Die Sixties in Basel (Nordwestschweiz) auf Basis von drei Bands (Epilog)
Wenn man die Geschichte des Beat in der Nordwestschweiz Mitte der 60er Revue passieren lässt (halt so das, was man sich angelesen hat), dann könnte man schon auf die Idee kommen, es hier mit einem Phänomen zu tun zu haben. Aber das wird wahrscheinlich eine verbogene Optik sein. Und trotzdem kommt man nicht umhin festzustellen, dass eine gewisse Konzentration an guten Bands in der Chemiestadt einen Massstab setzten. Tatsächlich wird aber so manches überhöht dargestellt und heute noch kannst du mit Leuten diskutieren die damals dabei waren und nicht genug bekommen von diesen Erinnerungen. Zu Recht und wenn, dann soll halt Opa vom Krieg erzählen.
Es gab neben den bereits vorgestellten Bands wie den Dynamites, den Countdowns und den Sevens viele andere Formationen, die aber definitiv nicht das kommerzielle Profil hatten, wie das der vorerwähnten. Kommerziell eher auf kleiner Flamme und für viele dürfte es bereits ein Highlight ihrer Bandkarriere gewesen sein, einmal in ihrem Leben im lokalen Jugendheim aufzutreten. Das macht diese Bands keinen Deut schlechter, zeigt aber auch wie eng der Markt auf dem Platz Nordwestschweiz und dann vor allem auch in der Schweiz war. Ich habs schon mal angedeutet, aus Heidiland eine tragbare Musikerkarriere starten zu wollen war damals wie heute fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Viele Bands waren entweder nur live unterwegs und kamen nie zu Plattenaufnahmen, oder zumindest nicht zu solchen, die auch veröffentlicht wurden (hier gibt es ja Gerüchte die semi-bestätigt wurden von Musikern die damals dabei waren – da bekommt man feuchte Augen). Nur um einige der wichtigsten Bands zu nennen:
The Red Devils (ex Telstars, ex Les Diables Rouges)
Die einzige Bandveröffentlichung erschien als LP in Spanien und Deutschland. Die deutsche Version hat ein unmögliches Cover im Stil von „Hits à Go-go 1965″ oder so. Ich such immer noch ein Exemplar. Die Version aus Spanien hat wenigstens ein akzeptables Cover, wenn auch nicht meisterlich. Daneben sind die Red Devils auf einer 7“ und diversen Kompilationen zu finden, u.a. auf „The Beat Bomb“ für die man unterdessen wirklich gutes Geld hinlegt. Allerdings hat sich die Band ausschliesslich Coverversionen bekannter damaliger Hits verschrieben. Gut gemacht, aber nicht wirklich originell. Die Band war auch einige Zeit als Profimusiker unterwegs.
The Sheapes (ex Tornado’s(!), ex Blizzards)
Ebenfalls eine Weile als Profimusiker zu hören, aber die Band hat auch in der Retrospektive keine grossen Wellen gemacht. Eine EP und einige Singles, das wars dann. Eigentlich waren die richtig gut, aber mit „The Rhine Beat (Z’Basel a mym Rhy)“ haben sie auch eine ziemlich erbärmliche Single abgeliefert. Keine Ahnung wie man auf einen solchen Wahnsinn kommen kann, vielleicht dachte man, wenn man diese lokale Schnulze verbeatet, dann hätte man etwas kommerziellen Erfolg. War wohl eher nichts. Die Sheapes gehören, trotz dem etwas höheren Veröffentlichungsrhythmus, zu den eher unbekannten Bands hier in der Gegend. Das heisst aber nicht, dass die Tonträger billig zu haben sind, aber zuerst mal muss man die Dinger finden.
Etwas namedropping, hier sind weitere Bands die Eingang in die Annalen der lokalen Beathistorie gefunden haben.
The Attacks
The Ghools
White Angels
The Chaps
The Mods (die nicht mal im Buch „als die Haare länger wurden“ erwähnt sind)
… und viele andere, mit oder ohne auf Tonträger veröffentlichtem Material.
Weiterführend will ich gerne auf eine Webseite hinweisen die sich ziemlich ausführlich mit den damaligen Tonträgern befasst und dann natürlich das Buch „Als die Haare länger wurden, die Sixties in Basel“, welches einfach unverzichtbar ist, wenn man sich für diese lokale Szene auch nur im mindesten interessiert. Bei den Mods bin ich mir nicht zu 100 % sicher, ob die tatsächlich ein lokales Eigengewächs waren, Informationen dazu sind mehr als spärlich.
Heute hat sich die Nordwestschweiz ziemlich von kontemporärem Beat, Blues und Bluesrock losgesagt und es existieren ziemlich wenige Bands, die die Fahne hochhalten. Anders als z.B. in der Zürcher Gegend, wo diese Genres noch immer gefeiert werden. Dafür scheint mir Basel aber unterdessen eine Hochburg des Indierock geworden zu sein (bis zu Heavy Metal, Grunge etc.). Naja, die Zeiger gehen immer vorwärts und das ist nicht mal schlecht.