The Countdowns (Die Sixties in Basel Teil 2)
Im Buch „Als die Haare länger wurden“ nehmen die Countdowns 8 grossformatige Seiten ein. Selbstverständlich würde die ganze Geschichte den Rockzirkus-Blog sprengen. Daher hier auch nichts zu den Typhoons, ausser das der Namenswechsel von den Typhoons zu den Countdowns an Silvester 1965 in Zürich(!) im Café Endspurt über die Bühne ging.
Die Countdowns gehören wirklich zum Urgestein der Basler Beatszene anno mid-60s. Eigentlich erstaunlich, sind doch deren Schallplattenveröffentlichungen an einer Hand abzuzählen, gerade mal drei Singles (und wenn man die alte Wiederauflage zum Film „Unruhige Töchter“ hinzuzählt, dann sind es halt vier) Und dann kam lange nichts mehr und das Kapitel 60s-Band war für die Countdowns abgeschlossen.
Wie das wohl so war in grauer Vorzeit, die Bands spielten sich den Hintern ab und das war nicht die grosse Welt. Irgendwelche Kaschemmen in der Provinz (wo ich Basel durchaus auch dazuzähle), bei Grümpelturnieren oder im Paket in kleineren Konzertlokalen. Ja klar, damals genügte ja auch ein Set von unter 30 Minuten, aber Ruhm und Ehre war damit nicht wirklich zu gewinnen. Aber die Musiker (nicht nur die Countdowns) können auch den Berichten über die Stars aus dem Ausland auf den Leim gegangen sein, war doch vieles nicht so glanzvoll wie berichtet wurde. Der Traum vom internationalen Star wurde wahrscheinlich schon sehr bald beschnitten.
Layola zeigte im Jahr 1966 Interesse an der Band und in diesem Sommer wurden vier Songs (die ersten beiden Singles) aufgenommen. Das sollte es aber für die Countdowns betreffend Layola auch gewesen sein. Obwohl Layola einen wirklichen Kultstatus in der Schweiz hat, denke ich doch, dass das im Grunde genommen eine ziemliche Amateurshow war, aber tatsächlich wohl meistens die einzige Möglichkeit überhaupt was zu veröffentlichen. Die ersten beiden Tracks aus vorerwähnter Session wurden 1966 als Single veröffentlicht („Vacation“/“Far Away“), aber diese schlug nicht mal für hiesige Verhältnisse grosse Wellen und nachdem Layola den Nachfolger („Sexmaniac“/I’m A Man“) einige Zeit auf Halde gelegt hatte, erschien die zweite 7″ Anfang 1967 in den Läden (Discogs gibt fälschlicherweise 1966 als Veröffentlichungsdatum an).
Die Line-up Changes dürften eher weniger interessieren (ausserhalb der Nordwestschweiz), aber Claude Pfau, Hanspi Feuz oder Hans-Peter „Bölle“ Börlin sind tatsächlich einer Generation ein Begriff. Wohl das am sichtbarsten Profil hatte Hans-Peter „Bölle“ Börlin (vor kurzem verstorben), welcher eine relativ illustre Musikerkarierre hingelegt hatte. U.a. hatte er danach bei Ertlif (ebenfalls eine Basler Band – wen wunderts) die Trommelstöcke geschwungen. Ertilf waren eher im Prog/Krautrock zu Hause, aber deren Musik ist Klasse 1A, jedoch sind die Veröffentlichungen nun auch nicht gerade extensiv.
Zurück zu den Countdowns: Die zweite Single war natürlich ziemlich berechnend mit dem Titel „Sexmaniac“ und der Coverrückseite(!). Man muss sich das mal vorstellen, wie verbiestert müssen die 60s gewesen sein, da hat man einen Titel namens „Sexmaniac“ auf der A-Seite und schafft es das Cover dazu auf die Rückseite zu verbannen. Na gut, ist auch nicht ein graphisches Wunderwerk, wohl eher aus der Not geboren. Die Vorderseite zeigt eine Liveaufnahme, die wohl eher mit der B-Seite „I’m A Man“ (Cover-Version“) einhergeht. Spiessigkeit im Quadrat.
