Absolude – The Silence Between Two Steps (CD)

Absolude – The Silence Between Two Steps (CD)

Keine Ahnung wie ich kürzlich auf die Band The Absolude gekommen bin. Wahrscheinlich bin ich durch den Onlinekatalog eines Händlers gestolpert und da war diese Band aus Japan mit einem Tonträger „The Silence Between Two Steps“. Null Idee, aber da ich an allem Pop, Rock, Blues, Jazz, Noise, Industrial und Avantgarde aus Japan interessiert bin und das sowieso (wahrscheinlich) als Füller einer Bestellung herhalten musste und meine Kreditkarte ohnehin schon schwächelte, ab auf die rechte Ueberholspur.

Was zuerst auffällt, bevor man auch nur einen Ton gehört hat, die Band hat in ihrer mindestens 20-jährigen Karriere gerade mal 3 Tonträger veröffentlicht und zwar, ich vergaggeiere hier niemanden, eine CD im Jahr 2004, eine CD im Jahr 2014 und jetzt im Jahr 2024 eine LP. Na, wenn das mal kein Statement ist. Wobei sich mir unterdessen die Frage stellt (stellen muss) ob ich das Album von 2034 noch erleben werde. Against all odds! Die veröffentlichten Tonträger soweit:

First Reaction (CD, Album) – Uppers Records UP3110 – 2004
The Silence Between Two Steps (CD, Album) – Absolude Records ABRD-001 – 2014
Always Will (LP, Ltd) – Clinck Records CRLP5750 – 2024 – (Bis jetzt keine CD)

Und die Band besteht aus:

Dai Usui (臼井大典) vocals, guitar, keyboard
Hitoshi Kodan (小段仁) guitar, vocals, sitar, tambura
Shigeki Higuchi (樋口繁紀) bass
Gel Matsuishi (松石ゲル) drums, vocals, banjo

Zumindest war dass das Line-up zur Zeit von „The Silence Between Two Steps“ (Die „First Reaction“ (CD) und die „Always Will“ (LP) sind zwar unterdessen auch hier eingetroffen, aber ich bin etwas überrollt von all der guten Musik die im Jahr 2024 tatsächlich wie ein Tsunami hereinbricht und die beiden Tonträger stehen zwar in den vorderen Startpositionen, aber etwas warten müssen sie trotzdem noch). Plus zwei Gastmusiker: Kentaro Sato – Organ und Piano (auf 3 Tracks) und Hiroshi Yamashita – Guitar (1 Track). Die Band aus Nagoya (Japan) geht als Mod/Rock Band durch, aber sie wird auch als Beat, Garage Rock und Psychedelic Rock getagged. Ich habe natürlich meine liebe Mühe mit dem Begriff Psychedelic Rock, aber gut, der Klügere gibt nach.

Was gibts hier zu hören? Einen Trip ins U.K. von Mitte bis Ende der 60er und das alles mit Originalkompositionen von Dai Usui (1 x die ganze Band) und Letzteres ist enorm wichtig, vermeiden sie doch damit Hampelmänner eines Oldie-Circuits zu sein. Die Originalität ist sehr befreiend und wohltuend. Man hat nie die Idee es würde sich um Kopisten halten und auch wenn das wieder Mal sich selbst zu widersprechen scheint, The Absolude tönen zu grösseren Teil englischer als manche Originalband aus den 60ern in dieser Sparte. Man sollte ja vorsichtig sein mit Uebertreibungen, wenn ich aber sensationell voranstelle, dann ist das eine Untertreibung.

In einem Blindtest bin ich ganz sicher, ich hätte nie im Leben auf Japan getippt, U.K. 1967/68 wäre eher mein Meinung und die käme nicht von ungefähr. Auch wenn ich das Album jetzt x-mal rauf und runter geört habe, es hat sich überhaupt nichts geändert an dem, wie ich die Songs zum ersten Mal empfunden habe. Dem Sänger muss ich ein extra/special Kränzchen winden. Den muss man mal gehört haben. Topstimme und exzellente Sprachbeherrschung, das muss man auch mal so über die Rampe bringen. Irgendwie erinnert er mich mit seiner Leichtigkeit an Dominique & The Wondertoys, deren Sänger, Dominique (Jean-Marc) Alioth, hat den ihm eigenen Britpop auch so lässig und punktgenau zum Publikum gebracht.

Aber ein guter Sänger ist nur wirklich effektiv, wenn er eine tolle Band in seinem Rücken hat und das ist bei The Absolude (wie auch bei den Wondertoys) absolut (ha, der musste jetzt noch sein) der Fall. Ich weiss ja nicht was die Musiker sonst noch so machen, 3 Alben in 20 Jahren ist nun nicht gerade abendfüllend, aber qualitätmässig, und ich begebe mich jetzt auf dünnes Eis, vermute ich mal, dass die neben The Absolude alle noch einen Job im erweiterten musikalischen Spektrum der Szene in Japan haben. Ich kann euch versichern, wenn ihr das Album hört und auch nur eine halbe Idee der Szene in U.K. Mitte der 60er habt (und wenn es angelernt ist), dann läuft bei euch ein irrsinniger schneller Film ab. Zu schnell um alles zu erkennen. Tatsächlich aber kommen mir die Bands aus U.K. aus diesem Zeitraum sehr viel amateurhafter vor als The Absolude. Ich werfe den Ersteren das ja auch nicht vor und mir ist schon klar, dass sich nicht nur Ansichten sondern auch Techniken gewandelt haben.

Ehrlich, ich muss aufpassen dass mir die vorderen Plätze im Jahresranking (was ich übrigens sowieso nie mache) nicht ausgehen. Uebrigens lebt ein Song wie „The Spice In My Life“ auch ziemlich vom 60er-Jahre Soul (der in der R&B und Mod-Szene) im U.K. und auch das kriegt der Leadsänger hin. Nur eines ist schade, dass sich vermutlich nicht allzu viele Musikinteressierte dieses Meisterwek zulegen werden (höre ich da Uebertreibung!!! rufen? – von wegen, ich bin tatsächlich hin und weg).

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