Journeye – US-Rock Live an der Loreley

Live At The Loreley 2020 – Gute Deutsche Talente im Fokus 3

Ein kleiner Prolog vorab – Seit Mitte März 2020 haben deutschlandweit fast alle Kultur-Veranstaltungen mit Besuchern drinnen & draußen wegen der Corona-Pandemie konsequent nicht stattgefunden und damit die gesamte Kultur-Branche, besonders aber die Kleinkunst, in ein kollektives Desaster getrieben. Leider sind nun auch viele etwas größere Veranstaltungen, auch noch die im August betroffen und sogar im September 2020 sind nicht alle sicher geglaubten Veranstaltungen in trockenen Tüchern. Trotz der Streitereien, zwischen den verschiedenen Verantwortlichen der Stadt Sankt Goarshausen, den Pächtern der Loreley-Bühne, des Besucherzentrums und der Loreley-Terrassen, sowie einigen Musik-Veranstaltern, die nun immer weiter eskalieren, es gibt eine kleine bunte Schar von Musik-Aktivisten die sich gegenseitig beistehen, auch mächtig gegen das Unvermeintliche entgegenstemmen und ein eigenes kleines aber feines Open-Air-Festival auf die Beine gestellt haben.

Natürlich ist momentan der Einlass in das luftige Gelände (gepflasterter PKW-Parkplatz vor dem Gasthaus) zeitintensiv und sperrig, immerhin muss der mutige Veranstalter Bernhard Schiffmann, Betreiber seit 2012 und Drahtzieher dort noch bis Ende 2020, eine ellenlange Liste von behördlichen Auflagen erfüllen und umsetzen, Name, Adresse & Telefonnummer jeden Gasts, Abstände zwischen den personenbezogenen Sitzplätzen, strenge Hygiene-Vorschriften. Aber die meisten Gäste kommen bedingt dadurch natürlich deshalb auch frühzeitig, so entsteht bei für eine Freiluft-Veranstaltung günstigen Wetter und sommerlichen Temperaturen auch keine Panik oder unnötiges Gedränge. Lokal-Matador Stoxxx aus dem Flussaufwärts liegenden Koblenz eröffnet zum Neustart der ausgesetzten Saison 2020 (Pandemie bedingt) dieses Mini-Festival in BERNIES BLUES BAR im flussnahen Grüngürtel von Sankt Goarshausen am Freitag Spätnachmittag. Später spielen noch mit Gray Matters (Melanie Mau & Martin Schnella) aus dem westlichen Harz und zum Abschluss des Tages Journeye aus Raum Rhein/Main-Rhein/Neckar bis kurz vor Mitternacht. SwampMoon (siehe auch Creedence Clearwater Revival – John Fogerty – Golliwogs) haben am folgenden Samstag dann noch ihren 3-stündigen Teil zum Gelingen des Fests beigetragen.

Zum Abschluss stelle ich in Teil 3 den Head-Liner Journeye des kleinen aber feinen Live-Event an der Loreley vor. Schon der Name zeigt wem diese Band heute Live-Haftig Leben einhaucht. Die Geschichte der beiden unterschiedlichen Gruppierungen mit jedoch gleicher Zielsetzung & Repertoire folgt nun.

NOTP_2016: Subsignal

NOTP_2016: Subsignal

AOR, diesmal aber nicht im Stadion – Woher kenne ich diesen Sänger, ging mir nach ein paar Titeln immer wieder durch den Kopf. Kappe On Top und lange, schmale Tattoos auf beiden Unterarmen. Das Zentrum der Bühne, in diesem Fall die Treppe und einziger Zugang zur höher gelegenen Terrasse, ist sein hauptsächlicher Wirkungsbereich, immer das Mikro in Reichweite. Dann bringen mich die Männer von Progressive Promotion Records drauf, klar Oliver Wenzler kennt den natürlich. Kein unbekannter, sondern Arno Menses (Subsignal, Sieges Even), ein renommierter international bekannter Sänger, der schon 2009 und 2016 mit Subsignal unter dem alten Bühne-Dach der Loreley agierte. Diesmal ist Arno mit Journeye, der 6-köpfigen deutschen Tribute Band der US-Rocklegende Journey wieder mal hier am Rheinfelsen, jedoch aber an dessen Fundament.

