Von den Royal Servants zu Eulenspygel „We“ (Teil 1)

Von den Royal Servants zu Eulenspygel „We“ (Teil 1)

 

Die Royal Servants habe ich relativ (sehr) spät kennengelernt, obwohl Eulenspygel seit 1971 für mich ganz oben standen. Sehr spät heisst, irgendwann nach 1983 (und der „Laut und deutlich“ LP) kam ich darauf, dass es angeblich einen Vorgänger zu Eulenspygel gegeben haben muss und das war eben die Royal Servants. Gehört hatte ich den Longplayer aber bis 1999 nicht (unmöglich die LP zu ergattern und dito. betreffend den 7″s). Tatsächlich hatte ich mich vor diesen Beiträgen gefragt, ob ich die Royal Servants an den Schluss stellen soll. Meine ganze Rezeption ist ja schliesslich von der durcheinandergeratenen Zeitschiene beeinflusst.

 

Betreffend der Geschichte der Royal Servants möchte ich auf die CD-Ausgabe von 1999 (Garden of Delights) verweisen, mehr zur Band könnt ihr im ganzen Internet nicht zusammenkratzen und auch ich beziehe mich hier in diesem Beitrag ziemlich stark auf das Booklet in eben dieser Veröffentlichung.

 

Die Band startete 1964 als Sounders und wechselte 1965 den Namen zu Royal Servants. Allerdings sind keine Aufnahmen aus der Zeit vor 1969 bekannt geworden und wie das damals getönt haben muss, das wissen nur die direkt Beteiligten. Muss wohl Beat in Coverversionen gewesen sein, der aber dann irgendwann mal in Eigenkompositionen mündete. Die drei Singles von 1969 und 1970 sind auf der CD mit drauf, zwei Tracks davon regulär als Teil des Albums und vier als Bonus. Viele Male habe ich gelesen, dass die Band in die Schublade Bluesrock gesteckt wurde (wahrscheinlich post facto mit 50 Jahren Abstand). Ich hör da jedenfalls keinen Bluesrock raus, oder er hat sich gut versteckt. Auch Krautrock oder Beat, wie man immer wieder mal liest, scheint mir doch etwas weit hergeholt zu sein.

 

Da mir immer wieder Eulenspygel dazwischen kommt und weil meine Rezeption der Royal Servants vermutlich etwas schief im Gelände steht, sehe man es mir nach, wenn die Band nicht alleine auf sich gestellt beurteilt werden kann. Die Musik der Band hat vorwiegend eine Vor-Krautrock Haptik und man merkt tatsächlich wie sich die Band bemüht originell und intellektuell zu sein, man könnte auch sagen, streckenweise ist das etwas zu verbissen und gesucht. Für mich war es nie der ganz grosse Wurf, aber als Zeitdokument gerade in der Aera als sich Krautrock am Horizont zeigte, hat es durchaus seine Berechtigung.

 

Möglichst objektiv betrachtet und soweit es mir gelingt, losgelöst von Eulenspygel, sind die Aufnahmen von 1969/1970 doch etwas, dass man sich mehrfach anhören kann (und muss). Natürlich musste die Band offensichtlich ihren eigenen Weg suchen und für eine 60er-Jahre Produktion ist ihre einzige LP und die drei Singles nicht mal so übel. Vielleicht sind die Stücke etwas auf der belanglosen Seite und driften manchmal etwas sehr ins Gedudel ab („Latin Underground“). Brüche und Wechsel scheinen mir ebenfalls etwas gesucht und musikalisch ist noch nichts in Sicht was die späteren Eulenspygel ausmachen würde (kompositorisch und songmässig). Aber da Eulenspygel („2“ und „Ausschuss“) bei mir sowieso kurz vor dem Heimaltar stehen, darf man meine Meinung dazu nicht auf die Goldwaage legen. Ich kann mir fast nichts schlimmeres vorstellen als die Royal Servants oder die letzten beiden LPs von Eulenspygel in ein Korsett zu zwingen.

 

Es gibt allerdings auch einen Track der mit seiner kindischen (und wahrscheinlich kopierten) Melodie schon einiges an Stehvermögen für den Zuhörer abverlangt (Private Man“). Aber das ist o.k., wird man locker überleben, auch wenn der Song mich mehr als nötig an „Laut und deutlich“ erinnert (als Komplett-LP). Und das muss nicht sein. Nachdem Ihre Kinder mit deutschsprachigem Gesang auf den Markt kamen, entschloss man sich die Band in Eulenspygel umzubennen unnd es ebenfalls auf dieser Schiene zu versuchen. Und was kam dabei heraus, einfach die Blaupause einer intelligenten, gut eingespielten und Massstäbe setzenden Band. Aber davon später mehr.

 

Besetzung der Royal Servants:

Matthias Thurow – Lead Vocals / Rythm Guitar

Detlev Nottrodt – Vocals / Lead & Rhythm Guitar

Manfred Maier – Vocals

Ronny Libal – Bass

Reinhard – Organ

Günther Klinger – Drums & Percussion

Und damit hatte man auch schon fast die Besetzung zusammen die unter dem Namen Eulenspygel und der LP „2“ deutsche Krautrockgeschichte schreiben sollte.

 

Die Tonträger

 

LP

We Elite Special 1970

 

Singles

Burnin‘ Region / Help Me Please Juke Box 1969

Still I Belong / The Blues ‚Comin‘ My Way Royal Corporation 1970

Work Part II / Someone To Be With Me Royal Corporation 1970

 

Die LP wurde von Garden of Delights neu veröffentlicht als CD (1999) und als LP (2017)

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