Milk Men
Viel gibt die Website der Milk Men nicht her. Und, obwohl ich von Anfang an dabei bin, fällt es ziemlich schwer hier einen fundierten Beitrag zu erstellen. Es ist nicht so, dass sich die Band verstecken würde, aber wahrscheinlich sind sie eher der Meinung, hört unsere Musik und überlasst den Rest uns. Machen wir!
Die Band spielt den britischen R&B wie er sein muss, entlang einer langen Liste an Vorgängern. Man könnte meinen, man hätte schon alles gehört. Vielleicht! Aber diese spezielle Variante des Genres wird zumindest mir nie langweilig und wenn es dann auch noch so kompetent dargeboten wird wie von den Milk Men, „Ladies and Gentlemen, we have a winner!“.
Wenn man sich im Dr. Feelgood/Pirates Umfeld als Fan bewegt, dann wurde man definitiv auf die Band aufmerksam. Und das, obwohl sie weder die eine noch die andere Band kopieren. Klar, es ist U.K. R&B, aber die Milk Men haben eine eigene Färbung und die steht ihnen gut. Von Anfang an hat die Band übrigens Wert auf eigene Kompositionen gelegt und Coverversionen gibts nicht wirklich viele in ihrem Repertoire. Letzteres ist übrigens, im Vergleich zu Dr. Feelgood oder sogar den Pirates, wobei das nicht wirklich fair ist, etwas breiter gefächert. Das ist aber schon klar, wenn man sich den Sektor „Meet The Band“ auf der Website ansieht, dann sieht man, dass die musikalischen Einflüsse von allen Seiten kommen.
Seit 2016 haben die Milk Men fünf Alben veröffentlicht und eine CD-E.P. (die Mini Milk E.P.). Die nachfolgende Discographie listed mit den Katalognummern nur die CDs auf. Man kann ausserhalb des U.K. allerdings nicht über den Link bestellen und muss eine E-Mail an die Band schicken. Funktioniert und Zahlung kann mit PP erfolgen. Warum sie sich so entschieden haben, search me!
Discographie (Alben)
Full Phat – RH0316 – 2016 – (CD)
Gold Top – SRCD16 – 2018 – (CD)
Deliverance – RH0520 – 2020 – (CD)
Spin The Bottle – MMR0922 – 2022 – (CD und auch LP)
Holy Cow! – MMR0524 – 2024 – (CD und auch LP)
Line-up (never change a winning team)
Jamie Smy – Vocals
Adam Norsworthy – Gitarre – (ex Mustangs – u.a.)
Lloyd Green – Bass – (ex Pirates – u.a.)
Mike Roberts – Schlagzeug – (ex Pirates – u.a.)
Zugegeben, mir war nicht bekannt, dass Lloyd Green mal bei den Pirates den Bass bedient hat. Wahrscheinlich konnte Johnny Spence mal den einen oder anderen Termin nicht wahrnehmen. Aber eigentlich ist das nicht verwunderlich, ist doch Lloyd Green der Sohn seines Vaters Mick Green. Wenn Lloyd aber für Johnny eingesprungen ist, wer hing denn damals am Mikro? Lloyd ist unverkennbar seinem Vater aus dem Gesicht geschnitten. Da ist keine Verwechslung möglich.
Mike Roberts habe ich auf einer Pirates Tour in Finnland (zusammen mit Doctor’s Order) in der Besetzung Green/Spence/Roberts live gesehen. Frank Farley war damals, einige Zeit vor der Tour, aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen und hatte nie mehr die Möglichkeit mit den Pirates auf der Bühne zu stehen. Aber Mike Roberts war ein sehr guter Ersatz, wobei ich das Wort Ersatz nicht missverstanden wissen will. Ich denke, Mick und Johnny hatten sich damals richtig für Mike entschieden.
Die Tatsache, dass Bands heute, im Zeitalter des musikalischen Fastfoods und der Downloads noch den Nerv haben richtige Tonträger und dann noch von dieser Qualität zu veröffentlichen, Chapeau! Leider hat die Band meines Wissens noch nie den Fuss (die Füsse!) ausserhalb des U.K. gesetzt. Ich würde die gerne mal live sehen und hören. Wenn man das Geschehen um die Band etwas verfolgt, dann sieht man schon, dass sie die Trommel für sich rühren. Gewisse Erfolge sind da, aber vielleicht liegt es auch am Genre, dass ein Durchbruch nicht wirklich zu erwarten ist.
Die Band ist in meinem Buch rockig, elegant, kompetent und ein besonderes Kränzchen muss ich Jamie Smy winden, mir gefällt seine Präsentation ausserordentlich gut, aggressiv wenn nötig, zurückhaltend wenn ebenfalls nötig und die Stimme hat für mich einen angenehmen Bereich. Tatsächlich hört man so eine zweckdienliche Gesangsleistung nicht so häufig.
P.S.: Die abgebildete Tracklist stammt von „Holy Cow!“