1967 bekamen die Countdowns ein Angebot, einige Tracks für den Film „Unruhige Töchter“ aufzunehmen (ich zitiere mal: „Komödie zwischen Schulbank und Erotik“) und fuhren nach München ins Allach-Studio um vier Tracks aufzunehmen (wovon zwei Songs als Single veröffentlicht wurden). Was mit den übrig gebliebenen Tracks passiert ist weiss ich nicht, meines Wissens sind die nie veröffentlicht worden. Jedenfalls war dies das Ende der Countdowns in Sachen Schallplattenveröffentlichungen in den 60s. „The Smartest Paradise“/“Old Cembalo“ wurde zuerst auf Manser 1967 veröffentlicht und dann ein Jahr später auf PYE mit einem anderen Cover neu herausgegeben. Die Countdowns haben einen Auftrittt in diesem Film, der aber in einem Kino Mascotte in Zürich gefilmt wurde. Den Film habe ich „leider“ (ich hab da so einen Verdacht) nie gesehen. DVD ist wohl nie erschienen, aber ich könnte mich in den Tiefen des Internets mal auf die Suche nach einem Streamingangebot machen.
Ein Trip 1967 nach London brachte einen Vertrag mit einem Plattenlabel ein und die Band flog im November 1967 wiederum nach London um vier eigene und einige Coversongs einzuspielen. Leider wurden diese aus unerfindlichen Gründen nie auf Vinyl veröffentlicht. Lediglich „Seabird Lane“ kam Jahre später auf einer CD raus. Allerdings kann ich nicht sagen, ob es die Originalaufnahme war/ist.
Ende 1969/Anfang 1970 löste sich die Band auf und es war Ruhe im Karton. Man kannte den Namen zwar noch, aber präsent waren sie nicht wirklich mehr. Praktisch aus heiterem Himmel erschien 1998 die CD „The Band From The 60s“ mit 8 Tracks aus eben diesem Jahrzehnt, allerdings nicht alle Songs der Singles, dafür aber drei Stücke die bis dahin noch nie das Licht des öffentlichen Tages gesehen hatten. Dazu sieben neue Tracks aus den 90ern. Veröffentlicht wurde das wahrscheinlich von Claude Pfau. Aber die CD wurde auch hier nicht sehr beworben und scheint nur in allerkleinster Auflage auf den Markt gekommen zu sein. Ich weiss nicht mal woher ich meine Kopie habe, möglicherweise zufällig in einem lokalen Plattenladen gesehen und gefischt. Für EUR 110.00+ auf Discogs zu haben. 😉
Und dann war endgültig Feierabend. Dachte ich. Bis ich irgendwann realisierte, da ist ja noch jemand von der Band zugange, wenn nicht sogar die Band selbst. Irgendwann Anfang der 2000er-Jahre kam mir eine Live-CD in die Hände (ebenfalls von CPSounds = Claude Pfau, nehme ich mal an), betitelt „Live At The AlpenRock House“ bestehend aus Aufnahmen vom 1. Dezember 1999 in der Nähe des Zürcher Flughafens. Wenn sich jemand der Anwesenden erinnern sollte, ich schrieb damals etwas zu dieser CD im Rockzirkus-Forum und war nicht so begeistert und ein Mitglied der Band hat sich damals im Forum gemeldet. Ha! Heute versteh ich das allerdings etwas besser, d.h. wieso die Aufnahmen so sind wie sie sind, die CD wird aber nie ein Favorit von mir werden. Da greife ich doch eher auf die erste CD zurück.
Die Countdowns machen weiter, bis heute, aber natürlich in völlig verändertem Line-up als 3-Generationen Projekt (ich kenne deren aktuelle Musik nicht). Kann man davon halten was man will, mich beisst das jetzt nicht so, obwohl ich zugeben muss, ich war kürzlich nahe dran zu einem Gig zu gehen. Es gibt aber keinen Zweifel daran, die Countdowns gehören zur Speerspitze der mid-60s Beatszene in Basel. Klar gibt es Bands mit einer höheren Veröffentlichungsrate oder mehr „Hits“, aber in Sachen Profil gehören sie wohl ins Triumvirat Countdowns/Sevens/Dynamites.