Geboren wurde Stan Webb am 03.02.1946 in Fulham London. Stan Webb gehörte zu den musikalisch umstrittensten Gitarristen in der Rockgeschichte. Es wird ihm von Kritikern und Konkurrenten nachgesagt, dass er nicht in der Lage gewesen sei, eigene Ideen bei seinem Spiel zu entwickeln. Note für Note wäre von seinen Vorbildern übernommen. Während der Auftritte reihe er unzusammenhängend ein nachgespieltes Solo an das andere. Wer ihn sich anhört, kann das nicht glauben. Tatsache für mich ist, Stan Webb spielt eine gute Bluesgitarre.
1962 gründete Stan Webb seine erste Band, die Blue Four und bald darauf die Shades Five. Chicken Shack entstand aus der folgenden Band, der 1964 gegründeten Sounds Of Blue. Zu den Mitgliedern der Sounds Of Blue gehörten, neben Stan Webb, Christine Perfect, Andy Silvester und Chris Wood (Traffic). Christine Perfect (die spätere Christine McVie) spielte den Bass, das verrät sie in ihrer Bio auf der Fleetwood Mac Website.
1965 änderte Stan Webb den Namen der Band nach dem Willie Dixon Song „Chicken Shack“ um. Eine andere Version meint der Name kommt vom „Chicken Coup“ aus der Heimat der Band in Kidderminster. Keine Ahnung welche von beiden Versionen die richtige ist. Damals bestand Chicken Shack aus Stan Webb, Andy Sylvester, Alan Morley und Al Sykes, der aber schon bald von Dave Bidwell abgelöst wurde. In dieser Ur-Besetzung sammelte Chicken Shack einige Jahre lang Bühnenerfahrung, dazu gehörte auch auch der Hamburger Star Club.
1967 kam die Band zurück nach England. Mike Vernon hörte sie sich bei ihren Gigs an und verpflichtete sie für sein Label „Blue Horizon“. Als Christine Perfect ihre Ausbildung als Kunstlehrerin beendet hatte und als Schaufensterdekorateurin zu arbeiteten anfangen wollte, heuerte sie Stan Webb für seine Band an. Diesmal übernahm sie die Tasteninstrumente und den Gesang.
Beim Windsor Jazz & Blues Festival 1968 kam der Durchbruch für Chicken Shack. Sie traten gemeinsam mit John Mayalls Bluesbreaker, Ten Years After, Fleetwood Mac und Jeff Beck auf. Ihre erste LP „Forty Blue Fingers Freshly Packed And Ready To Served“ war ein Bluesalbum, das es bis auf Platz 12 der britischen Charts schaffte. Der Nachfolger „O.K.Ken?“ war nicht ganz so erfolgreich, aber die Single „I’d Rather Go Blind“, ein Etta James Cover, kam bis in die Top 20 der Singlecharts. Christine Perfect war ein Fan von Fleetwood Mac. Es kam häufig vor, dass Chicken Shack und Fleetwood Mac in den gleichen Clubs spielten. Am Ende wechselte Christine Perfect zu Fleetwood Mac und heiratete John McVie. Ein würdiger Nachfolger für sie wurde in Paul Raymond gefunden. Der Stil von Chicken Shack wurde rockiger, zu hören ist dies auf den Alben „100 Ton Chicken“ und „Accept“.
1970 kam das vorläufige Ende von Chicken Shack. Paul Raymond, Dave Bidwell und Andy Sylvester verießen Stan Webb und schlossen sich Kim Simmonds und Savoy Brown an. Andy Sylvester arbeitete damals bereits mit Chris Youlden und Danny Kirwan, während Paul Raymond sich später UFO und der Michael Schenker Group anschloss.
Stan Webb tauchte vorübergehend unter und komponierte unter dem Pseudonym „Doc“ einige Soundtracks. Im Frühjahr 1971 wurde Chicken Shack neu formiert. Mitspieler waren diesmal John Glascock und Paul Hancox. Als Power Trio hatten sie mit der Single „Poor Boy“, einer Auskopplung aus dem Album „Imagination Lady“, einen kleineren Hit. Als John Glascock Chicken Shack verließ, trat Bob Daisley seine Nachfolge an. Auf dem folgenden Album „Unlucky Lady“ halfen keine geringeren als Tony Ashton und Chris Mercer (Juicy Lucy, Keef Hartley) aus.
