Toni Braxton
Toni Braxton (née 1967) ist bereits 1992 discographisch in Erscheinung getreten, damals noch auf einer Babyface 7″ featuring Toni Braxton. Aber ihre Solokarriere lag damals schon gleich um die Ecke. Eine weitere Single, dieses Mal mit ihrem Namen als selling Point, erschien im selben Jahr. Ich weiss nicht ob diese beiden Veröffentlichungen die Hitparaden dieser Welt an ihre Grenzen brachten. Wohl eher nicht.
Ich gehe mal davon aus, dass ihr mit ihrem zweiten Album „Secrets“ das den Hit „Un-break My Heart“ enthielt und dem dritten „The Heat“ (mit „Spanish Guitar“), der Durchbruch gelang. Ihr Stil bewegt sich, auf allen mir bekannten Tonträgern, immer so auf der neuzeitlichen Schiene des Soul (manchmal auch in Zusammenhang mit „contemporary R&B“ genannt – wobei das ja eigentlich nur Synonyme sind und mir zeigen, wie wenig einige Leute von Musik verstehen). Die Veröffentlichungen wurden gefühlt seltener und, neben der Tatsache dass ich sie selbst etwas aus den Augen verloren hatte, war sie auch medial nicht mehr ganz so präsent. Die Reality Serie „Braxton Family Values“ kam in diesem Jahrzehnt auch nie bei uns ins TV und ihre Schauspielkarriere, auf die sich Frau Braxton konzentrieren wollte, scheint auch nicht wirklich grossartig aus den Startlöchern gekommen zu sein. Aber das kann auch eine verzerrte Sichtweise sein, wenn man wie ich weit weg vom Schuss ist.
Die Alben
1993 – Toni Braxton
1996 – Secrets
1996 – The Heat
2001 – Snowflakes
2002 – More Than a Woman
2005 – Libra
2010 – Pulse
2014 – Love, Marriage & Divorce (Kollaboration mit Babyface)
2018 – Sex & Cigarettes
2020 – Spell My Name
Man sieht schon an dieser Aufstellung, dass da nicht so viel los war in drei Jahrzehnten im Showgeschäft, obwohl man fairerweise zugestehen muss, Frau Braxton war eine ganze Weile lang schon ein Superstar (zumindest 7 Grammys belegen diese Theorie). Aber Pausen gab es auch weil sie das eine oder andere Mal im Streit mit ihrer Plattenfirma lag. Zum ersten Mal habe ich sie bewusst gehört als „Spanish Guitar“ auf 12″ veröffentlicht wurde. Das müsste dann im Jahr 2000 gewesen sein und ich war platt. Tatsächlich ist „Spanish Guitar“ nicht wirklich etwas Neues, aber extrem eingängig ist das schon. Vor allem die Doppel-12″ mit den verschiedenen Mixes ist ein Highlight. Das Leben von Frau Braxton wird generell von der amerikanischen Yellowpress abgehandelt und da werde ich schon mal misstrauisch. Aber ihr selbst spreche ich gar nichts ab, sie macht ihren Weg und das nicht schlecht.
Normalerweise ist diese Art von Soul nicht so unbedingt mein Ding, aber bei Toni Braxton bin ich geblieben, alleine schon deswegen weil sie, meiner Meinung nach, eine herausragende Erscheinung ist im heutigen „Soul“. Kürzlich habe ich mir auch noch „Sex & Cigarettes“ und „Spell My Name“ gegönnt, aber ich hatte Toni Braxton tatsächlich etwas vergessen. Sie bleibt ihrem Stil treu und das ist gut so. Keine Experimente! Bis vor etwas mehr als drei Jahren war mir nicht mal bewusst, dass einige ihrer Alben auf Vinyl veröffentlicht worden waren. Aber man muss sich nur mal die Preise auf dem Sammlermarkt ansehen (wenn sie denn überhaupt gehandelt werden). Aber da bleibe ich mal schön aussen vor, mittlere dreistellige Beträge nur weil das Vinyl knapp war in den 90ern? Nein danke, man muss ja nicht auf jeden Schwachsinnszug aufspringen.
P.S.: Die beiden Bilder sind der CD „Spell My Name“ entnommen. Das Cover und ein Bild aus dem Innenteil des Booklets. Achtung: Die gedruckte Variante ist nicht deckungsgleich zwischen LP und CD, u.a. hat das Booklet im Digitalträger ein paar Photos mehr.
P.P.S.: Ah ja, und ich sollte nicht vergessen ihre eindrückliche und wiedererkennbare Stimme zu erwähnen. Man kann Frau Braxton tatsächlich in einem Blindtest erkennen ohne dafür studiert zu haben. Ihre Stimme changiert während einem Vortrag zwischen anklagend, depressiv und herausfordernd. Die Ausdrucksweise ist für eine Sängerin aus dem neuzeitlichen „Soul“ frappierend abwechslungsreich.