Journey: Infinity (1977)

Journey: Time3 (1992)

Journey: Live In Manila (2009)

Journey war eine sehr erfolgreiche und einflussreiche späte klassische Rock-Formation und Stadion-Rock-Band Mitte der 70/80iger. Schon 1973 gegründet von den beiden ehemaligen Santana-Mitgliedern Neal Schon (Gitarre) und Gregg Rolie (Tastengeräte). Viele Besetzungswechsel, ein Bündel voll Chart-Hits und ausgezeichneter Alben, immer hohe musikalische Qualität und Spitzen-Personal sind/waren die Markenzeichen dieser AOR-Rocker. Zeitlose Hits wie beispielsweise »Wheel In The Sky«, »Any Way You Want It«, »Who’s Crying Now«, »Don’t Stop Believin’« laufen heute noch auch hier in Europa regelmäßig in verschiedenen Musik-Sendungen. In ihrer fast 50-jährigen Karriere haben Journey weltweit weit über 80 Millionen Tonträger verkauft. Wer eine sehr gute Übersicht als Retrospektive der fetten Jahre haben möchte, dem sei hier das Triple-Album »Time3« ans Herz gelegt, eine Reise durch den Fantasy-Rock-Kosmos von Journey.

Journey: Evolution (1979)

Journey: Captured (1981)

Journey: Escape (1981)

Die Leidenschaft für diese großartige Musik hat Arno, René Orfanidis (Gitarre), Josip Mihaljevic (Keyboards), Jens Kreft (Bass), Florian Diedrich (Schlagzeug), Elena Kippenberger (Gesang) aus dem Raum Frankfurt & Mannheim zusammengeführt. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Band als feste Größe in den Live-Clubs des Rhein-Main-Gebiets und darüber hinaus etabliert. Und diese perfekt eingespielte Live-Band präsentiert zum Abschluss des Freitags Journey Live-Songs authentisch, originalgetreu und druckvoll am Fließband, weltbekannte Radiohits, gefühlvolle Balladen und kernige Rocker, alle großen Hits. Vokalist Arno Menses interpretiert den Gesang von Steve Perry (1977–1987 und 1996–1997) auf seine ureigene Weise, stimmlich von Klangfarbe und Dynamik sicher auf seinem Niveau. Auch der virtuose und erfahrene Gitarrist René Orfanidis sorgt detailgetreu mit seiner perfekt abgestimmten nah an Neal Schon angelehnten Spielweise für das richtige Journey-Feeling. Somit sind Journeye dicht und intensiv am Gefühl der Originale. Zu dem energiegeladenen Rock-Groove passen auch der mehrstimmige Chor und der Gesang von Elena (die sollte gelegentlich näher am Bühnenrand oder im Duo mit Arno agieren) sowie die Solo-Ausflüge von Arno und René auf die Bass-Boxen sehr gut. Ein großartiger Abschluss des Live-Tripel am Freitag, mitreißende Rockmusik die den Spaß wieder für viele Stunden zurückgebracht hat. Heim: JOURNEYE.

Journeye: Promo_1

Journeye: Promo_2

Eine insgesamt sehr ordentliche eigenständige Freiluft-Veranstaltung. Ich sage deutlich, kein Ersatz für irgendwas, sondern nach langer Enthaltung wieder ein Treffen von Gleichgesinnten in angenehmer sommerlichen Atmosphäre. Einige werden die Nase rümpfen, wie Die Prinzen singen: Das ist ja alles nur geklaut. Aber alle vier Formationen haben unterschiedliche Ecken der Rock-Musik abgebildet und den bekannten Titeln und Repertoires ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Ich habe auch die Freude der Musiker gespürt wieder für Publikum zu spielen, die Erleichterung im Publikum gesehen wieder mal ein Musikfest besuchen zu dürfen. Die Planung für das verschobene Prog-Fest Night Ohne The Prog 2020 an der Loreley gehen weiter. Einige Künstler, die wir in einer Vorschau Geisterfestival Programm im EMPIRE Magazin vorgestellt haben, werden wir dort 2021 leider nicht sehen, dafür eine Menge gleichwertiger Künstler. Für Ayreon ist am Samstag Steve Hackett Genesis Revisited mit der Seconds Out & More Show eingesprungen. Hoffen wir das die Pandemie und die Streitigkeiten zwischen den beteiligten Parteien uns nicht wieder einen Strich durch unsere Berechnungen machen.

NOTR_BBB_2020: Journeye

NOTR_BBB_2020: Journeye

Aktuell Ende August 2020 – Die Situation während der weltweiten Pandemie hat sich innerhalb der letzten vier Wochen wieder massiv verschärft. Es wurden jetzt auch die meisten, teils aus dem Frühjahr sicherheitshalber verschobenen Kleinkunst-Veranstaltungen, im August 2020 leider abgesagt. Hoffen wir nun auf den September, aber auch hier ist absolut nichts sicher. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben.

Weiterlesen: Live At The Loreley 1Live At The Loreley 2 – Klingende Grüsse, Der SchoTTe

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