Randy Rhoads – Tragische Rocker 6

Crazy Ozzy mal wieder im Auge des Blizzards, Abgerechnet wird mit Anderen

Diesmal ist die tragische Geschichte stark verknüpft mit Crazy Ozzy Osbourne, der 1979 langgestreckt am Boden lag. Von seiner Band Black Sabbath gefeuert, in Alkohol und Drogen versumpft, schwer depressiv, brauchte es zwei Personen, um ihn wieder auf die Beine zu bringen. Die eine war die Tochter Sharon seines Managers Don Arden, die bei ihm Schulden eintreiben sollte und später seine Frau und Managerin werden sollte. Der andere war der junge Gitarrero Randall William Rhoads (1956-1982), den er für seine geplante eigene Band anheuerte. Einerseits ein extrovertierter Shouter, der keine Party auslässt und jede Schnaps-Flasche leert, auf der anderen ein spektakulärer Bühnen-Derwisch, der in seine Gitarre verliebt ist, Kette raucht, aber kaum Alkohol konsumiert. Das Verhältnis zwischen den beiden ähnelt sehr dem von Bon Scott und Angus Young der Australier AC/DC. Doch während Shouter Scott 1980 an seinem Lebenswandel zugrunde geht, überlebt Ozzy noch viele Exzesse bis heute. Er hatte sehr viel Glück, Rhoads leider nicht. In diesem Fall ist es der junge Gitarrist Randy, der hatte sogar auch eine kurze Affäre mit Managerin Sharon Arden, der mehr als tragisch in Florida mit 25 Lenzen ums Leben kommt.

Quiet Riot: Quiet Riot (1977)

Randy Rhoads: Promo_2

Quiet Riot: Quiet Riot II (1978)

1956 bis 1979 – Die Musik wird Rhoads im Dezember 1956 mit in die Wiege gelegt, besser gesagt saugt er und seinen Bruder sie in Santa Monica mit der Muttermilch auf, denn seine alleinerziehende Mama Delores (Dee) betreibt eine Musikschule in Hollywood. Er lernt früh Musiktheorie, Klavier und Gitarre, spielt von Folk bis Klassik, unterrichtete, sogar auch mit seinem Bruder Kelle, an der Schule seiner Mutter. Dort wurde zur Erinnerung ausgestelltes Equipment (E-Gitarre, Marshall-Amp, Trompete vom Ur-Opa, Bilder) 2019 gestohlen. Nach Besuch eines Konzerts von Alice Cooper beschließt er 1971 Rock-Gitarrist zu werden und gründet kurz danach mit dem Schulfreund Kevin Dubrow zuerst die Band Little Women, aus der werden einige Zeit später die Hard-Rocker Quiet Riot. In Kalifornien macht sich die Hard-Rock-Combo schnell einen Namen. Dann 1976 endlich der Vertrag und daraus resultierend die beiden Alben »Quiet Riot« (1977) und »Quiet Riot II« (1978) für CBS, erscheinen zunächst aber nur in Japan (1993: »The Randy Rhoads Years«). John Michael Osbourne versucht nach seinem Rauswurf bei Black Sabbath 1979 wieder in Los Angeles auf die Beine zu kommen. Randy Rhoads ist der letzte von vielen Kandidaten die beim Madman vorspielen. Den Erzählungen nach hat er gerade mal zwei Minuten seiner Aufwärmübungen absolviert, als Crazy Ozzy ihm sturzbetrunken ein „You got the job“ entgegen schmetterte und dann wieder ins Nirvana abtauchte. Dabei hatte Randy bis zu diesem Tag im Herbst 1979 noch keine große Aufmerksamkeit erregt. Er verließ nun seine Kumpels von Quiet Riot, deren Sänger Kevin Dubrow hielt aber die Fäden weiter in der Hand und zusammen starteten sie ab 1983 (»Metal Health«) eine Weltkarriere. Aber leider ohne den zierlichen Burschen Randy (Größe: 170 cm, Gewicht: 50 Kg), der war bei der Arbeit mit dem Prinz der Dunkelheit in der auf der Strecke geblieben.

