Blues’n’Trouble

Blues’n’Trouble

Eine Band die nie den Erfolg hatte, den sie meiner Meinung nach gehabt haben müsste (und verdient hätte). Aber das ist in der Unterhaltungsbranche nicht nur Blues’n’Trouble so ergangen. Die Liste ist schier endlos und beweist, dass sich Qualität nicht unbedingt am Markt durchsetzen muss/kann. Vielleicht schon gar nicht wenn es um Blues geht (in jeder Schattierung).

Wenn man heute im Netz nach Informationen zu Blues’n’Trouble sucht, dann fährt man an die Wand. Die letzte Veröffentlichung scheint „Try Anything Twice“ von 2012 gewesen zu sein. Ueberraschenderweise existiert die Band noch und gibt hie und da ein Konzert in der aktuellen Besetzung

Tim Elliott – Vocals, Harmonica and Slide Guitar
Sandy Tweeddale – Guitar and Vocals
Angus Rose – Keyboards and Guitar
Rod Kennard – Bass
Andy Munro – Drums

wobei Tim Elliott seit langem noch das einzige Originalmitglied der Kapelle ist. Das Kommen und Gehen in einer Band wie dieser ist verständlich, wahrscheinlich reichen die Einnahmen knapp zum Ueberleben und bei aller Liebe zum Blues, irgendwie muss man ja auch noch über die Runden kommen. Einer der Mitspieler war Lou Martin am Piano/Keyboard und in der Besetzung gibt es auch Aufnahmen unter den unten erwähnten Tonträgern. Lou Martin (gestorben 2012) hat so ziemlich mit jedem high Class Rocker und Blueser in U.K. gespielt, den man sich vorstellen kann. Ein schöner Nachruf ist auf der Website von Mick Clarke zu lesen.

Discographie LPs und CDs (ohne Kompilationen)

Blues ‚N‘ Trouble – Ammunition Communications – 1985
No Minor Keys – Ammunition Communications – 1986
Thankyou And Goodnight – Ammunition Communications – BNT LP3 – 1987
Hat Trick – Line – 1987
Live – Line – 1987
With Friends Like These… – Line – 1989
Down To The Shuffle – Munich Records – 1991
Poor Moon – Line – 1992
Live – Bag Full Of Boogie – Line Records – 1994
Devil’s Tricks – Beat Root – BTMPCD 103 – 2003
Try Anything Twice – Moonbeam Music – MB012 – 2012

Es sieht so aus, als hätte die Band (oder deren Management) ziemlich grosszügig Lizenzen an verschiedene Labels für ein und dasselbe Album verteilt. In der Discographie oben ist jeweils nur ein Label gelistet um die Informationen nicht ausufern zu lassen. Obwohl Blues’n’Trouble nie zu den kommerziellen Ueberfliegern zählten, darf mit Fug und Recht behauptet werden, ohne Line (das Label) wäre die Band heute noch in den deutschsprachigen Ländern völlig unbekannt. Für eine Weile waren Blues’n’Trouble sehr gut im Gespräch.

Line war mal das to go Label (im mehr oder weniger selben Boot – musikalisch gesehen – wie Taxim). Und es war auch über Line, dass ich auf Blues’n’Trouble gekommen und geblieben bin. Aber auch hier, ich glaube Line gibt es in dieser Form nicht mehr, die letzte Veröffentlichung scheint von 2021 zu sein. Man sieht schon an der Discographie, die Hochzeit der Band war in den 1980er bis frühen 90er-Jahre und nach 1994 lief die ganze Chose nur noch auf Sparflamme. Und zwar so sparflammig, dass mir „Devil’s Tricks“ und „Try Anything Twice“ bis heute im Regal fehlen. Die beiden Alben sind so gut wie nicht auf dem Markt zu bekommen und wenn überhaupt, dann zu exorbitanten Preisen.

Die Musik, bevor ich vor lauter Geplauder noch vergesse etwas dazu zu sagen: Blues. Ohne Trouble. Die Einordnung ist etwas kompliziert, handelt es sich doch, meiner Meinung nach, nicht um den 08/15 Bluesrock, den so viele Bands vor sich hinklopfen (das ist nicht negativ gemeint, dazu habe ich zu viele Tonträger davon in der Sammlung). Das ist nicht down and dirty und andererseits ist es auch nicht sophisticated und völlig überproduziert. Natürlich rockt es auch … aber es ist nie Selbstzweck sondern absolut sauber und organisch. Es gäbe natürlich vergleichbare Bands, aber mir fällt gerade keine ein, wenn auch einige davon sicher in meiner Sammlung stehen.

Die Band (die Bands) ist/sind 1A und der Langzeitsänger Tim Elliott (ebenfalls an der Schnurregige) passt zur Musik wie die Faust aufs Auge. Will sagen, einen besseren Match zu der Bluesvariante von B’n’T kann man sich nicht vorstellen. Ein grosses Plus ist tatsächlich, dass hier nicht mit dem Panzer durch die Blueslandschaft gepflügt wird und andererseits, dass die Band von Prozac nichts hält. Und nicht zu vergessen, der allergrösste Teil der Songs sind Originale (und die Covers halten sich sehr im Rahmen und sind nicht die schlechtesten Versionen). Blues’n’Trouble gehören einfach zu den Bands von denen ich mir neun Alben hintereinander anhören kann ohne zu denken, jetzt muss mal was anderes kommen.

Die Kritik des Oldie-Markt zur damaligen CD „Live – Bag Full Of Boogie“, dass Blusrockbands auf Tonkonserve nicht gut rüberkommen ist völliger Blödsinn. Im Club soll es geklappt haben, aber auf CD ist es eine Niete. Und dann „vielleicht hätten Lou Martin(!) & Co. mehr als zwei herausragende Fremdkompositionen aufnehmen sollen“, äh, nein, eben nicht. Aber der Oldie-Markt (so gerne ich das Magazin gelesen habe) war ja nicht eben bekannt für stilistisch gute Kritiken (was möglicherweise der jeweiligen Kürze zuzuschreiben war) und hatte ein mehr als gewöhnungsbedürftiges Deutsch in den anderen redaktionellen Beiträgen.

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