Carla Bley – Pianistin, Komponistin, Arrangeurin

Carla Bley – Pianistin, Komponistin, Arrangeurin

Carla Bley (geboren 11. Mai 1936 und verstorben † 17. Oktober 2023) war definitiv eine Jazzpianistin die das Genre über Jahrzehnte geprägt hat. Aber sie war, meiner Meinung nach, definitiv keine Freejazzerin, auch wenn es einige wenige Tonträger gibt, die das nahelegen könnten. Sie war aber auch Komponistin und Arrangeurin und nicht etwa so im Lalalabereich, sondern ihre Werke haben den Test der Zeit bestanden und gerade z.B. ihre Arrangements beim Liberation Music Orchestra sind schlicht wegweisend. Und absolut frei von Free Jazz (wenn mir dieses Wortspiel gestattet ist). Aber ich bin dem Text schon wieder ellenlang voraus.

Lovella May Borg wurde zu Carla Bley als sie den Jazzpianisten Paul Bley heiratete und obwohl sie sich später scheiden liessen, behielt sie ihren Nachnamen Bley bei, wohl ein Branding um ihren Status nicht zu verwässern. Aber auch nach ihrer Scheidung von Paul Bley arbeiteten die beiden immer wieder mal musikalisch zusammen. Wenn man sich die Diskographie der Carla Bley so ansieht, dann fällt einem auf, dass in grossen Teilen immer wieder die gleichen Personen auftauchen. Es sieht so aus, als hätte Frau Bley da ihre Komfortzone gefunden. Kollaborationen, und davon gab es viele, mit anderen Musiker blieben natürlich nicht aus und man findet hier genügend Details in den Veröffentlichungen.

Den grösseren Teil Ihrer Arrangements und Kompositionen bestand aus … ja was? Ich lass da mal Wikipedia sprechen, bevor ich mir einen abbreche. Aber ich kann das zu 100 % unterschreiben. «Ihre Kompositionen zeichnen sich durch komplexe Strukturen, unkonventionelle Harmonien und eine originelle Herangehensweise an die Instrumentierung aus. Sie hat auch eine Vorliebe für humorvolle und ironische Elemente in ihrer Musik gezeigt, was zu ihrer einzigartigen Klangästhetik beiträgt. Sie gilt als eine der bedeutendsten Autorinnen von vertrackten und zugleich eingängigen Jazztiteln.» Im Gegensatz zu, z.B. Irène Schweizer ist in den Werken von Carla Bley das Piano nicht immer im Vordergrund, aber ich glaube, die Denkweise der beiden war doch schon ziemlich verschieden.

Eine Auswahl aus der Diskographie (die komplette Liste ist doch ziemlich ausufernd und unübersichtlich)

1 Charlie Haden – Liberation Music Orchestra – Impulse!, ABC Records – 1970
2 Carla Bley, Paul Haines – Escalator Over The Hill – JCOA Records – 1971
3 Dinner Music – WATT – 1977
4 Live! – WATT, ECM Records – 1982
5 Charlie Haden / Carla Bley – The Ballad Of The Fallen – ECM Records – 1983
6 Heavy Heart – WATT, ECM Records – 1984
7 Charlie Haden And The Liberation Music Orchestra – Dream Keeper – DIW – 1990
8 The Very Big Carla Bley Band – ECM Records, WATT – 1991
9 Charlie Haden, Liberation Music Orchestra – The Montreal Tapes – Verve Records – 1999
10 The Lost Chords – WATT, ECM Records – 2004
11 Charlie Haden – Liberation Music Orchestra – Not In Our Name – Verve Records – 2005
12 Andando El Tiempo – ECM Records – 2016
13 Life Goes On – ECM Records – 2020

Für den Newbie empfehle ich mal alle Aufnahmen mit dem Liberation Music Orchestra (wohl eine der stärksten Tonträger im Bereich politischer Aussagen und speziell so im Jazz). Dann ganz sicher eines ihrer Glanzstücke «Escalator Over The Hill» (auch als Jazzoper bezeichnet – aber da können wir diskutieren bis die Kühe nach Hause kommen) und last but not least ihre LP/CD «Heavy Heart». Jede dieser Empfehlungen führt nicht in den Abyss (falls man sich vor Free Jazz fürchtet, wie der Teufel vor dem Weihwasser). Ich weiss jetzt nicht was man mitbringen muss um diese Aufnahmen geniessen zu können, aber eine Jazzaffinität ist nicht unbedingt Voraussetzung. Vielleicht etwas Neugier wäre angebracht. Von da an ergibt sich alles andere.

Carla Bley ist eine Musikerin die mich jetzt auch schon 40 Jahre begleitet, angefangen als ich von einem Magazin in der Schweiz die «Heavy Heart» CD zugeschickt erhielt. Das Magazin gibt es wahrscheinlich schon lange nicht mehr, die CD ist immer noch in meiner Sammlung und wird doch hin und wieder gehört. Bemerkenswert sind allerdings schon die 40 Jahre und kein bisschen leiser (um das mal zu paraphrasieren). Ein Alice Cooper befindet sich seit ca. 1971 in meinem Pantheon, wobei ich vor allem zwischen ungefähr 1975 bis 1985 schon mein Interesse etwas zurückgefahren hatte, aber das hat sich dann wieder eingerenkt. Der längstlaufende Duracellhase sind allerdings die Lords, seit ca. 1964/65 und bis heute präsent. Normalerweise höre ich mir die Tonträger noch mal durch, bevor und während ich einen Beitrag schreibe, hier habe ich zwar eine grosse Anzahl an CDs auf der Seite gestapelt, aber nie eine eingelegt in den Player. Eine Premiere. Und jetzt, da der Beitrag fertig ist, gibt’s doch noch die CD «4 x 4», WATT/ECM 2000.

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