Bald darauf löste sich Chicken Shack erneut auf. Der Name des Live Albums „Good By Chicken Shack“ spricht für sich. Bei der Aufnahme am 26.10.73 in der Brunel University bestand Chicken Shack aus Stan Webb, Alan Powell, Rob Hull und Dave Wilkinson.
Stan Webb tat sich mit Miller Anderson und Kim Simmonds zusammen um Savoy Brown zu reformieren. Die drei Gitarristen gaben sich, und ihrem Album, den Namen „Boogie Brothers„. Nach einer ausgedehnten Tour endete das Zusammenspiel der drei im Sommer 1974. Gesehen wurde Stan Webb später bei verschiedenen Bands, unter anderen bei Canned Heat, Savoy Brown, bei Miller Anderson und hier bei Broken Glass.
1977 wurde Chicken Shack von Stan Webb mit Robbie Blunt, Dave Winthrop, Ed Spevock und Paul Martinez wiederbelebt. Das Album „The Creeper“ war Blues-Rock vom Feinsten. Leider fehlte das Interesse des Publikums. Es folgten ständige Wechsel. Steve York, Jonathan Perkins, Ric Lee, Tony Ashton, Paul Butler, Alan Scott, Andy Pyle, Miller Anderson, Roger Saunders, John Gunzell, Jan Campbell und David Wilkey wurden irgendwann in dieser Zeit von Stan Webb verpflichtet. Stan Webb und seine Chicken Shack bekamen lange Zeit keinen Plattenvertrag, Bluesrock war bei dem jüngeren Publikum aus Sicht der Plattenindustrie nicht mehr gefragt.
1986, nach langer Ruhepause, wurde wieder ein Album unter dem Bandnamen Chicken Shack aufgenommen. Produzent war Pete Haycock von der Climax Blues Band. An dem Album beteiligt waren John Gunzell Drums, Jan Campbell Bass, David Wilkey Tasten und Stan Webb Gitarre und Gesang. „39 Bars“ lautete der Titel des Albums.
Die Wechsel in der Besetzung setzten sich auf den nächsten Alben „Changes“ und „Plugging Good“ fort. Was musikalisch konstant blieb, war immer guter und solider Blues mit einem gewaltigen Schuss Rock und manchmal einer kleinen Prise Popmusik. 1989 folgte noch „Simply Live“. Diesmal mit Dave Wintour, Gary Davies, David Wilkinson und Keith Smith.
Stan Webb experimentierte immer mehr mit Blues und Rock. Seine Interpretationen von altem Material hörte sich einmal rockiger an, dann wieder bekam alles einen kommerziellen Einschlag. Die wechselnden Richtungen verunsicherten seine Anhänger aus dem Blues und es kam daher nicht mehr zum großen Erfolg.
Ein kleiner Teil der Mitspieler von Stan Webb, Gitarre und Gesang, waren über die Jahre:
Die Gitarristen: Robbie Blunt; Miller Anderson, Gary Davis und Paul Butler
Die Keyborder: Christine Perfect (McVie), Paul Raymond, Tony Ashton, Dave Wilkinson, David Wilkey und David Wintour
Die Bassisten: Andy Silvester, John Glascock, Rob Hull, Steve York, Paul Martinez, James Morgan, Bob Daisley, Alan Scott, Roger Saunders, Jan Campbell, James Morgan und Andy Pyle
Das Gebläse: Dave Winthrop, Chris Mercer und Jed Kelly
Die Drumer: Alan Morley, Al Sykes, Dave Bidwell, Paul Hancox, Ed Spevock, Keith Bev Smith, Alan Powell, Ric Lee, John Gunzell und Keef Hartley
Ein Tipp von mir ist die Zusammenstellung „Chicken Shack Featuring Stan Webb – Poor Boy The DERAM Years 1972 – 1974“
Chicken Shack – Fourty Blue Fingers Freshly Packed And Ready To Serve (1968)
The letter Lonesome whistle blues When the train comes back San-ho-zay King of the world See see baby First time I met the blues Webbed feet You ain’t no good What you did last night |
Chicken Shack – O.K. Ken? (1968)
Baby’s Got Me Crying The Right Way Is My Way Get Like You Used To Be Pony And Trap Tell Me A Woman Is The Blues I Wanna See My Baby Remington Ride Fishing In Your River Mean Old World Sweet Sixteen |
Chicken Shack – 100 Tons Chicken (1969)
