrieben werden kann. Das gilt hier auch für Oum. Tatsächlich würde ich so weit gehen und die Stimme einer Sängerin in diesem Bereich mit einer Opernsängerin vergleichen. Nicht im Umfang der Skalen, aber durchaus mit der Seriosität und Ausdrucksweise.

Natürlich ist es unmöglich hinter die Kulissen zu blicken, wenn man nicht dem selben Kulturkreis entstammt. Das Hintergrundwissen fehlt halt und man kann nicht Rückschlüsse ziehen. Andererseits führt das aber genau dazu, man findet es gut oder eben nicht und lässt für einmal die Analyse im Korb. Wenn ich über die Eckdaten ihrer Karriere gehe, dann muss ich doch feststellen, Oum scheint gut im Geschäft zu sein. Neben Nordafrika ist sie wahrscheinlich ein ziemlicher Star in Frankreich, aber das dürfte auch geschichtlich bedingt sein. Es ist mir schon klar, wer bei arabischer Musik Ausschlag bekommt, der/die solls bleiben lassen. Allen anderen steht ein Erlebnis der besonderen Art bevor.

P.S.: Für den Vinylfetischisten/die Vinylfestischistin, „Zarabi“ und „Live In Marrakech“ sind auch auf LP veröffentlicht worden.

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