McGuinness Flint Rainbow

McGuinness Flint – Rainbow

McGuinness Flint – Rainbow

 

Zuerst kurz der Verweis auf den Beitrag von remo4 zu McGuiness Flint betreffend Debutalbum und hier zu finden:

 

https://www.rockzirkus.de/blog/2020/05/mcguinness-flint/

 

Ich weiss nicht, vielleicht habe ich den grössten Teil meines Lebens hinter dem Mond verbracht, aber McGuinness Flint scheinen nicht der Ueberflieger in der Populärmusik gewesen zu sein. Gestern nicht, heute dito. und morgen wohl dasselbe. Und trotzdem, die Band hat entgegen allen Befürchtungen einen Pflock eingeschlagen. Na gut, es gibt so Musiker, deren Erwähnung quittiert man mit einem „Hä?“. McGuinnes Flint gehören dazu. Bei einer Strassenumfrage wäre wohl ein Nuller garantiert. Unter Rock-/Pop-/Folk-Experten mag es leicht besser aussehen. Betonung auf leicht.

 

And along comes remo4 und reiht sich ein in die Speerspitze derjenigen, die für diese Band eine Lanze brechen. Wobei, einreihen ist gut, es ist ziemlich leer in der Gegend, da können wir uns noch locker die Plätze aussuchen. Die Musik der McGuinness Flint ist tatsächlich ein etwas eigenartiger Hybrid zwischen Rock, Folk, Country und Pop. Bei Country ist aber eher die englische Variante gemeint und beim Rock, da kann man schon eine Weile warten bis so etwas geboten wird. Nein, auch wenn das Wort Rock’n’Roll bereits im Text des Openers „Ride On My Rainbow“ fällt, so ist das nicht gemeint. Hier lesen eventuell Jugendliche im Schutzalter mit, also Deckel drauf.

 

Die LP muss ich mir um 1975 rum gekauft haben. Wieso? Keine Ahnung? Warum? Keine Ahnung? Wo? Keine Ahnung? Irgendwo habe ich das leise Gefühl, dass mir die Band damals sehr wohl schon bekannt war. Das Geld sass nicht so locker, als dass ich mir einen Flop leisten konnte. Ich weiss auch nicht was ich von der LP erwartet hatte, ich sags mal so, ich war ziemlich überrascht und etwas verwirrt. So ein relaxtes Album gabs damals in meiner kleinen Sammlung nicht. Und trotzdem, das war nicht beliebig und erst recht nicht in seichtem Fahrwasser. Mir fielen tatsächlich die vielen (fielen/vielen – geddit?) klasse Melodien auf. Da wurde aus dem kompositorischen Vollen geschöpft. Und heute noch ein Klassiker nach dem anderen.

Die Platte ist heute noch eine der zwei go-to Platten, wenn mir sonst die ganze Sammlung auf den Keks geht (passiert manchmal – „ich hab nichts anzuziehen“). Die andere wäre die Lyle McGuinness Band (welcher Zufall) die 1983 leider nur ein Album mit „Acting On Impulse“ veröffentlicht haben. Tip an remo4, da du die Veröffentlichung nicht erwähnt hast muss ich annehmen, dass das unbekannt bei dir ist. Tut mir leid, du musst jetzt doch in zweiter Reihe einstehen. Die LP/CD geht auch ganz gut wenn dir alles, aber auch wirklich alles auf den Zeiger geht. 5-6 Durchläufe von „Acting On Impulse“ und alles ist wieder gut.

 

Ride On My Rainbow

Der Eröffnungstrack. Eine Mischung zwischen Country mit Pedal Steel und Aufforderung zum …. ahem … lassen wir das. Ein Aufsteller wie er sein muss und eine exzellenter Beginn. Na gut, wenn jemand eine Phobie gegenüber US-Country hat, dann dürfte die Instrumentierung nicht auf Gegenliebe stossen. Wobei die Musik nicht an den C&W jenseits des Atlantiks angelehnt ist.

 

If You Love Me

Keine Angst, das Tempo wird nicht angezogen, es geht im gleichen Schlurfitempo weiter. Hallo Pedal Steel, wir kennen uns ja schon, auch öfters hier? Dazu noch das Rasselzeug und fertig ist ein einfach und doch so exzellent gebauter Song. Ich kanns nicht verleugnen, der Country englischer Prägung bringt sich hier ebenfalls ein.

