Von den Royal Servants zu Eulenspygel “Same” und „Laut und deutlich“ (Teil 5)

Von den Royal Servants zu Eulenspygel “Same” und „Laut und deutlich“ (Teil 5)

Normalerweise schreibe ich meine Texte während ich CDs und/oder LPs der jeweiligen Band abspiele. Nicht so hier und zum (hoffentlich) einzigen Mal. Und eigentlich war vorgesehen einen Beitrag pro Veröffentlichung zu schreiben, aber …

… Eulenspygel waren zu ihrer Hochzeit Anfang der 70er-Jahre wohl eine Band mit relevanten Aussagen zur damaligen Gesellschaft gepaart mit ziemlich (d.h. sehr) ausgefeilten Instrumentalpassagen. Vieles was damals der Band nachgesagt wurde (und wird) kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber das ist Wasser unter der Brücke. Nach „Ausschuss“ verschwand die Band so ziemlich von der Bildfläche und ward nie mehr gesehen. Tatsächlich dachte ich damals, die Band hätte den Geist aufgegeben und nicht nur damals waren die Informationen mehr als spärlich oder gar nicht existent und das hat sich auch 50 Jahre später nicht geändert.

1979 kam dann völlig überraschend und ohne Fanfaren die „Same“ auf den Markt. Nicht ein Wort darüber in irgendeinem Musikmagazin oder einer Zeitung. Das war dann ja wohl eine ziemliche Ueberraschung, aber ich gebe es gerne zu, meine Erwartungen waren nicht sehr hoch angesetzt (vor allem wegen der langen Zeitspanne zwischen den Veröffentlichungen, was normalerweise auf ein Problem hindeutet). Das Erste war schon die Besetzung, die jetzt praktisch fast gar nichts mehr mit Eulenspygel zu tun hatte., Lediglich Detlev Nottrodt schien hier der Antreiber zu sein, oder wahrscheinlicher, der, der die Band neu starten wollte.

Detlev Nottrodt – Akustische und elektrische Gitarre, Gesang
Peter Weber – Bass, Gesang
Günter Marek – E-Gitarre
Pater Garattoni – Sonor-Schlagzeug(!!!), Perkussion, Rhythmusmaschine(!!!)

Ein Quartett, kein Wunder litten da die Kompositionen, die in ihrer Einfachheit schlicht nicht mehr zu unterbieten waren. Oder so dachte ich damals. Was wusste ich denn schon, es sollte ja noch schlimmer kommen. Die Texte waren ebenfalls ziemlich einfach gestrickt und kein Vergleich zu früheren Veröffentlichungen. Das war Pop goes Schlager und einfach nur ärgerlich. Heute wundert mich allerdings, warum diese LP bei Sammlern so gefragt ist, die Qualität kanns nicht sein. Den Status dieser LP (und der darauffolgenden „Laut und deutlich“) kann man auch schon daraus ersehen, dass es davon, abgesehen von einer verunglückten Doppel-CD auf einem Billigstlabel (Delta), keine Reissues gegeben hat. Und ich denke nicht, dass da was kommt. Besser so!

Und wieder ging „Eulenspygel“ auf Tauchstation und wurden nicht mehr gesehen, bis …

Jedenfalls war 1979 die Hochzeit des Krautrock auch schon ein halbes Jahrzehnt vorbei und auch wenn einige Bands sich dem Vergessen entgegenstemmten, „Eulenspygel“ anno 1979, darauf hatte wohl niemand gewartet. Aber es kam noch dicker (sprich, unterirdischer).

… 1983 eine „Eulenspygel“ LP in den Läden lag, die sich „Laut und deutlich“ nannte. Mit dem Untertitel „Feinste deutsche Rockmusik“. Na gut, ich war gewarnt und hatte mir nichts davon versprochen, aber was ich dann hörte, das kalte Grausen packt mich heute noch, wenn ich daran denke. Mit „Laut und deutlich“ wurde der Vorgänger mühelos um mehrere Stockwerke unterboten und die Band schwenkte auf ein Kinderliedniveau ein, welches sich gewaschen hatte (Musik und Text). Und das mit „Feinste deutsche Rockmusik“ zu bewerben, das sollte eigentlich ein Fall für die Wettbewerbskommission sein. Irreführung des Konsumenten oder so was. Während der Vorgänger noch auf Bellaphone (seid ihr stolz darauf?) veröffentlicht wurde, gings mit Moderne Welt Schallplatten ans Eingemachte. Ich habe in den Jahren beide LPs vielleicht jeweils gerade drei Mal gehört, was sich im Nachhinein als drei Mal zuviel herausgestellt hat. Natürlich kann und will ich nicht objektiv sein, vor allem weil mir die „2“ und die „Ausschuss“ so viel bedeuten (immer noch).

Die Doppel-CD auf Delta (Bild als Eingangsgraphik zu diesem Beitrag) enthält nicht nur qualitativ schlechte Schunkelmusik, sie ist auch eigenartig konzipiert. Anstatt, dass die beiden Alben auf jeweils einer CD präsentiert werden, herrscht da ein komplettes Durcheinander und der unlogische Mix erschliesst sich mir bis heute nicht. Ausserdem wird ein Track aussen vor gelassen. „Laut und deutlich“ wurde in der gleichen Besetzung wie der Vorgänger aufgenommen. Beide LPs und die Doppel-CD sind nur noch gebraucht erhältlich, aber wem sage ich das?

Man könnte meinen, Deckel drauf, das wars dann, aber 2004 kam Garden of Delights mit einer weiteren Veröffentlichung um die Ecke. Mehr davon in der nächsten und letzten Folge zu Eulenspygel.

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Ein Kommentar

  1. Aha, das Platten-Cover der „Same“ kommt mir äusserst bekannt vor, die LP müsste hier im Prinzip noch irgendwo eingelagert sein. An die darauf enthaltene Musik konnte ich mich allerdings nicht erinnern… ich habe mir die jetzt aber im Schnelldurchgang angehört auf YT. Fazit: Ja, es stimmt, im Vergleich zu den vorangegangenen Eulenspygel-Scheiben kann dieses Album hier nicht das Wasser reichen, bei weitem nicht, gar nicht mal schlecht gespielter Hardrock mit leider ziemlich schwachem Gesang garniert.

    Ich krallte mir die Platte damals ungehört wegen dem Cover, zu der Zeit war ich sehr empfänglich für Rock mit deutschen Texten, hörte nonstop Ihre Kinder und Novalis und entdeckte schon bald Cochise.

    mellow

    PS.
    Und schon ist’s wieder passiert: Hier läuft momentan grad Novalis‘ Meisterwerk „Brandung“…

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