Es ist die Mischung aus irischer Folklore und Rock, die mir gefällt. Der sonst übliche Begriff von „Folkrock“ passt nur auf einen Teil der Songs von den Horslips. Oft ist es purerer Rock und dann wieder irische Folklore ohne die Spur von Rock. Einen sehr großen Anteil auf den Alben der Horslips, und so auch auf „Tracks From The Vaults“, sind Instrumentals.
Auch wer bereits alle offiziellen Studioalben der Band kennt, sollte sich trotzdem „Tracks From The Vaults“ anhören, der Fan wird auch diese Ausgrabung lieben. Die Songs gehen quer durch die Geschichte der Horslips. Den Anfang machen Studioaufnahmen und am Ende geht es auf die Bühne. Die beteiligten Musiker auf „Tracks From The Vaults“ waren:
Barry Devlin: bass, voc.
Eamon Carr: drums, Bodhrán
Charles O’Connor: violin, mandolin, concertina, voc.
Declan Sinnott: guit.
Gus Guest: guit
John Fean: guit., banjo
Jim Lockhart: keyb., flute, tin whistle, voc.
Die Songs:
Motorway Madness:
Gehörte lange Zeit zum festen Bühnenrepertoire der Horslips. Diese Version wurde im November 1971 in den Trend Studios aufgenommen. Die Aufnahme wurde bis dahin noch nie veröffentlicht. In meinen Ohren ist es solider Rock, etwas punkig, könnte auch gut in die Schublade Pubrock passen.
Johnny’s Wedding:
Ebenfalls in den Trend Studios aufgenommen, aber etwas später und zwar im März 1972. Es war die erste Single der Horslips. Erschienen ist die Single nur in Irland. Es ist immer noch sehr rockig, aber langsam wird es irisch. Ein Instrumental mit am Anfang akustischen Instrumenten und am Ende mit einem elektrisches Gitarrensolo. Die Flöte von Jim Lockhart ist für mich der Höhepunkt.
Flower Among Them All:
Irische Folklore pur. Wieder ein Instrumental und dazu ein sehr ruhiges. Der Song wurde die B-Seite von Johnny’s Wedding.
Green Gravel:
Ein alter, trauriger, traditioneller Song aus Irland, hier in der „Ulster“ Version. Es geht um den Tod eines hübschen jungen Mädchens. Wenn ich den Song höre muss ich an einen irischen Pub denken, er würde passen. Erschienen als Single und aufgenommen im Juni 1972 in den Trend Studios.
The Fairy King:
Der Song ist die B-Seite von „Green Gravel“. Eine Interpretation des alten Waliser Volkslieds “Blodau’r Drain” oder auch “Flower Of The Thorn”.
Dearg Doom:
Eine spezielle Version des Songs, die ausschließlich in Deutschland veröffentlicht und hier zum Hit wurde. Wahrscheinlich kenne ich den Song aus dem Radio. Es ist von den Horslips meine Nummer 1! Eine herrliche Verbindung von irischer Folklore mit Rock. Aufgenommen wurde diesmal in den Manor Studios im April 1973. Es war die erste „internationale“ Single der Horslips. Bisher war die Band ausschließlich in Irland vertreten. Atco Atlanic übernahm den Vertrieb.
The High Real:
Die B-Seite von “Dearg Doom“. Very Irish, die Geige gibt den Ton an und lädt zum Tanz ein. Zwischendurch gibt es eine kleine Rockeinlage.
King Of The Fairies:
Wurde im Juni 1974 in den Rockfield Studios aufgenommen, Es war die vierte Hitsingle der Horslips in Irland. Ein melancholischer Song mit viel Geige.
Phil The Fluter‘s Rag: Die B-Seite von „King Of Flowers“.
Come Back Beatles:
Die Horslips nahmen die Single unter dem Alias Lippstick auf. Am Anfang, und immer wieder zwischendurch, ist Publikum zu hören. Was Livecharakter vortäuschen sollte, der Song wurde allerdings im Studio aufgenommen. Ein Tribute an die Beatles gespickt mit Zitaten derer Songs, wie zum Beispiel “We Can Work It Out”. Selbst der Stil ähnelt den der frühen Beatles.
The Fab Four-Four:
Vertrieben unter dem Namen Lippstick als B-Seite von „Come Back Beatles“. Im Grunde hat das nicht viel mit den Beatles zu tun. Vorbild war Booker T. & The MG’s und dem Album „McLemore Avenue“.
Daybreak:
Veröffentlicht im Juli 1976 hielt sich „Daybreak“ ein halbes Jahr in den irischen Charts. Eine schöne und einfache Melodie mit Ohrwurmcharakter.
Oisin’s Tune:
Die B-Seite von „Daybreak“. Typisch irische Volksmusik mit viel Bodhrán und Concertina.
Hier endet das Album „Tracks From The Vaults“. Meine CD steckt in einem Digipack, erschienen 2012 bei Talking Elephant Records / Horslips Records. Dieser Ausgabe spendierte man vier zusätzliche Aufnahmen. Den Anfang macht die im Studio aufgenommene Rockbalade „When Night Comes“. Mit Irland und Folklore hat der Song nichts zu tun. Was folgt sind Liveaufnahmen von „Motorway Madness“, „Johnny’s Wedding“ und „Sword Of Light”. Wenn ich mir diese Liveaufnahmen anhöre, komm ich zu dem Schluss: die Horslips sind eine Liveband! Bei mir kommt der Neid auf, sie nie bei einem Konzert erlebt haben zu dürfen! Trotz allem, sämtliche Studioalben der Horslips stehen in der Sammlung und ich liebe sie alle!
Manchmal bin ich schon baff. Die Platten die hier auftauchen und besprochen werden. Ich hätte jede Geheimwette gemacht, dass die „Tracks From The Vaults“ hier nicht auftauchen, andererseits, wenn nicht hier, wo dann überhaupt. Da ich seit den 70ern eine Schwäche für Irland habe (Kultur, Leute, Geschichte etc.) steht diese LP auch bei mir in der Sammlung. LP. Obwohl, zugegeben, nicht wegen der Irlandverbindung, das Ding ist einfach gut. Und ja, „Motorway Madness“ könnte man unter Pubrock ablegen, aber der LP selbst würde man damit keinen Gefallen machen, ist der Song doch irgendwie ein (exzellenter) Ausreisser und das Album mehr eine homogene Angelegenheit auf Irishness getrimmt.
Ich hab die LP soeben rausgesucht und aufgelegt. Hier im Blog muss ich nur nachsehen wer was geschrieben hat, um einen Denkanstoss zu bekommen. Mein Interesse an Irland wurde übrigens ausgelöst durch einen Lehrer im hiesigen KV der uns Texte der Wolfe Tones im Englischunterricht zum Uebersetzen gab. Von Horslips habe ich nur diese hier, eine „Live“ und sonst noch die „A Book Of Invasion“, müsste mich mal um mehr kümmern. Die Celine Dion-Sammlung kann warten.