Der Fuchs Hatte Sie Alle – Boogiedogs Blues

Angeregt durch einige Beiträge im Rockzirkus und viele Dialoge in meinem Musik-Netzwerk möchte ich diesmal drei besondere Musikbücher vorstellen die eines gemeinsam haben, interessantes kurzweiliges, gut recherchiertes Lesefutter gemacht von leidenschaftlichen Musik-Liebhabern. Und das alles ohne (wie ich gestern Nacht gelesen und kommentiert habe) dass hier eine Predigt gelesen wird oder für irgendwas geworben werden soll. Einfach schöne Druckwerke mit hohem Unterhaltungswert für eine Zeit in dem jetzt viele Musikfans wieder die Muse dafür haben. Wer clever ist, besorgt sich dieses Lesefutter von AAA Culture direkt oder bei Fairmondo, beides Unterstützt die Künstler.

1. Licht in das Dunkel um die US-Blues-Legende Robert Johnson

AAAC: Crossroads

Dieses Themen-Werk habe ich ja bereits schon mal im Rockzirkus vorgestellt, deshalb diesmal die Kurz-Version. Ich nenne dieses Hard-Cover-Buch die Robert Johnson Bibel, und das ist sicher keine Übertreibung !! Und Robert hat mit seiner frühen Arbeit Musik-Geschichte geschrieben. Auch wieder so ein Protagonist wie Roy Buchanan, Miller Anderson, Albert Lee, Nick Drake, Jeff Buckley und viele weitere die unberechtigt sehr unbeachtet blieben, deren Vermächtnis aber noch lange strahlen wird. Da bin ich mir ganz sicher. Der ausgezeichnete Musik-Journalist Tom Graves aus dem geschichtsträchtigen Memphis hat hier tief gegraben, tatsächlich doch noch mehr Licht ins Dunkel der Blues-Legende gebracht. Die Übersetzung des englischsprachigen Originals ist nun endlich als Teil 1 des Buches »Crossroads« erschienen. Herausgeber Norbert Egger zeichnet für den ebenso gewichtigen Teil 2 verantwortlich, beide Teile jeweils ca. 165 Seiten purer Blues-Power. Zusätzlich zur sehr gut recherchierten und fundiertesten Beschreibung der Lebensgeschichte von Johnson, bekommt der Leser hier im zweiten Teil eine lückenlose Dokumentation der Entstehung jeden einzelnen Song-Titels. Weiterhin werden hier eine große Menge Infos zu Tonträgern, Filmen, Videos, Bücher, Web-Seiten, weiteren Materialien akribisch, präzise, ausführlich beschrieben und auch gut illustriert aufgeführt. Ich als Perfektionist liebe Produkte dieser Art, an denen man Leidenschaft an jedem kleinen Detail erkennt. AAA Culture, hoffentlich nicht euer letztes Werk.

