Mick Clarke – Bad Whisky Blues (Download)
Der Mann geht auf die 75 zu und haut ein Album nach dem anderen raus, wenn auch heute meistens nur als Download. Der ganze Aufwand mit physischen Tonträgern scheint wohl doch eine Sackgasse zu sein, aber hie und da kommt doch noch ein vormals als DL veröffentlichter Tonträger auf CD raus. Hier wars dann doch einfach die digitale Variante übers Internet. Das neue Album wird am 17. Januar 2025 auf „allen“ Plattformen veröffentlicht. Wobei „alle“ wahrscheinlich mehr trommeln als flöten ist.
Das neue Ding nennt sich „Bad Whisky Blues“ und wird u.a. auf Bandcamp angeboten. Und den Blues darf man durchaus beim Wort nehmen. Obwohl ich nie ein schlechtes Wort über die musikalischen Werke von Herrn Clarke verlieren würde, so fällt mir doch auf, dass der Begriff bluesgetränkt hier eine neue Bedeutung bekommen hat. Das ist so tief in englischem R&B verwurzelt, inklusiv der schweren, repetitiven Spannungsbögen, die manchmal mehr an Bands von Yesteryear aus dem Delta (Canvey Delta) erinnern, als kontemporärem Blues von hier und heute. Natürlich gehts vielleicht nur mir so, aber das ist mein Wohnzimmer, da fühle ich mich zu Hause.
Und wenn auch die R&B Bands aus GB ihre Variante meistens etwas in schnelleren Takten ablieferten, hat der Gitarrero hier einen Nerv getroffen. Und trotzdem, ich könnte eine ganze Litanei an Querverweisen runterbeten (aber lass das Mal sein), was aber nicht heisst, dass Mick Clarke seine Landsleute kopiert. Nein, er geht einfach einen anderen Weg. Der Weg heisst zurück ins Delta und der Pfad ist ausgesteckt mit Wegweisern zu einer bestimmten Spielweise des Blues. Da wird ein Pfad in Beschlag genommen, der teilweise schlechte Kritiken eingeheimst hat und zwar nicht immer zu Recht. Mick Clarke pfeift drauf und spielt was er kann und das ist nicht wenig.
Zwei Titel sind mir besonders aufgefallen, beide wurden in grauer Vorzeit bereits von Dr. Feelgood (und ein paar anderen Kapellen) aufgezeichnet. Das sind „Watch Your Step“ und „Homework“, wobei letzteres u.a. auch von den poor man’s Dr. Feelgood (aka Nine Below Zero) aufgenommen wurde. Obwohl ich auch von Haus aus NBZ Fan bin, interessant wurde es im Vergleich mit der Canvey Truppe. „Watch Your Step“ ist natürlich ein uralter R&B Song den die Doktoren mit der nötigen Verve und „nach mir die Sintflut“ rausgehauen haben (und der Song ist tatsächlich ein Highlight einer ohnehin grandiosen LP). Mick Clarke geht hier einen etwas anderen Weg, die „Ihr könnt mich mal“ Attitude ist nicht ganz so offensichtlich und er bringt den Song etwas zivilisierter rüber. Aber das Grandiose, man sieht (hört) durch den Track durch und etwas verschwommen sieht man Dr. Feelgood hinter Mick Clarke stehen. The real Dr. Feelgood, I hasten to add.
Auf „Bad Whisky Blues“ geht es manchmal auch fast traditionell zu, so z.B. bei „Chauffeur“, aber immer mit dem Mick Clarke Stempel. Oder „Rock’n’Roll And Whisky“ was gleichzeitig beides ist, Rock’n’Roll und Blues. Jedenfalls sind die elf Songs so etwas wie Manna für Blueser, Nostalgiker und Vorwärtsblicker. Dazu kommt noch die punktgenaue Produktion, was allerdings auch darin liegen könnte, dass er meinens Wissens nach mehr oder weniger alles selbst unter Kontrolle hat. So kommt es auch nicht zu überproduzierten, abgeschliffenen Sounds. „Homework“ ist der andere Song, den Dr. Feelgood schon in grauer Vorzeit als Cover anboten. Tatsächlich tönt es hier mehr nach der NBZ Version aber auch das meistert der Meister (pun intended) grandios. Dieses relaxte, leicht swingende hat der Song wirklich verdient und über allem die Gitarre. Der Nachteil bei Downloads und deren Besprechungen ist, man bekommt nicht viel Informationen.
Wie Mick Clarke schreibt „Here’s a compilation of some favourite Whisky soaked tracks from the last few years, plus some recent single releases and the brand new „You’re The One“. Und übrigens ist „Help Me“ eine sehr gute Version dieses Klassikers, aber irgendwie passt auch das wie die Faust aufs Auge zu diesem Digitalalbum. Ob hier jemals ein physisches Produkt folgen wird? Ich würde es mir wünschen, aber wahrscheinlich lohnt sich der Aufwand und die Kosten nicht so etwas auf den Weg zu bringen. Bleibt nur der Weg über Bandcamp und DL (und damit den Musiker zu unterstützen).