Doc Thomas Group

Eine britische Sixties-Formation, sozusagen die Vorstufe einer Band welche in den Siebzigern Ruhm, Vermögen und goldene Schallplatten einheimsen sollte, aus der Asche der Doc Thomas Group erhob sich 1969 Mott The Hoople, Helden des Glamrocks, Vorläufer des Punks und Paten des Britpops.

Die Geschichte der Doc Thomas Group ist äusserst kompliziert, da die eigentlichen, aus Herefordshire stammenden Bandgründer Peter Overend Watts (Gitarre, später dann Bass) und Terence Dale „Buffin“ Griffin (Drums) schon in den frühen 60ern unter dem Einfluss der Beatlemania in diversen Bandunternehmungen zusammenspielten: The Sandstorms, The Anchors, Wild Dog’s Hell Hounds, The Soulents, The Silence hiessen die oftmals nur wenige Monate existierende Bands. Parallel zu ihnen bewegte sich Mick Ralphs durch die Szene, schlussendlich fanden sie um 1966 herum in der Band The Problem zusammen. Und Probleme gab es immer wieder mal für die involvierten Protagonisten, auch namentliche, sie wechselten die Bandnamen wie andere ihre Socken. Als sie sich gerade mal The Buddies nannten, wollte sich eigentlich Dave Mason (der für ein paar Gigs in Deutschland Bassist Watts vertrat) längerfristig einbringen, allerdings wurde da nichts daraus, er gründete dann Traffic.

Aus The Problem wurde allmählich die Doc Thomas Group, die über Kontakte in Deutschland nach Italien gebucht wurde. Und offensichtlich fühlten sie sich südlich der Alpen recht wohl, die Truppe mit Sänger Stan Tippins machte die Clubs in Cortina d’Ampezzo, Bologna und Milano unsicher und schreckte nicht vor chaotischen Bühnenauftritten im Stil von The Move zurück.

Schlussendlich bekamen sie die Chance im Oktober ‘66 in Mailand eine LP einzuspielen, die Band fackelte nicht lange und gab ihr Bestes. Sie pflügten sich durch eine Auswahl ihres Live-Sets, zumeist Coverversionen von R&B- und Soulnummern. Interpretationen von „Shake“, „I Got You“ von James Brown, „Harlem Shuffle“ oder „Just Can’t Go To Sleep“ von Ray Davies. Die Nähe zum Soul katapultiert die 1967 beim italienischen Label Interrecord veröffentlichte Langrille glasklar in die Nähe der Modernisten, sprich es ist eine hervorragende, wenig bekannte Song-Sammlung aus der Ecke des Modrocks und deren Vertreter The Who, The Yardbirds, Small Faces, die Doc Thomas Group warf hier mindestens so viel Seele in die Waagschale wie die Spencer Davis Group.

Die Besetzung zur Zeit der Studioaufnahmen:
Stan Tippins – Vocals
Mick Ralphs – Lead Guitar, Vocals
Dave Tedstone – Guitar
Pete Watts – Bass
Bob Hall – Drums

Ab April ’67 fehlten Tedstone und Hall im Lineup, stattdessen gehörten dann Keyboarder Geoff Peacey und Drummer Terence Dale Buffin Griffin zur Besetzung. Beim Fernsehauftritt in einer Show der TV-Anstalt RAI präsentierte die Band „My Babe“ als Quartett (Tippins/Ralphs/Watts/Buffin).




Zwischenzeitlich war Watts auch einmal Kandidat für ein italienisches Supergroup-Projekt mit I Giganti, da wurde aber nichts draus. Um 1968 herum setzte sich die Doc Thomas Group folgendermassen zusammen (ohne Gewähr):

Stan Tippins – Vocals
Mick Ralphs – Lead Guitar, Vocals
Pete Overend Watts – Bass
Verden Allen – Keyboards
Buffin – Drums

Der Name Doc Thomas Group verschwand allmählich, die Band nannte sich The Shakedown Sound und begleitete Jimmy Cliff auf einer England-Tour, kurz danach The Silence (so hiess die Unternehmung auch Mitte Sixties schon einmal) die 1969 noch ein paar Demotapes bei den beiden Brüdern Charles und Kingsley Ward aufnahmen ehe die dann ihre in Wales gelegenen Rockfield-Studios aus der Taufe hoben. The Silence fielen auseinander, eine letzte Band-Version ohne die bekannten Protagonisten wurde dann offenbar zur Begleitband der britischen Girl-Group The Paper Dolls.

Zurück aber zur letzten DTG-Mitglieder-Liste (siehe oben), richtig geraten, das war in etwa bereits Mott The Hoople denen sich 1969 die Gelegenheit bot mit dem angesagten Produzenten Guy Stevens ein Album zu realisieren, Stan Tippins stellte dafür zugunsten von Ian Hunter seinen Mikroständer in die Ecke und wurde zum Tour-Manager und Backgroundsänger von Mott The Hoople.

Die der CD The Italian Job beigefügten Bonus-Recordings stammen von 1990, Watts und Griffin liessen The Silence mit Bandmitgliedern der Mid-Sixties-Bandversion nochmals aufleben, sie spielten in den Rockfield Studios eine Reihe alter bewährter Gassenhauer ein und das in bewährter, beängstigender Vollgas-Manier, „Shame, Shame, Shame“, Doctor Feelgood“, I’m Not Talkin’“, You Can’t Judge A Book By Looking At The Cover“ oder Route 66″ sind Kracher vor dem Herrn, offenbar wurden diese Tracks erstmalig auf der Italian-Job-CD veröffentlicht!

Terence Dale Buffin Griffin starb 2016, seine letzten Jahre machte ihm seine Alzheimer-Erkrankung das Leben schwer.

Peter Overend Watts starb 2017 im Alter von 69 Jahren an Lungenkrebs.

LONG LIVE ROCK!
mellow

 

Doc Thomas Group (LP, 1967, Interrecord / CD, The Italian Job, 2008, Angel Air)

   

01. I’ll Be Doggone
02. She Was Really Saying Something
03. Steal Your Heart Away
04. My Babe
05. Please Do Something
06. Shake
07. I Got You
08. Harlem Shuffle
09. Talking About My Baby
10. Just Can’t Go To Sleep
11. Barefootin‘
12. Rescue Me

CD-Bonustracks The Silence (1990):
13. Leaving Here
14. Shame, Shame, Shame
15. See You Tomorrow
16. You Can’t Judge A Book by Looking At The Cover
17. Gunshot (Instrumental)
18. Doctor Feelgood
19. I Think Of You
20. Let It Rock
21. I’m Not Talkin‘
22. I’m Talking About You
23. The Fortune Teller
24. Don’t Start Me To Talking
25. Farmer John
26. Route 66
27. We’ll Silence You

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