Randy Rhoads: Promo_3

Randy Rhoads: Promo_4

1979 bis 1982 – Der Sänger von Blizzard Of Ozz sollte seine Wahl nicht bereuen, denn Rhoads entpuppt sich als perfekter Partner. Sein Talent zeigt sich an der Art und Weise, wie er Rhythmus- und Soloteile aus einem Guss aus den Ärmeln zaubert. Ozzy dazu: „Die Anzahl an Noten, mit denen Sabbath-Gitarrist Tony Iommi drei Stücke bestritt, packt Rhoads in drei Takte. Zudem gelingt es ihm, einen guten Riff nach dem anderen hinzulegen.“ In seiner Autobiographie zeigte sich Osbourne Jahre später verwundert, dass sich so ein großes Talent mit so einem abgehalfterten Typ wie ihm abgibt. Viele Stücke aus dem Debüt »Blizzard Of Ozz« (1980) gehören noch heute zum regelmäßigen Repertoire des Prince Of Darkness. Mit »Dee« (Delores) darf Rhoads sogar ein kurzes 1-minütiges Stück auf der Akustikgitarre für seine Mutter einbringen. Die »Mr. Crowley Live EP« (1980) und das Studiowerk »Diary Of A Madman« (1981) bestätigen die Güte dieser Zusammenarbeit. Das damalige harte Tourleben sowie Madman Osbournes unverminderte Exzesse laugen Rhoads aber zunehmend aus. Ozzy dazu: „Randy wollte aussteigen, doch soweit kommt es dann nicht.“ Am 19. März 1982, während einer Pause im ländlichen Leesburg in Florida auf dem Weg zum nächsten Auftritt, streift ein kleines Propeller-Flugzeug den Tour-Bus, verliert einen kompletten Flügel, kracht in eine Garage und geht dort in Flammen auf. Die genauen Umstände können nicht genau geklärt werden. Fest steht, dass der Busfahrer Andrew Aycock, der den einmotorigen Sportflieger Beechcraft F35 unberechtigt flog, die Nacht zuvor mit Osbourne Kokain konsumiert hatte. Ozzy befindet sich mit Freundin Sharon und seiner kompletten Band schlafend im Bus und kommt mit dem Schrecken davon. Der Pilot und die zwei weiteren Insassen des Flugzeugs (Maskenbildnerin Rachel Youngblood ist ebenfalls mit an Bord) kommen ums Leben, verbrennen schließlich zur Unkenntlichkeit im Wrack. Augenzeuge Keyboarder Don Airey kommt mit einem schnellen Sprung und auch großem Schrecken davon.

Ozzy Osbourne: Diary Of A Madman (1981)

Osbourne & Rhoads: Tribute (1987)

Immortal Randy Rhoads: Ultimate Tribute

1982 bis 2020 – Die Spielfreude, Randy Rhoads klassische Wurzeln und die Spielweise virtuoser Riffs inspirierten Legionen von Gitarristen weltweit, besonders im Bereich Heavy Metal. Dazu zählt unter anderen auch Zakk Wylde, der ab 1988 Rhoads Stelle an der Seite Osbournes einnimmt. Regelmäßig taucht er berechtigt in den Listen verschiedener Magazine bei den besten seiner Zunft auf, 2015 erscheint mit »Immortal Randy Rhoads« eine Tribute-Platte, auf der einige ehemalige Wegbegleiter spielen. Die größte Ehre erweist ihm jedoch Ozzy mit dem mitreißenden Live-Album »Tribute«. Ozzy dazu: „Randy war ein ganz besonderer Mensch. Er hatte Talent, war gut drauf und verbreitete gute Laune… Ich bin mir sicher, dass sein Stil euch alle weiterhin inspirieren wird.“

