Mit einem Zitat von John Mayall will ich zu The Flock beginnen:
„Sie sind auf dem besten Weg, uns allen eine faszinierende, neue Auffassung der heutigen Musik zu präsentieren, eine subtile Klangkombination, der die ursprüngliche Formen des Jazz, Blues, Gospel, Rock, Country und diverser anderer Musikrichtungen zugrunde gelegt werden. Es ist die beste Gruppe, die ich in den USA je gesehen und gehört habe. Ich hoffe, dass sie Erfolg haben.“
John Mayall irrte sich mit dem Erfolgsversprechen, aber dem Rest seiner Beschreibung kann ich mich vorbehaltlos anschließen.
The Flock wurde 1964 in Chicago gegründet. In der Besetzung Rick Canoff, Jerry Smith, Ron Karpman, Rick Mann und Fred Glickstein brachten sie drei Singles auf Destination Records und eine Single auf USA Records heraus. Alle kamen unter die Top 20 einiger Radiosender. Etwas später holten sich The Flock Verstärkung und das in Form von Gebläse. Es waren Tom Webb am Saxophon und Frank Posa mit der Trompete.
Ein Freund der Musik von The Flock war Jerry Goodman. Jerry Goodman war ein Wunderkind mit seiner Geige. Durch seine klassische Ausbildung konnte er bei dem Chicago Civic Symphony Orchestra die Geige spielen. Irgendwie befriedigte ihn die Klassik nicht. Er montierte ein Pickup und wandelte sie in eine elektrische Geige um. Mit seinen Freunden von The Flock wurde dieser Sound ausprobiert und alle waren begeistert. Ein Jean Luc-Ponty der Rockmusik war geboren!
Durch den neuen Zugang wurde die Zahl der Mitspieler zu groß und Rick Mann musste gehen. The Flock erhielt in der neuen Besetzung einen Vertrag bei Columbia Records. Es entstanden die zwei Alben „The Flock“ und „Dinosaur Swamps„. Herausragend waren auf dem ersten Album die Titel „Clown„, „Truth“ und die Coverversion vom Kinks Klassiker „Tired Of Waiting„. All diese Stücke waren eine Collage diverser Musikstile, geprägt durch eine geniale Zusammenarbeit von elektrischer Geige, Bläsersätze, treibenden Gitarrensoli und einer soliden Rhytmusbegleitung von Bass und Schlagzeug. Das zweite Album „Dinosaur Swamps“ verfügt zwar nicht über ausgesprochene Highlights, gehört für mich allerdings ebenfalls zu den besten Alben der Rockgeschichte.
The Flock wird oft mit Bands wie Chicago, Colosseum und Blood Sweat & Tears verglichen, aber das wäre zu oberflächlich. Ihre Musik war nie für die breite Masse aufbereitet und „schön“ geschliffen, vielmehr stehen hier Improvisationen und Experimente im Vordergrund. Ende 1970 kam das vorläufige Aus. Jerry Goodman hatte sich einen Namen gemacht, wurde von John McLaughlin angeheuert und spielte zukünftig im Mahavishnu Orchestra. Ohne den Teufelsgeiger konnte The Flock nicht weiter bestehen, Jerry Goodman war derjenige, der den Unterschied zu den anderen Bands dieser Art ausmachte.
Fred Glickstein, Ron Karpman und Jerry Smith versuchten es 1973 noch einmal. Als Geiger wurde Michael Zydowsky verpflichtet. Es folgte eine dreißig tägige Tour durch Europa, dann war vorerst Schluss. Ein auf dieser Tour mitgeschnittenes Bootleg wurde 2003 durch den „Flockmaster“ Fred Glickstein digitalisiert. Der Auftritt fand in Friedburg am 09.11.1973 statt. Ich hatte damals längere Zeit Kontakt mit Fred Glickstein. Ein Spaßvogel! Von ihm erhielt ich, dankenswerter Weise, die CD “Live in Europe – 1973”. Ein weiteres Album sollte 1975 folgen. Produzent von “Inside Out” war kein Geringerer als Felix Papalardi, der auch einen kleinen Gesangspart übernahm.
Fred Glickstein arbeitete Anfang der 2000er Jahre an einer Hochschule, wo und auf welcher hab ich vergessen und die E-Mails sind leider verloren. Er verstand etwas Deutsch und las den ursprünglichen Beitrag im Rockzirkus. Bis vor einigen Jahren betrieb er eine Website, leider ist die Website nicht erreichbar und ich finde keinerlei Spuren im Netz von ihm.
2014 erschien das “Lost Album” unter Federführung von Fred Glickstein. Es handelt sich um Aufnahmen der Band Strategic Ear Command. Eine Band von Fred Glickstein, die in einigen Clubs in den 1970er Jahren in Chicago auftrat. Ich kenne das Album nicht und kann daher auch nichts darüber schreiben. Was von The Flock für mich bleibt sind zwei Alben, die Rockgeschichte schrieben!
Die Anfänge von The Flock in der Urbesetzung und die Singles:
I Like You / Are You The Kind (1966)
Can’t You See (That I Really Love Her) / Hold On To My Mind (1966)
Take Me Back / Each Day Is A Lonely Night (1967)
Magical Wings / What Would You Do If The Sun Died? (1968)
Mitspieler auf „The Flock“ und „Dinosaur Swamps„:
Fred Glickstein: guit. voc.
Jerry Goodman: viol.
Jerry Smith: bass
Tom Webb: sax
Rick Canoff: sax.
Frank Posa: tp.
Ron Karpman: drums
The Flock – The Flock – (1969)
Introduction
Clown
I am the tall tree
Tired of waiting
Store bought-store thought
Truth
The Flock – Dinosaur Swamps – (1971)
Green slice
Big bird
Hornschmeyer’s island
Lighthouse
Crabfoot
Mermaid
Uranian Sircus
The Flock – Inside Out – (1975)
Die Mitspieler auf Inside Out:
Fred Glickstein: guit. voc.
Jerry Smith: bass
Ron Karpman: drums
James L.Hirsen: keyb., voc.
Mike Zydowsky: viol.
Felix Papalardi: back. voc. (nur Straight Home)
Die Songs:
Making music for my friends
Back to you
Metamorphosis
Hang on
My okay today
Straight home
The Flock – Live In Europe – 1973 (2004)
Die Band:
Fred Glickstein: guit. voc.
Jerry Smith: bass
Ron Karpman: drums
Mike Zydowsky: viol.
Die Songs:
Intro
Clown
Truth
The Flock – Heaven Bound: The Lost Album (2014)
Die Mitspieler auf dem Lost Album:
Jerry Smith: bass, voc.
Alan Rostoker: cello
Ron Karpman: drums, voc., synth.
Dave Sharko: guit.
Steve Misic: guit.
Arch Terrance: guit. bass, voc.
Fred Glickstein: guit., piano, voc.
J.B. Skye: guit., voc.
Rich Koc: pedal steel guit.
Danny Hoagland: sax.
Arnold Roth: violin
Mark Feldman (Meisha): violin
Tom „Flash Commander“: voc., keyb.
Die Songs:
Heaven Bound
The Bells
Reasons
Crying Out/The Voice
Don’t You Know (Who I Am)
Makes It All Worthwhile
Noise Boys
Mama
Rolling With The Clones
Love Away
C’mon Let’s Walk
Be Strong And Survive
The Christos Jig
The Test
Outroduction