Kevin Ayers – John Cale – Eno – Nico – June 1, 1974

Kevin Ayers – John Cale – Eno – Nico – June 1, 1974

Was ist das? Artrock? Psychedelic? Progrock? Wahrscheinlich passt alles. Wie es der Titel verrät, am 1. Juni 1974 trafen sich eine Reihe Musiker zu einem Konzert im Londoner Rainbow. Aufgenommen wurde es mit dem Island Mobile.

Ich mag die Musik von Kevin Ayers, hier stapeln sich etliche Tonträger von ihm. Auf dieses Konzert wurde ich durch das alte Forum aufmerksam gemacht. Ich bin immer neugierig und die CD gab es relativ günstig. Wenn nicht der Name Kevin Ayers auf dem Cover gestanden hätte, mit den anderen genannten Musikern habe ich meine Probleme und die CD hätte ich bis heute nicht gehört.

Die Idee zu der Veranstaltung kam entweder von seiner Plattenfirma Island Records oder von Kevin Ayers. Er sollte einen Auftritt im Rainbow haben, nur es fehlten ihm die Musiker. Island Record wollte das Konzert aufnehmen und es sollten bekannte Namen mitmachen. Als ersten Mitstreiter, oder Gast, lud Kevin Ayers Nico von Velvet Underground ein. Nico wiederum vermittelte John Cale, der zu der Zeit in London ein eigenes Album aufnahm. John Cale brachte Brian Eno ins Boot.
Aus seiner Zeit bei Softmachine kannte Kevin Ayers Robert Wyatt und Mike Oldfield war als 17-jähriger Mitglied seiner Band The Whole World. Beide bekamen eine Einladung zu dem Gig. Die damalige Stammband von Kevin Ayers waren The Soporifics. Wenn ich zwei Namen der Bandmitglieder lese, dann sind das alte Bekannte von meinen Lieblingsbands. Olli Halsall von Timebox und John „Rabbit“ Bundrick von The Who, Free und den Crawler. Der dritte Soporifics war der Bassist Archie Legget und Nummer vier der Drummer Eddie Sparrow. Eine Woche lang probten die Musiker im Walpole Picture Theatre in Ealing, dann ging es los.

Den Anfang macht Brian Eno mit seinen Songs „Driving Me Backwards“ und „Baby’s On Fire“. Bis heute gefällt mir dieser Einstieg nicht, zu progressiv und mit der Stimme von Brian Eno kann ich nichts anfangen.
Dann kommt Elvis! „Heartbreak Hotel“ wird von John Cale gecovert. Mit dem Original hat diese Interpretation wenig zu tun. Schläft John Cale dabei ein? Man muss schon zweimal hinhören, bis man den Song erkennt. Nicht schlecht gemacht, nur eben anders.
Es folgt ein weiteres Cover mit „The End“ von den Doors. Nico übernimmt hier den Gesang. Meine Behauptung teilen wahrscheinlich nicht viele Fans von Velvet Underground, aber Nico kann nicht singen! Sie hätte die Finger von dem Song lassen sollen. Neun Minuten können sehr lang sein! Jim Morrison muss sich immer noch in seinem Grab drehen. Man hört hier deutlich, Frau Christa Päffgen kommt aus Köln. Begleitet wird die Dame nur von Brian Eno am Synthesizer. Damit endet die A-Seite der Platte. Für mich ist das bis dahin kein Meisterwerk der Rockmusik. Abgehakt, denn jetzt kommt Kevin Ayers.

May I“ versöhnt mich sofort! Ruhig mit viel Melodie und einem sehr gefühlvollen und zum Teil jazzigen Gitarrensolo. Leider wird nicht verraten wer für das Solo verantwortlich ist, Kevin Ayers oder Olli Halsall? The Soporifics begleiten ihn auch bei „Shouting In A Bucket Blues“ Das Cover der CD nennt den Song fälschlicherweise „Standing In A Bucket Blues“. Ein Rocksong nach meinem Geschmack, eine schöne Melodie und kurze, aber nette Soli ist „Stranger In Blue Sued Shoes“.
Everybody’s Sometime And Some People All The Time Blues“ ist ein langsamer Blues. Kevin Ayers singt, spielt Gitarre und wird dann nur von Mike Oldfield und Olli Halsall mit den Gitarren und von Rabbit mit der Orgel begleitet. Der Rest der Band hat vier Minuten Pause.

Das Finale ist mit „Two Goes Into Four” sehr ruhig. Beteiligt sind Kevin Ayers mit The Soporifics und den Gästen Robert Wyatt, Brian Eno und John Cale.

