Honeycombs
Die Sheratons gründeten sich als Band 1963 und zwar mit dem Line-up (die beiden Lantrees waren Bruder und Schwester)
Denis „D’Ell“ Dalziel – Vocals, Harmonica
Martin Murray – Guitar
Alan Ward – Guitar, Piano, Organ
John Lantree – Bass
Ann „Honey“ Lantree – Drums
und benannten sich kurz danach um in die Honeycombs und starteten 1964 durch mit ihrem Hit „Have I The Right“ welcher im UK die Nummer eins der Charts belegte und in den USA noch einen ansehnlichen Platz fünf beanspruchte. Der Song war aber nicht von der Band geschrieben, sondern, wie es wohl damals üblich war, von einem Autor oder Autorenteam (s. z.B. Sweet in ihrer Frühphase) und zwar waren das Ken Howard & Alan Blaikley. Hitparadentechnisch war der Start aber bereits der Anfang vom Ende. Mit „That’s The Way“ gelang ihnen 1965 zwar noch ein Platz 12 im U.K. aber das wars dann.
Die englische Version kam in der BRD im Jahr 1964 bis auf Platz 21 und verblieb dort für fünf Wochen. Eine deutschsprachig gesungene Version von den Honeycombs kam als „Hab‘ ich das Recht“ ebenfalls in Deutschland auf Platz 21, war allerdings nur drei Wochen in der Hitparade. Es scheint so, als wäre damals der Funke nicht nach Kontinentaleuropa rübergesprungen, obwohl man hier alles aufsaugte (auch 1964) was man aufschnappen konnte, Hauptsache es kam von der Insel. Ich werde den Verdacht nicht los (aber kann es nicht belegen), dass das extensive Touren im U.K., Kontinentaleuropa und z.B. Japan und weiteren Gegenden dieses Planeten, sich für die Band nicht unbedingt auszahlte. Nach dem Tod von Joe Meek (der die Band produzierte) löste sich die Band auf und eine Faketruppe ging auf Tour, posierend als die Honeycombs.
Die Hinterlassenschaft der Band bestand damals aus lediglich zwei LPs und zwar
The Honeycombs – Pye Records – 1964
All Systems Go! – Pye Records – 1965
dazu kam noch eine LP die aus Teilen des Debuts bestand und einige B-Seiten zum Inhalt hatte (diese LP war für den italienischen Markt gedacht)
The Honeycombs – Pye Records – SIP 3 – 1965
Zwei Veröffentlichungen kamen lange nach dem Aus der Honeycombs auf den Markt und zwar
In Tokyo – Repertoire Records – 1991
304 Holloway Road Revisited – Angel Air Records – 2016
Martin Murray ist das einzige Originalmitglied auf „304 Holloway Road“ und da stellt sich mir schon die Frage, ob man das haben muss. Jahrzehnte zu spät und unter falscher Flagge segelnd. Aber, Karten auf den Tisch, ich halte nicht allzuviel von Angel Air (dem Label). Aber ich halte mich damit nicht auf, gekauft wird das nicht. Wer eine Uebersicht über das Werk der Honeycombs haben will, dem empfehle ich ohnehin das 3-CD-Set „The Honeycombs – Have I The Right? (The Complete 60s Albums & Singles)“ RPM Records QRPMBX548, Gut gemacht und manchmal günstig zu haben.
Was wäre ein Beitrag zu den Honeycombs ohne auf Ann „Honey“ Lantree einzugehen? Für mich, ich kann da zwar nur raten, war das geniales Marketing. Damals waren zwar Frauen am Schlagzeug nicht wirklich unbekannt, aber so viele gab es dann doch wieder nicht und die Tatsache, dass eine Frau am Schlageug einer Beatband sass genügt damals wohl um die männlichen Gemüter in Wallung zu bringen. Ich nehme an, auf mehr als eine Weise. Die gesellschaftlichen Strukturen waren damals nicht 1964er-mässig, sondern wohl eher in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen stecken geblieben. Ob sich Honey Lantree als Objekt der Begierde der Machos gesehen hat? Das ist gefährlich, sollte man doch nicht darüber urteilen was Zielpersonen davon halten und die Schlagzeugerin hatte schon damals abgestritten, in irgendeiner Weise Objekt zu sein. Ich empfehle mal bei YT reinzuschauen und nach dem Begriff “ Honey Lantree | What Was It Like Being a Female Drummer in 1964?“ zu suchen.
Die Videos, die es sonst noch von ihr gibt mit der Band, hinterlassen bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Es kann sein, dass man damals in der Art und Weise, wie Honey Lantree, Schlagzeug gespielt hat. Irgendwie kann ich nicht mit ihrer etwas unbeholfenen Art, dem offensichtlich angelernten Spiel und ihrem Unwohlsein auf der Bühne, so z.B. das stocksteife Gehabe. Tatsächlich habe ich noch nie eine/n Schlagzeuger/in gesehen die/der diese extremen, ich sag mal, Hampelmänner/-frauen Moves drauf hatte (ausser es war zur Belustigung des Publikums gedacht, z.B. der Schlagzeuger der Lords um diese Zeit rum). Für mich als Laie, so kann man nicht Schlagzeug spielen. Oder vielleicht hat sich die Welt auch einfach schneller gedreht und das war damals so wie man es gemacht hat und die übertriebene, immer gleiche Gestik wurde später abgelöst durch Schlagzeuger die Musiker waren und nicht nur ziemlich stumpf den Takt klopfen wollten. Ich will da definitiv nicht an der Kompetenz von Ann Lantree kratzen, sie war eine der Frauen, die sich in die Höhle des Löwen begaben und auch wieder rausgekommen sind. Mir jedenfalls machen die Honeycombs viel Spass mit ihrem Beat 1694/1965.
P.S.: 01.12.2024
Ich muss hier eine Korrektur anbringen. Die Original Honeycombs waren nicht Geschichte nach 1967, sondern man fand sich in fast der Originalbesetzung (minus Murray) in den 90er Jahren wieder zusammen und nahm tatsächlich neues Material auf. Es scheint sogar zu einem(!) Gig gereicht zu haben. Danach war aber endgültig Schluss, sieht man von mindestens zwei Bands ab, die sich Honeycombs nannten. Beide mit Mitgliedern der Originalband, nur eben aufgeteilt in verschiedene Bands.
Grund der Korrektur, ich habe eine Website gefunden die tiefer in die Bandgeschichte eingeht als meine ursprünglichen Quellen.
Ich muss mich mal entschuldigen, der Hinweis zu der 3-CD-Box The Honeycombs „Have I The Right? (The Complete 60s Albums & Singles)“ hat sich als veritabler Flop herausgestellt. Die Box ist verschwunden und im Markt nicht zu finden. Nach Stunden der Suche online habe ich es eingesehen. Eigenartig, die kam erst 2020 auf den Markt und schon weg? Aber vielleicht kommt da bald eine Neuauflage, die Hoffnung stirbt zuletzt.