Lindisfarne – Malmsteen – Frankie Miller – Morrissey: EMI 6

Schatzkisten: Lindisfarne – Yngwie Malmsteen – Frankie Miller – Morrissey

EMI hatte in der Zeit von 2010 bis 2015 im Bereich Bündelung von Original-Alben als Pakete (Klein-Budget-Serien) von drei bis sechs CD’s die Preis-Leistung-Referenzqualität !! Es gab auch die CD-Boxen »Original Album Serie« (Warner, 5CD) und »Original Album Classics« (Sony/BMG, 3CD oder 5CD) im Platz sparenden Papp-Schuber. Da waren die einzelnen Original-Alben (je CD ein Album) in einfachen Papp-Taschen (Cardboard-Sleeve), Mini-LP-Hüllen im Replica-Design und ohne Booklet und weitere Informationen sowie meist aber auch ohne Bonus-Titel und aktuelles Re-Mastering. Für Liebhaber die fast lückenlos die Entwicklung der Geschichte oder Teil-Geschichte der/des Künstler/s mittels Alben und Bonus-Material verfolgen möchten, bot EMI damals die preiswerteste Alternative zu den teils nicht mehr verfügbaren und/oder teuren Einzel-Alben/Singles. Auch wenn man den Output eines Künstlers beziehungsweise Band sowie eines Labels (Charisma, Decca, Harvest, Island, Motown, Vertigo, Virgin) auf zwei Boxen verteilt hatte, wie beispielsweise Groundhogs, Gentle Giant, Steeleye Span, Robin Trower, Tangerine Dream oder UFO, die Quantität und Qualität bleibt immer gleichbleibend hoch. Bei den Label-Übersichten von Island und Virgin sind die sechs verschiedenen 3CD-Boxen sogar nach Zeit und/oder Thema gegliedert. Leider sind heute viele Ausgaben nur noch auf dem Gebraucht-Markt zu haben, man muss geduldig suchen, aber es lohnt sich sehr, fast immer. Es gab noch eine zweite parallele Serie von EMI Classics, mit zwei Dutzend dicken Paketen der EMI-Künstler der 50iger und 60iger. Hier werden in ähnliche Ausstattung beispielsweise Helden wie Shirley Bassey, Donovan, Hermans Hermits, Hollies oder Shadows umfassend vorgestellt. Wieder mal kann der Schatz-Jäger über einen kleinen Erfolg berichten, gebraucht gesucht und jetzt für SchoTTische knapp einstellige Anzahl von Euronen die »Do You Want To Know A Secret – EMI Years 1963-1983« von Billy J. Kramer & The Dakotas eingesammelt. Also weiter suchen lohnt sich sehr, immer schön AUGEN AUF !!!

Lindisfarne At The BBC: The Charisma Years 1971-1973 (DCD, VÖ: 2009)

Leider zahlt der Käufer heute eh fast nur noch Logistik und Vertrieb. So kommt es, dass man beispielsweise wie bei Peter Tosh, alle sechs Studioalben, plus Bonus-Titel, plus komplettes unveröffentlichtes Live-Konzert, alles 2012-Remastered, plus tolles informatives Booklet in 6-CD-Box für damals um die SchoTTischen 10 Euro bekommen konnte und im anderen Fall reinfällt mit einem Einzel-Album im vermeintlich wertigeren Digi-Pak ohne Bonus oder Mehrwert für den gleichen oder höheren Betrag. Nachfolgend stelle ich hier in Teil 5 der Serie nun wieder weitere fünf interessante dicke Dinger vor. Weitere Beiträge folgen. Also noch einmal: IMMER AUGEN AUF !!!

Lindisfarne: The Charisma Years 1970-1973 (Box, VÖ: 2011)

Parallel zur Veröffentlichung der EMI-Box von der Edgar Broughton Band (siehe RZ unter EMI 1) wurde auch hier der vollständige Back-Katalog einer britischen Musik-Ikone, hier des Folk-Rock, aus dem nordostenglischen Newcastle zum Low-Budget-Preis veröffentlicht. Die Box »The Charisma Years 1970-1973: Their First Five Albums« (2011) enthält die Charisma-Alben 1. »Nicley Out Of Tune« (1970), 2. »Fog On The Tyne« (1971), 3. »Dingly Dell« (1972), 4. »Lindisfarne Live« (1973) und 5. »Roll On, Ruby« (1973) plus unveröffentlichte Single A & B Seiten sowie US-Mix-Versionen. Die 4CD-Box ist ein wahrer Leckerbissen für Fans. Auf den umwerfend schönen Prog-Folk von Lindisfarne (vorher Alan Hull & Brethren) brauche ich nicht weiter eingehen, absolut Kult. Die helle Stimme des 1995 früh verstorbenen Sänger und Songwriter Alan Hull im Wechsel mit schönem Chorgesang ist eines der prägenden Markenzeichen der Folk-Truppe. Man sollte sich nicht mit einer (ohnehin kaum billigeren) anderen Best-Of zufriedengeben, da die meisten Lieder (insbesondere der ersten drei Alben) durchgehend sehr gute kompositorische Qualität haben. Viele davon haben das Zeug zum zeitlosen Klassiker. Eine passende Ergänzung ist in diesem Zusammenhang der Doppeldecker »Lindisfarne At The BBC: The Charisma Years 1971-1973« (2009). Mit diesen beiden Paketen hat man eine fast vollständig geschlossene Abdeckung aller Veröffentlichungen aus der ersten und stärksten Phase dieses Quintetts, das sich danach noch zweimal neu reformierte. Aber das ist mal ein anderes Thema.