2. Unverblümt, detailreich, ironisch, witzig, wahrheitsliebend !!

AAAC: Er Hatte Sie Alle

Ich muss hier vorausschicken, ich lese (und schreibe) sehr gerne, besonders auch gute Literatur im Bereich Musik und deren Grenzbereiche. Kürzlich bekam ich das völlig überarbeitete und üppig erweiterte (Neuauflage 2019 beim AAA Culture Verlag) 404-seitige Buch »Er Hatte Sie Alle« vom bekannten Musik-Journalisten und glühenden Musik-Enthusiasten Michael Fuchs-Gamböck in die Hände. Genauer gesagt bei einer seiner Lesungen beim letztjährigen Herzberg-Festival. Wer über Musik liest, schreibt, recherchiert stößt unweigerlich auf den schlauen Fuchs. Und bei ihm ist es wahrlich nicht übertrieben, wenn geschrieben wird, dass er sie alle hatte, Musiker jedes Genres und auch einige Grenzgänger. In den üppigen 50 Kurzgeschichten von 1990 bis 2015, mit den großen Stars der Musikszene schreibt der Autor unverblümt, detailreich, ironisch, witzig, wahrheitsliebend über das erlebte während der Interviews und darüber hinaus. Es kommt auch sehr viel Ungeschminktes und Ungewöhnliches zutage, auch intime Momente mit beispielsweise Gianna Nannini, Nigel Kennedy, Lemmy Kilmister oder dem Kraut-Rock-Hippie Chris Karrer von Amon Düül II. Dabei beschreibt MFG mit Tiefgang in seinem ihm eigenen und lesenswerten Stil, diese im wahrsten Sinne kurzen, intensiven, menschlichen Begegnungen, aber auch immer wieder über sein eigenes ebenfalls nicht uninteressantes Leben als Rock & Roll-Reporter. Wie er selbst sagt „den Soundtrack für unsere verwischten Träume über die Götter des Show-Business im größenwahnsinnigsten und eitelsten Gewerbe der Welt“. Man spürt in den kompakten, dichten Berichten und auch teils wortgenauen Interviews, das er sich immer tiefgehend und respektvoll mit den „skurrilen Herrschaften“ oder „modernen Hofnarren“ (wie er selbst sagt) beschäftigt und detailliert vorbereitet hat. Für jeden Musik-Liebhaber sind mindestens zwei Hände voll amüsante, informative Geschichten dabei, die sicher mehrmals gelesen werden. Es gibt meines Wissens keine vergleichbare Literatur in diesem Segment, vor allem nicht in der Breite und Tiefe. Auch deshalb ist diese Sammlung 50 schöner Geschichten, von den Hosen über Crazy Ozzy, Iggy und Johnny Rotten bis hin zu den Stones; von Axl Rose, Bjørk, Can bis Roger Waters und Zöllner unverzichtbar. Das trifft hier tatsächlich absolut zu. Besonders, wenn man auch mal einen weiten Blick hinter die vermeintlich exzentrischen, skurrilen Kulissen der Musikszene machen möchte. Deshalb nicht zögern, kaufen und eintauchen in diese kurzweiligen Stories von MFG.

3. Pavors Ritt durch die rockige Musikgeschichte

Auch mit der nun brandaktuell vorliegenden bereits dritten Buchausgabe geht AAA Culture konsequent und qualitativ den eingeschlagenen Weg weiter. Nach der geballten Sammlung von 50 Szene-Kurzgeschichten »Er Hatte Sie Alle« vom Rock’n’Roll Reporter Michael Fuchs-Gamböck und weiter mit der Lebensgeschichte von Legende Robert Johnson mit Arbeitstitel »Crossroads« (Hinweis dazu hinten im vorliegenden Buch) von den beiden Kennern Tom Graves und Blues-Man Nobert Egger, nun bereits der dritte Streich mit »Boogiedogs«. Diesmal ist es ein Roman geworden, eine mit vielen realen Details gespickte fiktive, informative, lesenswerte Europareise an viele interessante Schauplätze der bunten Welt der Rockmusik. Allein schon mit diesen drei ausgezeichneten Werken hat AAA Culture viel für die seriöse Berichterstattung Bereich rockiger Musik geleistet. Nur wenn wir diese Bücher kaufen und dann Eintauchen in die drei verschiedenen Welten, hat sich die großartige Arbeit aller Beteiligten in vollem Umfang gelohnt und wird dadurch noch wertvoller. Wie von AAA Culture nicht nur bei den Büchern gewohnt, gibt es angefangen vom sehr strukturierten Design und natürlich besonders dem literarischen Inhalt auf diesmal fast 200 kompakt gedruckten Seiten absolut nichts zu bemängeln. Leider ist einer meiner Wesenszüge, auch immer das Haar in der Suppe zu suchen, scheint einigen Vielschreibern so zu gehen, habe aber nichts gefunden.

