In einem Beitrag schrieb ich etwas über Hound Dog Taylor. Zwischen Hound Dog Taylor und Earl Hooker gibt es einige Ähnlichkeiten. Genau wie zu Hound Dog Taylor stieß ich zu Earl Hooker über das American Folk Blues Festival, diesmal das im Jahr 1969. Die erste Platte von ihm wurde in Köln gekauft, woanders gab es damals nichts von Earl Hooker. Genau wie Hound Dog Taylor spielte Earl Hooker in den Clubs der Southside von Chicago und auch er bevorzugte die Slidegitarre. Das waren alle persönlichen, geografischen und musikalischen Ähnlichkeiten, mehr gibt es nicht.
Earl Hooker wurde am 15.01.1930 in Clarksdale Mississippi geboren. Bereits ein Jahr nach seiner Geburt zog es die Familie nach Chicago, wo Earl Hooker dann auch aufwuchs. Er lernte Gitarre, Schlagzeug und Orgel in der Lyon and Healy Music School in Chicago. Zur Slidegitarre brachte ihn sein Mentor Robert Nighthawk. Earl Hooker machte schon vor Jimi Hendrix den „Hendrix“. Er spielte die Gitarre über dem Kopf, hinter dem Rücken und zupfte die Saiten mit den Zähnen in seinen Shows. Das soll in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren gewesen sein! Bei Hendrix waren es die 1960er Jahre.
Bereits als Junge litt er unter Tuberkulose. Die richtigen Probleme mit der Tuberkulose kamen dann Mitte der 1950er Jahre. Er starb am 21.April 1970 an der Krankheit im Alter von 40 Jahren.
Bei Gelegenheit werde ich mehr über ihn schreiben.
Beim Durchwühlen der Bluesalben im Kölner Saturn fiel mir „Theres A Fungus Among Us“ sofort auf. Das Cover muss von Robert Crumb sein! Als Fan von Crumb wurde die Platte gekauft, ohne etwas von Earl Hooker zu kennen, außer seiner Beteiligung am 1969er American Folk Blues Festival.
Die erste Veröffentlichung des Albums war auch Earl Hookers erster Longplayer und nannte sich “The Genius Of Earl Hooker”. “Theres A Fungus Among Us” war die Wiederveröffentlichung des Label Red Lightning für Europa. „The Genius Of Earl Hooker“ wurde 1967 veröffentlicht, „Theres a Fungus among us” 1971. Eine weiter Wiederveröffentlichung kam 1973 unter dem Titel “Do You Remember The Great Earl Hooker“ auf den Markt.
Wann die Aufnahmen entstanden ist leider nicht vermerkt. Es gibt auch keine Angaben wer daran beteiligt war. Der einzige genannte Name war Jimmy Dawkins, das aber auch nur als „vielleicht“. Eine andere Quelle nennt:
Jimmie Dawkins: guit.
Bobby Fields: tenor sax. (Titel 1 bis 3 der A-Seite)
Freddie Roulette: steel guit. (Titel 1 bis 3 der A-Seite)
Bobby Little: drums (Titel 1 bis 4 der B-Seite)
Aufgenommen wurde bei der Cuca Records Company in Wisconsin. Wahrscheinlich gab es zwei Session, da fünf der Songs nur in Mono abgespielt werden können und der Rest in Stereo. Die Songs wurden, bis auf „Dust My Broom“, „Hold On“ und der „Walkin‘ Rag“ von Earl Hooker geschrieben.
Earl Hooker weigert sich zu singen, er überlässt das in der Regel Bluesshoutern wie Big „Voice“ Odom oder anderen. Auf diesem Album verzichtet er auf jeglichen Gesang. Earl Hooker beherrscht viel musikalische Stile wie Jazz, Blues, Soul, Funk oder Country & Western. C&W nennt er passend Hillbilly, er war für einige Monate in einer C&W Band Mitspieler.
Der erste Titel „Two Bugs And A Roach” bezieht sich auf seine Erkrankung. 1968 nahm er ihn für das gleichnamige Album noch einmal auf. In der Besetzung dieser 68er Aufnahme taucht der Name Freddie Roulette mit der Steelgitarre auf. Ein wichtiges Instrument auf „The Genius Of Earl Hooker“ ist die Orgel, evtl. war es Joe Willie Perkins? Waren es vielleicht doch die gleichen Musiker? Die Orgel ist sehr jazzig. Das Ganze hört sich wie eine Session mit solider Rhythmusgruppe und den Soloeinlagen von Gitarre, Saxophon und Orgel. Das zieht sich beinahe durch das ganze Album. Manchmal erinnert der Stil an Booker T. & The MG’s. Die Musik ist oft entspannend, so bei „Hold On“. Dann gibt es klassischen Blues als Shuffle wie bei „Off The Hook“ oder „Dust My Broom“. Blues pur mit einem Zusammenspiel von Saxophon und Slidegitarre.
Das Earl Hooker auch im Funk zuhause ist, zeigt er mit „Hot And Heavy“ und „Screwdriver“. Bei „Screwdriver“ werden Erinnerungen an „Funky Chicken“ von Rufus Thomas wach. Überhaupt, auch das zieht sich durch das gesamte Album, es kommen immer wieder Erinnerung an bekannte Bluesphrasen. Meist sind es nur ein oder zwei Takte und oft auch mehrere dieser Phrasen in einem Titel.
Der erste Titel der B-Seite, „Birtha“, ist so zuckersüß, so hat es auch Jeff Beck mit einigen Songs versucht. Bei „Foxtrot“ sind Shuffle und Swing angesagt. Der Name des nächsten Songs, „End Of The Blues“, passt genau, langsam, traurig und gespickt mit den oben erwähnten Phrasen.
Jetzt kommt mit dem „Walkin‘ Rag“ Country & Western, so wie die Cowboys ihn lieben! Kein Blues oder Jazz oder etwas andere, C&W, Hillbilly, und sonst nichts.
Die restlichen Titel sind Blues, Funk oder auch nur gute Musik mit der Gitarre im Vordergrund. Hier zeigt Earl Hooker wie Gitarre gespielt wird.
„The Genius Of Earl Hooker” oder “Theres A Fungus Among Us” ist ein ruhiges Instrumentalalbum. Höhepunkte gibt es eigentlich nicht, jeder Titel ist auf seine Art gut gemacht. Blueser, die Gesang zum Beispiel bei „Dust My Broom“ erwarten, werden enttäuscht sein. Wie schon geschrieben, wenn Earl Hooker Gesang braucht, dann holt er sich gute Shouter.
The Genius Of Earl Hooker oder The Fungus Among Us
A-Seite:
Two Bugs In A Rug
Hold On… I’m Coming
Off The Hook
Dust My Broom
Hot And Heavy
The Screwdriver
B-Seite:
Bertha
The Foxtrot
End Of The Blues
Walking The Floor
Hooker Special
Something You Ate