Wer soll denn das bitteschön sein?
Eine Band die hier wohl nur wenigen Forschern etwas sagt: 1974 in UK geboren, erschien 1978 ihr erster Longplayer (U.K.) Squeeze. Die Truppe um die beiden Sänger, Gitarristen und Songwriter Chris Difford und Glenn Tilbrook und den Keyboarder Julian „Jools“ Holland kann man am ehesten zur Punk-Nachfolgegeneration des New Wave zählen. Das LP-Debut war denn auch noch ziemlich ungehobelt, hatte Punk-Flair, edleren Powerpop und althergebrachtem Kneipenbluesrock à là „First Thing Wrong“. Es war eine zeitgeistige Scheibe die damals weite Verbreitung fand, jedenfalls bei denjenigen Musikinteressierten die nicht mit dem Erscheinen des Japan-Dopplers von Deep Purple das Kapitel Musik für endgültig geschlossen hielten.
Der Punk blieb schon bald auf der Strecke, Squeeze entdeckten Soul und Sixties-Melodien und verkochten das alles zu einer eigenständigen, äusserst erfrischenden Mischung. Das von John Wood produzierte 79er-Album Cool For Cats ist hierfür ein glänzendes Beispiel, ein toller Spagat zwischen gestern und heute, zumindest im Musikuniversum von 1979. Die ausgekoppelten Singles, der herrliche, funky Disco-Frischzellenrocker „Cool For Cats“ und das costelloartige „Up The Junction“ kletterten bis auf Platz 2 der UK-Charts, Elvis Costello himself produzierte schlussendlich auch East Side Story. Squeeze waren immer „very british“, vermutlich deshalb blieb der Squeeze-Erfolg auch mehrheitlich auf Britannien beschränkt. Die Cool For Cats nachfolgenden Tonträger konnten den kommerziellen Erfolg nicht mehr bestätigen obwohl da immer wieder kleinere Popperlen versteckt waren, „Tempted“, „Piccadilly“ oder „Black Coffee In Bed“ beispielsweise.
Squeeze (1980, left to right):
Jools Holland – Keyboards, Vocals
Chris Difford – Guitar, Vocals
Gilson Lavis – Drums
John Bentley – Bass
Glenn Tilbrook – Guitar, Vocals
Jools Holland schied bereits Ende 1980 aus, er feierte später einerseits Erfolge als TV-/Radiomoderator (Kult: Die BBC-Live-Musikshow Later With Jools), andererseits mit der eigenen Bigband für die er immer wieder gestandene Altstars einspannt. Der Holland-Nachfolger hiess Paul Carrack (ein Zuzug von Ace), er blieb bis 1985 und startete danach mit Mike & The Mechanics durch. Das Gespann Difford/Tilbrook hielt über die Jahre zusammen und reanimierte immer mal wieder das gemeinsame „Baby“ Squeeze, offenbar eine Lebensaufgabe.
Die Squeeze-Discography ist äusserst umfangreich, viele der Tonträger findet man immer wieder auf Börsen, auch ausserhalb des Vereinigten Königreichs. Ich persönlich würde Squeeze-Einsteigern eine Compilation empfehlen um sich einen Überblick zu verschaffen, z.B. die 2-CD-Sammlung BIG SQUEEZE – The Very Best Of Squeeze (2004, Universal) die auch meinen Squeeze-Favoriten, den göttlichen Powerpopklopfer „Another Nail In My Heart“ (von der Argybargy-LP) beinhaltet, man kann sich danach immer noch um die Originalalben kümmern.
Wer also eine Unternehmung wie Any Trouble mag (Hallo? Wer bitteschön soll denn das sein?) der wird garantiert auch auf die genauso schillernden Squeeze abfahren…
LONG LIVE BRITISH MUSIC!
mellow
LP-Discography:
(U.K.) Squeeze (1978)
Cool For Cats (1979)
Argybargy (1980)
East Side Story (1981)
Sweets From A Stranger (1982)
Singles – 45’s And Under (1982)
Cosi Fan Tutti Frutti (1985)
Babylon and On (1987)
Frank (1989)
Play (1991)
Some Fantastic Place (1993)
Ridiculous (1995)
Domino (1998)
… plus unzählige Singles, Live-Alben und Compilations …
Für mich sind die Londoner Squeeze eine der ganz großen rockigen New Wave Bands. Sie haben sehr früh was ganz Neues probiert. Ihre Hymne Take Me I’m Yours ist für mich mein All-Time-Favorit. Die vier Alben für A&M Records (1978-1981) sind deren Vermächtnis und gehören zur Grundlage jeder New Wave Sammlung. Big Squeeze: The Very Best Of Squeeze (auch A&M) gibt es auch als Sound & Vision Ausgabe mit DVD. Man muss etwas suchen um sie irgendwo zu finden. Der Ultrahammer, mit 39 Audio-Perlen und 17 Videos. Eine Zeitreise in die späten 70iger in Ton und Bild. Bleibt Heiter & Gesund, Rhythmische Grüsse, Der SchoTTe