Bugs Henderson – Blues, Rock, Boogie ein Leben lang

Bugs Henderson – Blues, Rock, Boogie ein Leben lang

Bugs Henderson, geboren 1943, verstorben 2012 dürfte vom Bekanntheitsgrad wohl eher der zweiten oder dritten Reihe der US Blues-/Boogie-/Rockgitarristen zuzuordnen sein. Was allerdings die Anzahl der Tonträgerveröffentlichungen angeht, die Bandbreite seines Repertoires, seine Fertigkeit als Gitarrist etc., da war er in der ersten Reihe. Mir ist Bugs Henderson damals im Zug seiner CDs auf Taxim aufgefallen, ja, man kann mit Fug und Recht behaupten, das Label hat den Herrn Henderson auf der europäischen Landkarte verankert.

Die Bands Sensores und Mouse And The Trap waren seine ersten Versuche im Unterhaltungsbusiness, aber da dies die Rechnungen nicht bezahlte, arbeitete er zwischenzeitlich auch in einem Plattenladen und als Studiomusiker. Seinen musikalischen Stil hatte er damals noch nicht gefunden, da gabs Progrock neben Country. Wann genau sich Bugs Henderson entschloss auf die Karte Blues und Boogie zu setzen ist mir nicht bekannt. Bekannt ist allerdings seine erste Tonträgerveröffentlichung unter dem Titel „At Last“ 1978 bei Armadillo Records (später wiederveröffentlicht als CD bei Taxim), damals noch unter dem Namen Bugs Henderson Group. Aber es gibt auch Tonträger nur unter seinem eigenen Namen oder natürlich seinem Outlet Bugs Henderson & The Shuffle Kings. Letztere dürften wohl den meisten Leuten im Gedächtnis geblieben sein, hat er doch mit dieser Band seine Marke vor allem in Europa etabliert.

Die Shuffle Kings waren in ziemlich wechselnden Line-ups unterwegs, u.a. spielte sein Sohn Buddy (Schlagzeug) einige Jahre mit seinem Vater mit (auch zu hören auf CD, so z.B. die Taxim-Veröffentlichung „That’s The Truth“ von 1995 und andere). Bugs Henderson war natürlich ein Opfer des Typs „der Prophet im eigenen Land“, aber da war er in guter Gesellschaft. Viele Blueser und/oder Jazzer mussten für ihren Lebensunterhalt nach Europa ausweichen um über die Runden zu kommen. Hier aber gelang ihnen das Kunststück, als Musiker ernst genommen und gleichzeitig von den Fans finanziell getragen zu werden. Ich denke z.B. auch an Luther Allison oder Louisiana Red. Jedenfalls war es ein guter Platz und speziell in den deutschsprachigen Ländern hatte er doch ein gutes Ansehen (wenn er auch nicht unbedingt im Mainstream beheimatet war).

Bugs Henderson

Years In The JungleFlat Canyon Records1993
Daredevils Of The Red GuitarFlat Canyon Records1994
Legendary Jams (1976-1980 Historic Live Recordings)Taxim Records1997
Heartbroke AgainBlue Flame Records 1998
The Unreleased ’82 Sessions – Back Bop!Burnside Records1999

Bugs Henderson Group

At LastArmadillo Records – 1978
Still Flyin‘Flying High Records – 1981
BackbopTaxim Records – 1998

Bugs Henderson & The Shuffle Kings

American MusicBingo Pajama Records1988
GitarbazndrumsPoor David’s Recordings1992
That’s The TruthFlat Canyon Records1995
Four Tens Strike AgainTaxim Records – 1996
Have Blues… Must Rock – Burnside Records1998
Call Of The Wild („Live At The Meisenfrei“)Taxim Records2000
Adventures Of The Shuffle KingsTrigger Records – 2001
We’re A Texas Band Live In GermanyTaxim Records – 2003
Stormy LoveNo Guru Entertainment Inc.2004
Blue MusicTaxim Records2008
Vienna Calling ‚From Austin To Austria‘Taxim Records2009