Yngwie Malmsteen: Now Your Ships Are Burned (2015)

Der schwedische Gitarren-Virtuose Yngwie Malmsteen (alias Lars Johan Yngve Lannerbäck) aus Stockholm gilt als wegweisend für die Verwendung von Elementen der klassischen, ernsten Musik im genrefremden Heavy Metal beziehungsweise Hard-Rock. Malmsteen veröffentlichte seit 1978 hauptsächlich zuerst in seiner Heimat als Solist, wechselte dann aber 1982 nach Nordamerika. Er unterstützte dort übergangslos die US-Metaller Steeler auf ihrem selbstbetitelten Album (1983), danach bei Alcatrazz auf deren Debüt »No Parole From Rock’N’Roll« und auf »Live Sentence«. 1984 verließ er Alcatrazz schon wieder und machte Platz für seinen ebenso virtuosen Saiten-Kollegen Steve Vai (später gemeinsame Zusammenarbeit mit ihm). Er begann danach wieder eine Solokarriere. Mit der 4CD-Zusammenstellung »Now Your Ships Are Burned« werden die Polydor-Alben »Rising Force« (1984, Grammy-Nominierung), »Marching Out« (1985, mit Rising Force), auf beiden Alben sang Jeff Scott Soto, »Trilogy« (1986, Sänger: Mark Boals), »Odyssey« (1988, mit Joe Lynn Turner wieder als Rising Force), »Trial By Fire: Live In Leningrad« (1989), »Eclipse« (1990) im Paket gebündelt. Damit hat man einen guten Einblick in die Anfänge, es fehlen nur die frühen Demos Powerhouse (1978) und 1981 Demo (1981). Die bekommt man aber mit der Doppel-CD »Inspiration« (1996, Music For Nations). Malmsteens Stil wurde Mitte der 80iger als Neo-Klassik bezeichnet, seine Erfolge animierten und ebneten den Weg für andere Künstler mit Spielweise Hochgeschwindigkeit: Eddie Van Halen, Randy Rhoads (Quiet Riot), Steve Vai (Whitesnake), Tony MacAlpine (Planet X), Vinnie Moore (UFO) und Paul Gilbert (Mr. Big). Als virtuoser Shredding-Artist zählte Yngve Lannerbäck zu den Pionieren dieses künstlerischen Ausdrucks und heute gibt es einige Kollegen die ihm als elektrische Windmühlen nacheifern. Malmsteen veröffentlichte nach seiner Zeit bei Polydor und Music For Nations bis heute regelmäßig Alben bei unterschiedlichen Labels, ist in Europa und Japan sehr beliebt. Aber seine stärkste Zeit wird mit dieser 4CD-Box gut abgebildet.

Morrissey: HMV/Parlophone Singles ’88-’95 (2009)

