Kürzlich verstorbene wichtige US-Musik-Legende mit bleibenden Vermächtnis
Wie auch Lee Clayton, Tim Buckley, Nils Lofgren und einige andere die ich hier im Rockzirkus noch vorstellen werde, wieder so eine strahlende Perle der genreübergreifenden rockigen Mucke aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten oder sollte man jetzt sagen der durchgeknallten Republikaner (Politiker wie Wähler). John David „Moon“ Martin wurde am 31. Oktober 1945 in Altus, Oklahoma geboren und wuchs dort auch auf. Wie in vielen Beiträgen genannt, die sich auf Wikipedia_DE stützen, ist das Geburtsjahr 1950 wohl falsch. Leider wurde Moon Martin am 11. Mai 2020 in seiner Wohnung in Encino, Kalifornien tot aufgefunden. Wie sein Freund Gitarrist Rick Vito (Bandmitglied bei Bob Seger, Roger McGuinn, Mick Fleetwood) mitteilte, sei sein Tod auf eine natürliche Ursache zurückzuführen und Moon Johnny Martin sei 74-jährig nahe seiner geliebten Gitarren gestorben. Seine unaufgeregte Karriere begann der US-amerikanische Sänger und Songwriter ursprünglich als Rockabilly-Musiker, Session- und Studio-Gitarrist. In den späten 70igern wurde er als Pop-Rock-Sänger und Komponist bekannt.
John David Martin wird mit seinen Geschwister Howard und Mary Sue in Altus groß, studierte in der Nähe an der Universität Oklahoma, gründete dort die Rockabilly-Band The Disciples (Oklahoma). Sie suchen wie viele andere neuformierte Gruppierungen noch nach einem eigenen gemeinsamen Stil. Später wurde daraus mit erweitern des musikalischen Spektrums und mehr Bandbreite mit Elementen aus Pop, Psychedelischen Rock und rockigen Country dann Southwind, wechseln dann nach Los Angeles. John David erhielt seinen Spitznamen kurz nach der Auflösung der Band Southwind, als er bei Tag arbeitete und nachts im Mondschein textete und komponierte. Aber auch weil er, eventuell dadurch bedingt, den Mond oft als Gegenstand in seinen Song-Texten einbaute. Das erzählte er mal in einem Interview mit einem Musik-Magazin. Er spielte in seiner Karriere auf Bühnen und im Studio mit Musik-Schwergewichten wie Elvis, Janis Joplin, Creedence Clearwater Revival, Jimi Hendrix, Linda Ronstadt, Del Shannon, Jesse Ed Davis, Glenn Frey, Don Henley und Michelle Phillips und viele andere.
Die Country-Rock-Band Southwind (1967 bis 1971), John Martin (Gitarre, Gesang), Jim Pulte (vorher The Disciples, Bass, Gesang), Phil Hope (Keyboards) und Eric Dalton (vorher The Disciples, Schlagzeug), veröffentlicht die County-Rock-Alben Southwind (1968), Ready To Ride (1970, teils Live Fillmore West), What A Place To Land (1971, stärkere Blues-Einflüsse). Fontaine Brown, ebenfalls von The Disciples ersetzte später Phil Hope an den Keyboards, damit waren wieder die kompletten Disciples an Bord. Kurz nach Erscheinen des 71er-Albums löste sich die Band auf, John Martin nannte sich dann fortan Moon Martin.
Bis Ende der Siebziger hat Moon Martin seine ersten drei Soloalben Shots From A Cold Nightmare (1978), Escape From Domination (1979), Street Fever (1980) veröffentlicht, die erfolgreichsten seiner gesamten Karriere. Seine Songs waren durchweg eingängig. Er wurde etwas bekannter vor allem als Komponist und Texter der Welthits Bad Case Of Loving You (Doctor, Doctor), interpretiert 1979 vom Briten Robert Palmer und Cadillac Walk, vorgetragen von Willy DeVille. Robert Palmer produziert sogar den vierten Streich Mystery Ticket (1982). Auch ich wurde in dieser Zeit auf diesen US-Rock-Cowboy aufmerksam und fand die Versionen vom originalen Komponist sogar noch besser. Wie auch bei Lee Clayton waren die Songs meines Erachtens näher an den Wurzeln der US-amerikanischen Musik. Die vor allen Dingen in den 60iger Jahren erfolgreiche Gruppe The Association hatten mit seiner Kompositionen Dreamer 1981 noch einmal einen vorzeigbaren Hit. Moon Martin selbst hatte auch kleinere Hits mit Rolene (1979: #30 Billboard Hot 100), No Chance (1979: #50), Love Gone Bad (1981) und X-Ray Vision (1982: MTV Video-Hit). Zu seinen weiteren bekannten Songs zählt insbesondere Bad News aus seinem dritten Album Street Fever. 1983 nahm Bette Midler seinen für ihr Repertoire ungewohnt rockigen Song My Eye On You für ihr Album No Frills auf. Eigentlich ein durchaus vorzeigbares Vermächtnis, dennoch ist er selbst in seiner Wahlheimat Kalifornien fast komplett unbekannt, hier in Europa sowieso. Somit könnte man Moon auch der Rubrik Tragische Rocker zuordnen. Schade, denn seine Lieder sind allesamt ausgezeichnete Pop-Rock-Perlen.
Einigen aus dem deutschen Publikum dürfte er eventuell auch durch seine Rockpalast-Show aus der Markthalle in Hamburg vom 21. Januar 1981 bekannt sein. Hier spielt sich der US-Rocker Moon Martin zusammen mit Jude Cole (Gitarre, Gesang), Dennis Croy (Bass), Rick Croy (Schlagzeug), Jeff Fargus (Keyboards, Gesang) auf 26 Titel (mit den Hits Hot Nights In Dallas, Rolene, Cadillac Walk, I´ve Got A Reason, Bad Case Of Loving You, Bad News) durch sein komplettes Solo-Material. Ein sehr spielfreudiges agierendes Quintett ergänzt auch mit einigen originell bearbeiteten Rock´N´Roll-Standards. Fachgerecht restauriert und remastered, gutes Bild, hervorragender Klang. Viele Info´s gibt es auch im guten 16-seitigen Booklet der DCD-DVD-Combo von Repertoire Records von Musik-Journalist Michael Heatley, auch ein Interview mit Moon Martin. Auch vom Marquee Club Gig von Moon Martin im November 1979. Mehr Details und Bilder siehe im Rockpalast-Archiv !! In Frankreich war sein Song Bad News ebenfalls ein großer Hit. In den 90igern nahm der leider völlig unterbewertete Musiker seine letzten Alben Lunar Samples (1995) und Louisiana Juke-Box (1999) auf. Ein empfehlenswerte Retrospektive: The Very Best Of von Capitol Records (EMI: 1999). Am Ende fragt man sich, warum es für Moon Martin nie zu einer überdurchschnittlich erfolgreichen Karriere gereicht hat. Denn seine Songs hatten Qualität, und er besaß enorme Bühnenpräsenz! Auch der Mond hat ihm leider kein anhaltendes Glück gebracht. Klingende Grüsse, Der SchoTTe
Wer sich weiter für die tragischen Rocker interessiert, folgt den Weiterleitungen unten:
Weiterlesen_1: Nick Drake – Badfinger – Moby Grape – Keith Relf – Byron & Thain
Wer sich weiter für die US-Rock-Cowboys interessiert, folgt den Weiterleitungen unten:
Weiterlesen_2: Lee Clayton – Roy Buchanan – Cowboys On Dope