Die oben aufgeführten Tonträger sind a) nach Name auf der Veröffentlichung sortiert und b) nur eine Auswahl, so fehlen u.a. (bewusst) Kollaborationen und Kompilationen. Und dann ist mir sicher noch das eine oder andere Album entgangen. Als Blues-/Boogie-/Rockmusiker ist die Spanne an Genres bemerkenswert. Neben den erwähnten kann es locker passieren, dass da ein Countrysong vorgetragen wird, aber immer passend. In über 30 Jahren Tätigkeit kommt es schon mal vor, dass ein Künstler, wenn er es seriös macht, nicht nur irgendwelche ollen Kamellen zum x-ten Mal zum Besten gibt. Bugs Henderson, in welcher Konstellation auch immer, wird auch dem Kenner der Materie wohl nie langweilig. Die CDs (und ganz wenige LPs) sind abwechslungsreich und interessant konzipiert. Ich kenne da Musiker aus dem Bereich, die veröffentlichen seit mehr als dreissig Jahren immer wieder den gleichen Song, geben ihm aber nur andere Namen und hoffen es merkt niemand was. Ein cooles Beispiel ist die „American Music“ von 1988, welche ich mit locker-flockig beschreibe (und trotzdem nicht flach).

Verhältnismässig viele seiner Tonträger sind Liveaufnahmen und das ist beileibe nicht das schlechteste, Bugs Henderson und Band gehören auf die Bühne (obwohl sie natürlich auch im Studio keine Luschen sind/waren). Und im Gegensatz zu einigen anderen Bluesern/Bluesrockern weiss Herr Henderson was eine gute bis exzellente Gitarre ist. Wusste. Der Gesang von Bugs Henderson ist passend zum dargebotenen Blues und Boogie und tatsächlich unterstützend und in einer angenehmen Färbung. Ich würde es nicht anders wollen. Als Gitarrist ist er natürlich eine besondere Nummer. Das tonnenschwere und prägnante in dem Genre bringen nicht so viele Gitarreros so über die Rampe, das ist schon eindrücklich. Aber trotzdem ist das nie zerfetzt oder ein Schaulaufen. Der Mann war wirklich top an seinem Instrument.

Leider habe ich ihn und seine Shuffle Kings nur ein Mal live gesehen und zwar total in der Provinz, dem Kino Monti in Frick (AG). Damals als Trio und die Besetzung war wohl:

Bass – Keith Jones
Drums – Linda Waring
Guitar, Vocals – Bugs Henderson

Grandioser Gig. Linda Waring und Keith Jones waren auch ein paar Jahre dabei (im Studio und Live). Der Veranstaltungsort, wenn ich auch dem Kino Monti ein Kränzchen winden muss für ihr kulturelles Angebot, lässt ein Engagement vom Schlag eines Bugs Henderson in der tiefsten Provinz tief blicken. Nach Frick verirrt sich niemand freiwillig. Aber dann, ich hab dort auch schon Sweet und bei anderer Gelegenheit die Yardbirds live gesehen (oder was damals jeweils davon übriggeblieben war).

Die vier Covers, die hier abgebildet sind, betreffen nur die Nachzügler die ich in den letzten Monaten erworben habe. Aber sie passen sich nahtlos ein, in die bereits vorhandenen Tonträger. Wenn jemand einen Einstieg sucht, dann empfehle ich keinen speziellen Tonträger, nehmt den, den ihr kriegen könnt, ich kenne keine schlechte oder auch nur mittelmässige Veröffentlichung.

Nachbemerkung: Bugs Henderson ist für mich auch der Erfinder der „Audio Liner Notes“ (vielleicht gabs da mal schon jemanden, weiss ich nicht), welche er auf einigen CDs so praktiziert hat. D.h. der letzte Track war manchmal gesprochene Liner Notes anstelle einer im Booklet gedruckten Variante. Wer ihm den Floh ins Ohr gesetzt hat, das weiss ich nicht, vermute aber dass das aus der Taxim-Küche kam. Ich kann mich nicht entscheiden ob das totaler Quark oder eine willkommene Alternative ist. Ganz leicht tendiere ich zu ersterem.

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