Auch wenn Morrissey meckernd zum Kauf-Boykott aufruft, ist diese Box »The HMV/Parlophone Singles ’88-’95« wert gekauft zu werden, auch von den Ultra-Fans. Denn eins wissen wir seit Trennung der Indie-Rocker The Smiths: Wenn es um die Tantiemen geht, hat der Ausnahme-Künstler Steven Patrick Morrissey aus Manchester wenig Humor. Die 3CD-Box ist eine Art Katalog aller Single A/ B-Seiten zwischen 1988 und 1995 inklusive der durchweg hervorragenden Bonustracks, die in Großbritannien zwischen 1988 und 1995 auf HMV/Parlophone veröffentlicht wurden. Somit erhalten Fans hier noch einmal den Inhalt der beiden Boxen, 10 CD-Singles 88-91 und 9 CD-Singles 91-95, die Mitte der 90iger bereits auf den Markt kamen, mittlerweile aber vergriffen und nur noch Second-Hand zu bekommen sind. Auch die Kompilation »Bona Drag«, die ja nur aus den ersten, Non-Album-Singles bestand, ist hier komplett drauf. Auf den drei CD’s sind alle Tracks drauf, die in den zwei Boxen, so schön das auch mit Original-Cover anzusehen war, auf immerhin 19 Einzel-CD’s zu finden waren. Auch kein wirkliches Hörvergnügen, wenn man alle 10 bis 15 Minuten die CD wechseln muss. In dieser frühen Phase war Morrissey noch ein wahrer britischer Popkünstler! »Will Never Marry«, »The Loop«, »Jack The Ripper«, »I’d Love To«, »Have-A-Go Merchant«, sind selbst als B-Seiten exzellente Songs und Höhepunkte in Morrisseys Karriere. Geniale Stücke wie Interlude (Duett mit Siouxsie), »Whatever Happen«, »I Love You«, »Will Never Mary«, »He Knows I’d Love To See Him« oder die The Jam-Cover-Version von »That’s Entertainment«. Überhaupt sind die Musik und der Gesang jedes einzelnen Liedes auf diesen 3 CDs überzeugend, authentisch und unglaublich schön. Egal ob Rockabilly oder zärtliche Balladen, hier stimmt einfach alles, hier ist alles noch echt, hier wirkt nichts gekünstelt oder aufgesetzt (das begann dann mit »You Are The Quarry«). Diese preiswerte Box mit doch recht mageren Booklet ist eine sehr gute Ergänzung für die Fans. Auch wenn es Meckerer Morrissey alias Moz (oder Mozzer) nicht passt, dass er kein Geld dafür bekommt, verarmen wird er schon nicht!

Frankie Miller: That’s Who! The Complete Chrysalis (2011)

Ein kleiner Mann, aber ein großer Sänger und auch Liederschreiber ist der in Glasgow geborene Frankie Miller. Gesegnet mit einer Stimme, die für Blues und Soul prädestiniert ist, neben beispielsweise Robert Palmer, Jess Roden, Paul Rodgers, Chris Farlowe zu den besten Blues- und R&B-Sängern Großbritanniens zählt. Miller trat in der 70igern fokussiert ins Rampenlicht und erfreute sich besonders auch bei seinen Kollegen großer Beliebtheit. So wurden seine Songs unter anderem vom seinem schottischen Landsmann Rod Stewart sowie dem Ami Bob Seger aufgenommen, zwei große Shouter die ebenso als Referenzen herhalten könnten, wenn man nach Vergleichen in der Klangfarbe sucht. Wobei Frankie’s Blues, Dynamik und Volumen durchaus fetter sind. Francis John Miller hat aber weniger den kommerziellen Erfolg gesucht, oder zumindest hat er ihn nicht so sehr gefunden wie die vielen vorher genannten, bekannten Gesangsartisten. Zwischen Blues-Rock, bläserverstärktem Soul und Trinkerballaden wankt sein Werk ein bisschen hin und her und erinnert bisweilen beinahe an den rauchigen Tom Waits und ähnliche Sänger, dann wieder gleitet er beinahe ins Sing-Sang-Song-Fach ab, etwa mit dem durchaus nicht schlechten Radio-Hit »Darlin’«, der aber sein einziger bleiben sollte. Niemals klingt er aber beliebig oder austauschbar, seine Songs haben bei aller Einfachheit, oder eben deshalb, etwas Zeitloses, haben Substanz und ganz viel Gefühl. Unvergessen sein Auftritt beim Rockpalast-Festival Gruga-Halle Essen, seine Jam-Session mit dem Kumpel aus Cork Rory Gallagher, mit dem er die Vorliebe für schwarze Musik und schwarze Biere teilte. Auf dem 4CD-Paket von 2011 »Frankie Miller …That’s Who! The Complete Chrysalis Recordings (1973-1980)« finden sich sieben Alben, die heute allesamt nur schwer oder für recht viel Geld zu bekommen sind: »Once In A Blue Moon« (1972), »High Life« (Remix Version), »High Life« (Unveröffentlichter Original Mix, 1974), »The Rock« (als The Frankie Miller Band, 1975), »Full House« (1977), »Double Trouble« (1978), »Falling In Love« (1979), »Easy Money« (1980). Wer den ganz frühen bluesigen Rod Stewart schätzt, die Faces, den frühen Cocker, Chris Farlowe oder wer wissen möchte, wo etwa die Quireboys und manch andere ihre Inspiration herhaben, sollte hier mal reinhören. Übrigens haben auch die berühmten The Eagles einen seiner Songs gecovert. Und wer den leider sehr kranken Frankie Miller unterstützen und sich gleichzeitig einen ganzen Haufen großartiger Songs zulegen will, sollte diese tolle Box kaufen. Für Blues-Rocker, remo4 berichtete auch kürzlich über diese Blues-Rock-Schatzkiste, unverzichtbar !! Der SchoTTe

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