Larry Wallis (19.05.1949 – 19.09.2019)

Larry Wallis (19.05.1949 – 19.09.2019)

Wohl einer unterbewertesten Musiker in der Geschichte der Unterhaltungsbranche. Allerdings auch nicht wirklich ein Wunder und Qualität war bei ihm nie das Problem. Wohl eher die Unbeständigkeit in seiner Künstlerkarriere, da er nie wirklich die Füsse stillhalten konnte und schneller die Bands wechselte als manch andere ihre Unterhosen. Woran das gelegen haben mag entzieht sich meiner Kenntnis, allerdings, wenn ich mal spekulieren darf, so ein ganz einfacher Mensch dürfte Herr Wallis schon nicht gewesen sein. Aber in der Branche, in der er sich bewegte, muss man wahrscheinlich die Ellbogen ausfahren, sonst wird man untergebuttert.

Persönlich habe ich ihn nicht gekannt, aber im Zuge meiner Recherchen zum Buch „From Roxette To Ramona“ hatte er mich kontaktiert und ich konnte ihm einige Fragen stellen (nachzulesen im vorerwähnten Buch). Er wollte mir damals auch die CD „Death In The Guitarfternoon“ senden, aber die hatte ich mir eine paar Monat zuvor schon zugelegt. Heute denke ich, ja doch, ich hätte trotzdem annehmen sollen.  Larry Wallis wird für die meisten Rockfans wohl immer mit Motörhead in Verbindung gebracht werden. Als Gründungsmitglied ist er zu hören auf deren Debut „On Parole“, wobei anzumerken ist, das Album wurde damals nicht veröffentlicht und sah erst 1979 eine Veröffentlichung (aufgenommen im Jahr 1975). Warum, wieso und überhaupt, keine Ahnung, über die Jahre habe ich viele Erklärungen dazu gelesen, aber keine hat wirklich Klick gemacht. Lemmy selbst war wohl nicht ganz glücklich mit diesem Album, aber möglicherweise war das auch nur ein Clash zwischen zwei Alphamännlein. „On Parole“ steht bei mir auch heute noch ganz hoch im Kurs. Damit war für ihn jedoch das Kapitel Motörhead auch schon erledigt.

Weitere Stationen waren z.B. Blodwyn Pig, UFO und natürlich die Pink Fairies. Wobei mir gerade auffällt, die letzteren waren ohnehin nicht gerade bekannt für stabile Line-ups. Einen grösseren Pflock eingeschlagen hat Larry Wallis meiner Meinung nach aus dieser weiteren Auswahl nur mit den Pink Fairies und das ist relativ, ist die Band doch nicht wirklich ein Big Seller gewesen. Es entsteht aber ein wenig auch der Eindruck Larry Wallis sei aus den Rockannalen herausgeschrieben worden. Ob das absichtlich geschah oder nur aus Unwissenheit sei mal dahingestellt. Bereits die meisten Motörhead Fans dürften ihn nur als Randerscheinung in der Geschichte der Band sehen. „Suit yourself“ wie die Franzosen sagen.

Eine andere Gruppe Fans, für die Larry Wallis ein Haushaltsname ist, sind natürlich die Anhänger einer Combo aus Canvey Island, Dr. Feelgood. So wie Nick Lowe mit Letzeren verbunden ist, so ist Larry Wallis. Seine Solokarriere verlief etwas unbeständig, wie eine Autobahn mit Schlaglöchern und ist nicht sehr extensiv. Sein grösster Erfolg war die Single „I’m A Police Car“ von 1977 (auch in einer Neuaufnahme zu finden auf „Death In The Guitarfternoon“). Wenn ihr euch die komplette Solodiscographie zulegen wollt, dann verweise ich euch auf den Discogseintrag und keine Angst, ihr kommt nicht an den Rand des Bankrotts und vor allem seit ihr ziemlich schnell fertig:

Death In The Guitarfternoon (2001 – Ribbed Records Ribbed 1)

1                          Are We Having Fun Yet?
2                          Crying All Night
3                          Dead Man Riding
4                          Downtown Jury
5                          El Diablo’s Hangin‘ Ten
6                          Where The Freaks Hang Out
7                          Don’t Mess With Dimitri
8                          Meatman
9                          Mrs Hippy Burning
10                        I’m A Police Car
11                        Screw It

Line-up

Bass – Big George Webley
Drums – Wayne Casserly
Guitar – Larry Wallis

Die CD ist ein guter Einstieg aber wer jetzt erwartet hier ein Motörhead 2.0 vorzufinden, der/die wird nicht zufrieden sein mit dem Angebot. Was hier geboten wird ist vorwiegend Rock mit exzellenter Gitarrenarbeit und keine Balladen, wenn auch das Intro zu „Are We Having Fun Yet?“ jemanden zunächst auf eine falsche Fährte schicken könnte. „Dead Man Riding“ beschwört genau die Art Vision herauf, die einem toten Reiter angepasst ist. Ein wenig die „Ghostriders In The Sky“ Atmosphäre, aber definitiv nicht abgekupfert. Bei „El Diablo’s Hanging Ten“ natürlich mit Anklängen an die Western vergangener Zeiten, aber in einem ziemlich modernen Kleid. „Mrs Hippy Burning“, von der Art her könnte das ein Titel der Tom Robinson Band sein (oder die Textzeile „Mississippi burning on a long hot summer night“ ist zu nahe an der TRB dran). Und natürlich „I’m A Police Car“, alleine deswegen lohnt sich der Kauf dieser CD.

Die CD ist mir letzthin erst wieder in die Hände gefallen und ich war doch sehr erstaunt was 20 Jahre ausmachen. Ich wusste, sie ist gut, aber sooo gut? Definitiv. Ich glaube, ich habe erst kürzlich meine Ohren wieder eingesammelt. Beim öffnen des Jewel Case ist mir eine Besprechung des GoodTimes 5/2002 rausgefallen mit dem Anfang „Nein, tot ist Larry Wallis noch lange nicht …“. So spielt das Leben (oder der Tod): R.I.P.

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