BHBF_2019: Rock’n’Roll-Reporter bei Lesung

Radiofabrik Salzburg: G. Hufnagel + C. Holzer

Dass die beiden Autoren, Biologe Gerd Hufnagel und Unternehmensberater Chris Holzer, keine unerfahrenen Theoretiker sind, zeigt allein schon das sie seit 20 Jahren stabil The Sky Is Crying Blues Radio der Radiofabrik Salzburg gestalten und moderieren. Dort sind inzwischen für über 300 Radio-Sendung viele Blues-Geschichten detailliert recherchiert worden. All das spürt man auch oft deutlich beim Lesen der vorliegenden spannenden Geschichte, denn es scheint nun sogar auch für ein Buch-Projekt wie »Boogiedogs« genug Material gesichtet und Erfahrungen gesammelt worden zu sein. Richtig, so ist es, dazu ein paar Brisen Inspiration, Zuspruch, Mut, Leidenschaft und auf ging es auf die Reise für dieses fulminante Roman-Debüt. Der Aufwand hat sich absolut gelohnt. Die Haupt-Personen des Romans sind der schillernde Vater Hans Lindner (Musiker), ein durchaus beliebter Vorname für einen österreichischen Künstler und sein biederer Sohn Robert, dem bodenständigen ledigen Bankangestellten aus Wien. Hier schon wieder eine Verbindung zum Blues, zu Crossroads und Robert Johnson.

AAAC: Boogiedogs

Es wird eine facettenreiche, verschachtelte Geschichte um ein Vermächtnis erzählt, bei der Erbe Robert zusammen mit einigen Helfern eine Schnitzeljagd durch ganz Europa antreten muss um an das wertvolles Erbgut seines Vaters Hans heran zu kommen. Im Kern geht es immer um musikalische Stationen und dort lebende Personen zu denen der verstorbene Vater seinen Sohn schrittweise postmortal schickt. Alles ist geschickt Verpackt in für Musikfans sehr lesenswerte Erlebnisse mit vielen interessanten Details zu geschichtlichen Fakten und berühmten Protagonisten aus der frühen, bunten, wilden Welt des Musik-Show-Geschäft. Natürlich wird auch Fiktion und Interpretation geschickt mit eingewebt, vermischen sich zu den Tatsachen, sodass man oftmals unsicher ist ob es tatsächlich so war oder gewesen sein könnte. Aber dieses Gefühl habe/hatte ich auch, beim Lesen und durcharbeiten so mancher Biographie und/oder Tatsachenbericht. Was will ich damit sagen. Dieser Roman wirkt trotz der vielen fiktiven Sachverhalte wie eine vom Protagonisten selbst geschriebene Lebensgeschichte. Zu jedem der insgesamt 24 Kapitel gibt es dann auch noch jeweils eine Vielzahl von genreübergreifenden Empfehlungen zu passender Musik. Und diese Tipps sind echt gehaltvoll. Lässt man sich auf Geschichte, Tipps und Anekdoten ein und verfolgt einige Spuren weiter, dann werden selbst Fachkundige öfters überrascht sein. Ich war es auch mehrfach. Hier bekommt man reihenweise Anregungen weiter auf Spurensuche zu gehen, von Robert Johnson, über Bob Dylan bis Jimi Hendrix. Gelernt habe ich darüber hinaus auch viel über die österreichische Sprache und Kultur, kann sicher noch mal bei zukünftigen Exkursionen und Recherchen nützlich sein.

Resümee und Abspann

Die Dichte, Breite und Qualität an musikalischen Aspekten, Sachverhalten, Hinweisen die von den Autoren gebündelt wurden, ist in allen drei Musikbüchern auf bündelweise lesenswerten Seiten schier unglaublich. Also, hier hält man tatsächlich AAA-Wundertüten in den Händen, Bücher die trotz Wagenladungen von unterschiedlichsten Druckwerken (siehe Beitrag Ralf Dombrowski – Basis-Diskothek Jazz) immer scheinbar so günstig liegen das man einfach zugreifen MUSS. Macht doch, dieses Lesefutter lohnt sich, auch jetzt in Zeiten in der man Hoffnung auf Ausblicke braucht für ein zukünftig wieder buntes, lebendiges Beieinandersein !!

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