Wer den Beitrag richtig deutet, das Album gefällt mir nur zur Hälfte. Die Kunstdarbietungen von Nico, John Cale und Brian Eno sind nicht meine Welt. Interessanter sind dann schon die ersten vier Songs der B-Seite. Hier erst höre ich „meinen“ Kevin Ayers.

(…und jetzt wird „Shooting At The Moon” angehört…)

Die Songs und die Musiker:

Driving Me Backwards
Baby’s On Fire

Brian Eno: voc., synth.
Eddie Sparrow: drums
Ollie Halsall: piano
John Cale: viola
Rabbit: keyb.
Archie Leggat: bass
Kevin Ayers: bass
Robert Wyatt: perc.

Heartbreak Hotel

John Cale: voc., viola
Brian Eno: synth.
Eddie Sparrow: drums
Ollie Halsall: piano
Rabbit: keyb.
Archie Leggat: bass
Kevin Ayers: bass
Robert Wyatt: perc.
Doreen Chanter, Irene Chanter, Liza Strike: backing voc.

The End

Nico: voc., harmonium
Brian Eno: synth.

B-Seite mit Kevin Ayers, Gästen und The Soporifics:

May I ?
Shouting In A Bucket Blues
Stranger In Blue Suede Shoes
Everybody’s Sometime And Some People’s All The Time Blues
Two Goes Into Four

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4 Kommentare

  1. Und noch ein Nachtrag zu HEARTBREAK HOTEL (ich hoffe, diese Selbstgespräche werden nicht zur Rooutine): Okay, die Lösung ist einfacher als gedacht, nachdem ich heute (inspiriert durch den Rockzirkus-Blog) FRIJID PINK angehört habe; und John Cales Coverversion von HEARTBREAK HOTEL ist einfach nur eine (zugegeben etwas merkwürdige) Coverversion der Coverversion von FRIJID PINK. Rätsel nach fast 40 Jahren gelöst.

  2. Nachtrag zu John Cale/HEARTBREAK HOTEL; die Interpretation des Songs kapiere ich zwar immer noch nicht so recht, aber man versteht sie vielleicht besser, wenn man seine ‚Grusel‘-Version von Bochum 1983 (1 Jahr vor dem Rockpalast – und deutlich besser als diese, den Auftritt fand ich damals nicht besonders toll) mal gesehen/gehört hat. Und bei der Gelegenheit sollte man sich auch WAITING FOR THE MAN mit reinziehen. Das lässt einen doch ziemlich ratlos zurück.
    Gruß – Ronald;-)

  3. Was will mir JOHN CALE mit seiner Darbietung von HEARTBREAK HOTEL sagen? Er kündigt den Titel nicht an sondern sagt statt dessen (was wirklich äußerst ungewöhnlich für ein Konzert ist) dass das folgende Stück von Mae Axton, Tommy Durden und Elvis Presley stammt – aber was dann kommt ist nicht HEARTBREAK HOTEL, auch wenn er dessen Text darüber singen mag. Ich zerbreche mir schon seit 36 Jahren (damals kaufte ich mir die Platte) den Kopf was mir (a) JOHN CALE damit sagen will und (b) was das eigentlich für ein Lied ist. Komisch. Komisch. Nicht mal besonders gut. Aber komisch.

    Gruß – Ronald;-)

  4. Dieser schöne Beitrag zeigt wieder, nicht alles ist nur Geschmackssache. Große Namen, machen nicht unbedingt ein herausragendes Album/Konzert. Auch ich finde Velvet Underground, Nico und vor allem auch Andy Warhol sehr überbewertet. Das schmälert aber nicht deren Wichtigkeit für die Musik-Geschichte. Es gibt auch andere Vokallisten die polarisieren, dazu gehört auch Nico. Mein Musik-Freunde HH hat mal gesagt, Nico singt nicht, sie ist eine Performerin mit Stimme. Die Schwergewichte Brian Eno (Tipp mit David Byrne: My Life In The Bush Of Ghosts), Robert Wyatt (Tipp: Cuckooland, Rock Bottom), John Cale (Tipp mit Lou Reed: Songs For Drella) haben in anderen Produktionen ihre wahren Stärken gezeigt. Die Arbeit die Kevin Ayers für Canterbury-Szene und die Musik im Grenzbereich vieler Ausrichtungen geleistet hat, ist ebenfalls sehr positive Musikgeschichte. Bleibt Heiter & Gesund, Rhythmische Grüsse, Der SchoTTe

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