Gianna Nannini – Sei nel l’anima (CD + LP)
Was kann man zu Gianna Nannini sagen, was nicht schon x-mal umgedreht worden ist? Ihre Tonträgerveröffentlichungen seit 1976 bis 2024 widerzukäuen? Lassen wir das also! Die Frau ist ein Phänomen und ist von mir ca. „California“ 1979 gründlich missverstanden worden. Damals wurde sie in der Presse als Rockröhre dargestellt, was sie aber meiner Meinung nach meistens definitiv nicht war. Die Mischung zwischen italienischem Cantautore (wohl entsprechend der französischen Chansonnière) und einem Anflug von Rock hatte damals nicht gerade den Headbanger in mir geweckt. Gleichzeitig stand ich der Frau Nannini allerdings auch nicht ablehnend gegenüber. Ich hatte anderes im Kopf als die Musik aus ihrer Richtung.
Und trotzdem, man entkam ihr nicht. Die Musik wurde zwar nicht ganz so häufig im Radio gespielt, aber sie war schon ein Stammgast und sogar das selige Sounds hat hie und da einen Artikel über Gianna Nannini im Aermel, obwohl es nie zu einer Plattenbesprechung gereicht hat. Ab Mitte der 80er bis ungefähr Mitte der 90er bin ich, aus irgendeinem Grund, der mir heute nicht mehr präsent ist, zumindest zu einem casual Fan mutiert und habe mir in dieser Zeit eine Menge Tonträger zugelegt. Natürlich ging das einher mit einem Perspektivenwechsel und der Einsicht, dass man nicht alles glauben soll was in den Käseblättern der Nation geschrieben steht. Auf alle Fälle waren ihre Alben songmässig tatsächlich überdurchschnittlich und von einer seltenen Eingängigkeit welche Platitüden so gut es ging vermied.
Trotzdem, das Leben der Gianna Nannini wurde wohl bis ins Detail aufgearbeitet und manchmal hatte ich die Idee, die Schuhrnalisten dieser Welt versuchten sie in eine Ecke zu drängen und scheiterten meist kläglich. Ihr Leben erschien, nach Abzug aller Ungereimtheiten, so etwas wie die sprichwörtliche Achterbahn zu sein. Ich war mir nie sicher, ist es das Leben, dass sie sich vorgestellt hatte oder war da ein anderer Masterplan gewesen, den sie irgendwann anpassen musste. Irgendwie habe ich immer auf die zweite Variante getippt. Bei Gianna Nannini hatte ich einfach immer das Gefühl, das sie etwas zurückhält, dass sie zwar gerne sagen wollte (in unzähligen Interviews), aber auf die das Publikum auch kein Anrecht hatte.
Die Frau hat ihren Weg gemacht und das wars dann. Als Fan hat man kein Recht hier Ansprüche zu stellen, die über das musikalische Schaffen hinausgeht und da hat sich Frau Nannini sehr gut geschlagen. Ende der 90er habe ich allerding etwas den Faden verloren und bin tatsächlich erst 2024 wieder neugierig genug geworden, mir die LP und die CD zu ihrem neuesten Werk „Sei nel l’anima“ zu organisieren (sprich die Tonträger zu kaufen).
Die Tracks
1. 1983
2. Silenzio
3. Io Voglio Te
4. Lento Lontano
5. Filo Spinato
6. Tutta La Vita
7. Il Buio Nei Miei Occhi (I’d Rather Go Blind)
8. Bang
9. Maledetta Confusione
10. Ciao È Meglio Di Goodbye
11. Stupida Emozione
12. Mi Mancava Una Canzone Che Parlasse Di Te
Und es ist fast nicht zu glauben, nach etwa 25-jähriger Pause (betreffend meiner Absenz von ihren neuen Tonträgern) schliesst sich das Album nahtlos an die 80er und 90er an. Und das ist gut, sehr gut (und nicht negativ gemeint). Die Tracks haben diesen Old School Style der vor 30 oder 40 Jahren schon gepasst hat, aber für mich auch heute noch absolut zeitlos und nicht datiert ist. Etwas rockiger kommt das Album schon rüber und ihre Stimme ist sogar noch eindringlicher geworden. Vielleicht ist „1983“ ja auch ein nicht so dezenter Hinweis (meine Italienischkenntnisse sind nicht vorhanden). Andererseits ist ein Track wie „Silenzio“ ein Nostalgietrack erster Güte und Frau Nannini zieht hier alle 1990er Register. Lasst uns an die 80er und 90er denken, darauf nehmen wir noch einen und heben das Glas.
Obwohl das Jahr 2024 bis dato exzellent in Sachen Neuveröffentlichung gewesen ist (für mich jedenfalls), „Sei nel l’anima“ gehört für mich Anfang September 2024 zu den Highlights des Jahres. Und es bringt mich dazu demnächst das noch nicht vorhandene Programm durchzugehen und weitere Tonträger zu kaufen. Frau Nannini steht mit der neuen LP/CD wieder im Rampenlicht und das steht ihr ausgesprochen gut.