Randy Rhoads: Promo_5

Tribute 1 – Auf den beiden Studio-Alben »Blizzard Of Ozz« (1980) und »Diary Of A Madman« (1981) zeigte der auf tragische und sinnlose Weise ums Leben gekommene Randy Rhoads, zu welchen Glanzleistungen er auf den elektrischen Saiteninstrumenten fähig war. Ozzy Osbourne’s Live-Album »Tribute« (1987) ist dem Gedenken an diesen herausragenden Gitarrero gewidmet, der zusammen mit seinem durchgeknallten Arbeitgeber ein Nice Pair (Linernotes: unlikely and inseparable duo) gebildet hat. Die Tracks auf Tribute stammen von Auftritten aus dem Jahr 1981, Bob Daisley und Lee Kerslake waren aus den Madhouse bereits ausgezogen (siehe auch Tragische Rocker 4). Ozzy präsentiert sich in Bestform und Randy Rhoads erst recht. Mit virtuosem Gitarrenspiel drückt der Saiten-Klampfer den Songs seinen Stempel auf, ohne dem Meister seine Show zu stehlen. Und Ozzy scheint dies, von Randys Saitenkünsten und menschlichen Qualitäten ganz abgesehen, besonders anerkannt zu haben. Ozzy dazu: „Randy war einzigartig.“ So wird der britische Sänger dann auch auf der CD-Rückseite zitiert. Neben den beiden Frontleuten agiert die fast schon legendär zu nennende Rhythmusgruppe mit Rudy Sarzo (Quiet Riot) am Bass und dem Power-Schlagzeuger Tommy Aldrigde (Black Oak Arkansas, Pat Travers Band). Die Titel setzen sich zusammen aus neun Nummern von Blizzard Of Oz und zwei Titeln von Diary Of A Madman, dazu die unverwüstlichen gut interpretierten Titel »Iron Man«, »Children Of The Grave«, »Paranoid« von Black Sabbath. Zu den Highlights zählt ganz gewiss »Mr. Crowley« mit seinem von klassischer Musik inspirierten Intro. Im Verlauf der Nummer Randy läuft hier zu Höchstform auf, die Gitarre brennt bei feurigen Solos. Die Balladen »Goodbye To Romance« und »Revelation (Mother Earth)« sowie »Tribute« mit den Studio-Outtakes von »Dee« dokumentieren die Leidenschaft des US-Boys Randy Rhoads für seine klassischen Wurzeln und Konzert-Gitarren. Echt faszinierend wie Randy auf der Akustikgitarre das Thema in mehreren Anläufen aufgreift. Hier werden schon prägende Eckpunkte für die balladesken Akzente im modernen Heavy Metal gesetzt, durchaus kein Wiederspruch, im Gegenteil. Viele harte Kerle sorgten später mit wunderschönen Kompositionen, Instrumentierung und Texten auch für zeitlose Klassiker. Auch das wäre mal durchaus ein geschlossenes Thema für den Rockzirkus. Kontrast-Programm zu Dee ist der derbe Rocker »Suicide Solution«, auf dem Rhoads wiederum solistisch glänzt. Bei dem schnellen Titel »Steal Away« zeigt Tommy Aldridge ein Schlagzeug-Solo. Er trommelt wie der Brite Chris Slade später auch noch für mindestens ein Dutzend harte Rocker. Randy Rhoads sei „one of the most talented guitarrists of his generation“ gewesen, schreibt Phil Alexander in seinen Texten zur Tribute-Scheibe. Die Aufnahmen machen diese Einschätzung absolut nachvollziehbar. Die kurze Lebenszeit von Randy war geprägt durch Pech und endete Tragisch. Das danach war durch die Initiative von Crazy Ozzy etwas mehr von Glück gezeichnet und Randy in den Olymp der Rock-Gitarristen aufgenommen.

Tribute 2 – Die 11 Songs der Tribute-CD »Immortal Randy Rhoads: The Ultimate Tribute« (2015), an allen Kompositionen war der viel zu früh verstorbene, großartige Randy Rhoads beteiligt, wurde von 20 populären zeitgenössischen Künstlern eingespielt. Darunter alte Freunde und Weggefährten Rudy Sarzo und Frank Banali von Quiet Riot, sein Bruder Kelle Rhoads, sowie weitere namhafte Musiker, wie Serj Tankiann, Tom Morello, Vinny Appice, Tim (Ripper) Owens, Chuck Billy, Alexi Laiho, George Lynch, Gus G., Bruce Kulick, Doug Aldrich, Dweezil Zappa und andere. Produziert und zusammengestellt wurde das Album von Grammy-Preisträger, Gitarrist und Produzent Bob Kulick in seinem eigenen Tonstudio. Dazu gibt es bei der Deluxe-Ausgabe eine Bonus-DVD, mit interessanten Interviews die Bob Kulick mit einigen der involvierten Musikern und Weggefährten Randys führt. Auch über die Musonia School Of Music in North Hollywood wird berichtet. Die wurde von Randys Mutter gegründet und die letzten Jahre von seinem Bruder Kelle Rhoads geführt.

Tribute 3 – Internationale Szenegrößen setzen der Gitarrenlegende Randy Rhoads ein musikalisches Denkmal auf der Musikmesse Frankfurt 2020. Die Memorial Show Randy Rhoads Remembered am 2. April widmet sich dem Lebenswerk des stilprägenden Musikers und legt dabei einen besonderen Fokus auf dessen gemeinsame Schaffenszeit mit Ozzy Osbourne. Projektgründer Brian Tichy, früher selbst Ozzy-Drummer, performt mit einer All-Star Band die Songs der unvergessenen Alben »Blizzard Of Ozz« und »Diary Of A Madman«.

Ozzy dazu: „Randy war mein verdammtes Leben, mein Blut, meine Energie. Diese Trauer werde ich immer mit mir herumtragen. Es wiegt schwer, wenn jemand gegangen ist, den man liebt.“ God bless Randy Rhoads!

Weiterlesen im RZ: Tragische Rocker – Klingende Grüsse, Der SchoTTe

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