Von den Royal Servants zu Eulenspygel “Staub auf deinem Haar” (Teil 6)
2004 kam dann etwas überraschend eine Live-CD auf den Markt (Garden of Delights CD 107). Eingespielt am 13. Januar 1973 im grossen Sendesaal des Westdeutschen Rundfunks. Da diese Aufnahmen nur für eine Radiosendung („Kleine Nachtmusik“) gedacht war, gab es anscheinend auch keine Bildaufnahmen. Für die genauen Angaben zu diesem Gig verweise ich auf die Linernotes der CD, die weitaus besser die Schwierigkeiten des Transfers und die Macken des Mutterbandes darstellen als das ich das je könnte.
Eulenspygel tauchte 1973 in einer veränderten Besetzung beim WDR auf, waren aber immer noch als eine frühere Ausgabe der Kapelle zu erkennen.
Mulo Maulbetsch – Gesang, akustische Gitarre
Detlev Nottorodt – Elektrische und akustische Gitarre, Tasten, Gesang
Nic Nicoll – Sopran-Saxophon, Klarinette
Matthias Thurow – Bass
Günter Klinger – Schlagzeug, Gesang
Mal abgesehen von den Abwesenden des Ausschuss/Trash Albums, ist Nic Nicoll bemerkenswert, kam mit ihm doch ein guter Schuss Jazzfeeling in die Livevarianten der Tracks. Gerade „Staub auf deinem Haar“ ist so ein Beispiel. Musikalisch ziemlich dem Freigeist verschrieben aber immer kohärent und trotzdem gradlinig. Auch „Menschenmacher“ driftet im Vegleich zur Version auf „Ausschuss“ völlig geradeaus ab. Und trotzdem, irgendwie scheinen da die „richtigen“ Eulenspygel durch. Aber ganz ehrlich, mit „2“ und „Ausschuss“ ist es nicht getan, da gehört diese Liverversion einfach schon noch dazu.
Das „Medley“ bestehend aus
- 6:30 Uhr aufstehen
- Oh, Junge
- Irrenhaus
- Wie ein Stern
scheint mir grösstenteils aus Neumaterial zu bestehen (wobei ein Teil davon auf der CD-Ausgabe von „Ausschuss“ als Bonustrack zu finden ist (nicht auf der LP-Ausgabe). Das „Kinderlied“ wurde 1979 auf der „Same“ wiederverwurstet, das war auch bereits 1973 kein Highlight. Ohne mir die „Same“ wieder antun zu wollen, wenn ich mich richtig erinnere, dann sind die beiden Varianten sich in etwa so ähnlich wie Tag und Nacht.
Ich würde die CD „Staub auf deinem Haar“ tatsächlich als essentiell bezeichnen, ob nur für einen Eulenspygel-Fan oder jeden der grundsätzlich an Krautrock in der ersten Hälfte der 70er-Jahre interessiert ist, das bleibe mal dahingestellt. Jedenfalls war die CD (wenn auch wieder nicht chronologisch) der letzte Ernst zu nehmende Wurf der Band. Ein ziemlich erfreulicher allerdings.
Was bleibt? Die Erinnerung an eine, Entschuldigung, an DIE beste Band aus Deutschland in den frühen 70ern. Und die Tatsache, dass ich am 16. September 1972 den Gig in Basel verpassen musste, weil ich zu der Zeit an einem Schachturnier in Olten gemeldet war (2. Brett und nach gut vier Stunden – inklusive Verlängerung – war dann Feierabend – verloren). Läuft mir heute noch nach. Dass ich den Gig verpasst habe, nicht dass ich das Spiel verloren hatte.
Und noch etwas läuft mir nach, irgendwann um ca. 1972/1973 sah ich eine Sendung im ARD (wahrscheinlich Nachmittagsprogramm) und da gabs etwa eine halbe oder dreiviertel Stunde Eulenspygel in einem Studiosetting zu sehen und hören. Leute, ohne Käse, ich warte jetzt seit ca. 50 Jahren auf ein Video (VHS!!!) oder DVD(!!!), würde mich aber auch mit einem Download (unterdessen!!!) zufrieden geben. Wie wärs??? Das würde das Kapitel Eulenspygel wirklich ehrenvoll abschliessen.