The Road of Love Look Ma, I’m Cryin‘ Evelyn Reconsider Baby Weekend Love Midnight Hour Tears in the Wind Horse and Cart The Way It Is Still Worried About My Woman Anji |
Chicken Shack – Accept (1970)
Diary Of Your Life Never Ever Sad Clown Maudie Telling Your Fortune Tired Eyes Some Other Time Going Round Andalucian Blues You Know You Did You Did She Didn’t Use Her Loaf |
Chicken Shack – Imagination Lady (1971)
Crying won’t help you now Daughter of the hillside If I were a carpenter Going down Poor boy Telling your fortune Loser |
Chicken Shack – Unlucky Boy (1973)
You know you could be right Revelation Prudence’s party Too late to cry Stan the man Unlucky boy As time goes passing by Jammin‘ with the ash He knows the rules |
Chicken Shack – Go Live (1976)
Everyday I Have The Blues Thrill Is Gone Going Down You Take Me Down Webb’s Boogie You’re Mean Poor Boy Webb’s Guitar Shuffle Tutti Frutti |
Chicken Shack – The Creeper (1978)
The Creeper Delilah Riding with the Devil Think Stop Knocking My Door Blue Vein It’s Easy If You’re Lovely The Guitar Playing Derelict Dr. Brown Red Haired Lady |
Chicken Shack – That´s The Way We Are (1978)
The End High Cost Of Love Doesn´t Matter About Your Size It Wasn´t Me You´ll Be Mine Sillyness Little Bird Rich Man´s Blues Emily Let Me Love Shake Your Money Maker |
Chicken Shack – Roadies Concerto (1981)
Tell Me Why I Sing the Blues Back Door Man Black Night So Far Back The End (Prisoner) Poor Boy Shake Your Money Maker Hideaway |
Chicken Shack – 39 bars (1986)
Runn‘ and Hidin‘ I’d Rather Go Blind Who Cares Ev’ry Little Bit of my Heart Hold On A Blues Song Everyday I Have the Blues Five Long Years |
Chicken Shack – Simply Live (1989)
Everday I Have The Blues The Thrill Has Gone Broken Hearted Melody Running and Hiding Nightlife Sweetest Little Thing C.S. Opera Poor Boy |
Chicken Shack – On Air
Tired eyes I’d rather go blind Tears in the wind Night is when it matters Telling your fortune You knew you did Midnight hour Hey baby Things you put me through Get like you used to be You done lost that good thing now Look Ma I’m crying |
Chicken Shack – Changes (1991)
Foolish Things Were You Pushed or Did You Fall? Sweetest Little Thing Will You Dance with Me Don’t You Worry About a Thing I’d Rather Go Blind Have You Seen My Heart? Burning Love Poor Boy |
Chicken Shack – Pluckin Good (1993)
Reflections Broken hearted melody Look out Talk about love I’m not sorry Crying again For all your love If only Nothing I can do Dr. Brown Let me love you babe Thrill has gone |
Stan Webb – From The Vaults (1997)
Midnight Hour When the Train Comes Back Night Life It’s Ok With Me Baby Tell Me Telling Your Fortune [Live] Strange Things Happening Side Tracked Lonesome Whistle Blues Letter Mean Old World Tired Eyes My Mood You’ve Done Lost Your Good Thing Now Every Day I Have the Blues Waiting for You San-Ho-Zay It’ll Be Me Hey Hey Hey Hey |
Stan Webb – Black Night (1997)
The Management So Far Back Don’t Want To See You Anymore Man of the Road Black Night High Cost Of Loving Quick Step Dirty Weekend Mine All The Time Meeting on a Hill Sweet Delilah The Singer Prisoner Drinking With Redstone Broken Glass |
Stan Webb – Webb (2001)
Koko Road Strange Situations Guiding Light She Loves You (yes, the Beatles song!) One and One Is Two Pass The Time Away The Power Of Love The House That Love Lives In Took Me For A Ride The Paper Sellers Dream I Know Misty Rivers The Last Time |
Christine Perfect, oder Christine McVie, verstarb am 30.11.2022 nach kurzer Krankheit im Alter von 79 Jahren.
In den meisten Nachrufen wurde sie als Sängerin von Fleetwood Mac erwähnt, für mich bleibt sie die Stimme der ersten Chicken Shack.
R.I.P.