Cathy Berberian – Zwischen E und U

Cathy Berberian – Zwischen E und U

Catherine Anahid Berberian (4. Juli 1925 in Attleboro, Massachusetts – † 6. März 1983 in Rom), eine Opernsängerin im Rockzirkusblog? Wie mans nimmt, Opernsängerin ist etwas zu kurz gegriffen. Sie war in der Avantgarde zu Hause und neben vielen anderen Komponisten interpretierte sie auch Werke von u.a. Igor Strawinsky, John Cage und Luciano Berio. 1950 heiratete sie Letzteren und dieser schrieb immer wieder Stücke, die auf seine Ehefrau zugeschnitten waren. Diese sind auf einer Vielzahl von LPs und CDs erhältlich, das ist aber alles sehr unübersichtlich, daher mal gar keinen Versuch zu einer Discographie

Ob sie eine der vielseitigsten Stimmen im Geschäft war, das kann ich nicht beurteilen, denke aber, dass das unbelegtes Getrommel ist. In ihrem Werk fällt auf, dass sie vorwiegend zeitgenössische und neue Musik interpretierte, aber dabei auch Komponisten wie Claudio Monteverdi in ihrem Repertoire hatte. Bei Cathy Berberian muss man auf alles gefasst sein, aber John Cage? Das ist mal eine Hausnummer! Andererseits sang sie auch Lieder von Kurt Weill, so z.B. Surabaya Johnny und andere. Vieles ist zu finden auf YT mit Cathy Berberian selbst und andere mit Sänger/innen unserer Tage. Ein tieferen Knicks kann man wohl nicht machen, Fremdinterpretationen ihres Werks sprechen eine Sprache für sich.

Auf YT (wenn ihr im Schnelldurchlauf seid) würde ich empfehlen:

Suche: Cathy Berberian – Surabaya Johnny (Kurt Weill)
Suche: Cathy Berberian | Stripsody
Suche: Cathy Berberian | Stripsody – auf dem Kanal Women and Queer Referat HMDW mit Jerilyn Chou, Sopran

Cathy Berberian war neben ihrer Tätigkeit auch als Komponistin tätig (meines Wissens nach aber gibt es da nicht so viele Werke von ihr), aber „Stripsody“ z.B. war eines davon und ich empfehle beide der oben erwähnten Versionen anzuhören. „Stripsody“ eine Komposition, die auf Lauten aus der Comicecke basiert. Man kann in einigen Videos erkennen, dass das Notenblatt nur aus Zeichnungen und Sprechblasen besteht. Cathy Berberian war beileibe nicht die Outsiderin wie man es sich nun denken könnte, im Gegenteil, sie war sehr geschätzt in der Musikbranche und nicht mal ihr Hang zur Avantgarde kam ihr ins Gehege mit der traditionelleren Art des Musikbetriebs. Was aber soll eine Opernsängerin in einem Blog der sich Rockzirkus nennt?

Den allermeisten Hörern dürfte sie wohl bekannt sein mit ihren Interpretationen eines Teils des Beatles Katalogs. So habe ich auch vor Jahren zum ersten Mal etwas von Frau Berberian gehört, schlicht gesagt, faszinierend. Und ich konnte sie nicht einordnen und kann es bis heute nicht. Ursprünglich in meiner „weird“-Ecke, habe ich mich unterdessen aus der Zuordnung ausgeklinkt. Heute würde ich sagen, „weird“ beschreibt ihr Werk definitiv nicht. Nicht mal wenn man ihre Beatles-Variationen in Betracht zieht. Für mich ist das ernsthafte, künstlerische Auseinandersetzung mit einem Songkatalog. Es gibt viele Interpretationen der Beatlessongs auf Tonträger, die ich definitiv unter „weird“ laufen lasse, aber Frau Berberians gehören nicht dazu. Und ab dem Punkt bin ich im Schleudern und gebe zu, ich habe null Ahnung.

Allerdings vermute ich, da ich kein Beatles-Fan bin, dass genau das mich anzieht. Wenn ich ein Fan dieser Boygroup wäre, dann würde ich wahrscheinlich Zeter und Mordio schreien und Verrat an der besten, schönsten, geilsten, progressivsten und intelligentesten Band aller Zeiten(!) vorwerfen. Zum Glück komme ich gerade noch drumherum. Auf YT ist davon auch vieles zu finden, am besten mit dem Suchlauf „Cathy Berberian Beatles“. Aus den weitläufigen Tonaufnahmen (die teilweise schwer erhältlich sind) empfehle ich unbedingt

a) Beatles Arias – Fontana – 1966 – in vielen Neuauflagen
b) MagnifiCathy (The Many Voices Of Cathy Berberian) – Wergo – 1971
c) Luciano Berio – E. E. Cummings / Sylvano Bussotti / John Cage – Circles / Frammento / Aria With Fontana Mix – Time Records – 1965

Achtung: Die dritte LP ist nicht unter dem Namen von Cathy Berberian veröffentlicht worden, sie ist aber an jedem der Stücke als Sängerin beteiligt. Man kann als Schlusssatz wohl bemerken, so viele Künstlerinnen, im besten Sinne des Wortes, wie Frau Berberian gibt es leider auf dieser Welt nicht. Womit wir wieder beim Rockzirkus-Blog gelandet wären.

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