 

High Again

Jungs und Mädels, das ist nicht zum nachmachen gedacht. Stand die Platte damals eigentlich auf dem Index? Würde mich nicht wundern. Auch dieser Song hat einen Countrytouch, aber hier auf high Speed (ich erklärs jetzt nicht, ist mir zu doof). Aber wenn man hier im Rocking Chair sitzt, dann zuckt doch noch die eine oder andere Extremität.

 

Berry Blue Tuesday

Wenn man das zum ersten Mal hört, dann fällt einem wahrscheinlich die Tasse Tee/Kaffee oder das Pint Bier aus der Hand. Ein Rocker vor dem Herrn! Ziemlich Retro, sogar schon 1973. Aber das passt und ist so was von genial. „I’ll be heading for you and I do, I do when I’m worried“.

 

Rocking Chair

Das ist nicht ein Sessel der rockt, das ist ein Schaukelstuhl. Und so tönts auch. Mein (unterdessen) guter Freund, die Pedal Steel, trägt auch den Song. Geht auch noch „When I’m 64“ da kommt keine Hektik auf. Nein, tatsächlich, mit der Platte wird’s nichts im Mosh Pit. Aber einen Islay Single Malt darf man sich in meinem Alter hier schon mal gönnen.

 

Take It Down

Keine Ahnung wie ich den Song einreihen soll. Eine etwas schnellere Gangart, aber es bleibt im Rahmen. Die Blutdruckwerte sind noch im grünen Bereich. Hier gibt’s Keyboards satt und der Track ist nicht mal von Lou Stonebridge geschrieben. Wenn jemand weiss in welche Richtung das geht, Postkarte an die normale Adresse. Danke!

 

Dear Folks At Home

Ein Hybrid, irgendwo zwischen Rock’n’Roll und Honkytonk. Na gut, bei mir brauchts nicht viel um die Assoziation Klavier=Honkytonk zu machen. Ist ein Automatismus. Aber da Honkytonk einige der profiliertesten Musiker hervorgebracht hat (an understatement if I ever heard one), gibt’s von mir auch hier die volle Punktzahl.

 

Bye Bye Baby

Normalerweise schalte ich ab wenn so was kommt und schau in meiner Sammlung nach, was da noch von Phil Collins rumsteht und überleg mir, was davon ich noch im Rockzirkusblog anbieten könnte. Wartets nur ab. Das ist eine klavierlastige Ballade die eigentlich sonst nicht zu meiner Präferenz gehören, aber ich finde auch Roberta Flacks „Killing Me Softly“ aussergewöhnlich.

 

Just One Woman

Die Probleme möchte ich auch mal haben, „Too Many Mama’s Knocking On My Door“. Irgendwie erinnert mich der Text an den uralten Song „Shop Around“. Ein happy-go-lucky Song wie er im Buch steht. Echt jetzt nichts für den Raketenwissenschaftler, aber so zwischendurch, doch das geht gut.

 

This Song

Der Abschluss. Mungo Jerry in guter Form. Ich glaub fast, ich habe eine Fehlpressung vorliegen. Was macht der Track auf dieser Platte? Mundharmonika und Banjo und Händeklatschen und angezogenes Tempo, so in Richtung „In The Summertime“. Gefällt mir, wenn ich auch nicht der grosse Mungo Jerry Fan bin.

Es gibt sie, die Platten, bei denen jeder Track ein Volltreffer ist (nein, keine „Best Of“ Zusammenstellungen). Wenige zwar, aber dies hier ist eine davon. Erstaunlich wie gut sich meine LP gehalten hat, auch wenn ich manchmal einfach wieder von vorne anfange mit Durchhören. Ziemlich eigenartig, dass das Album (laut Discogs) ausser in Japan nie auf CD herausgekommen ist. Da könnte sich ja mal Repertoire um die Lizenzen bemühen.

 

Das Line-up hat sich etwas(!) geändert:

 

Dixie Dean: Vocals, Bass Guitar, Horns, Harmonica

Lou Stonebridge: Vocals, Keyboards, Guitar, Harmonica

Tom McGuinness: Vocals, Guitar, Banjo, Mandolin

Jim Evans: Vocals, Guitar, Pedal Steel

Hughie Flint: Vocals, Drums

 

P.S.: Ich habs unterdessen aus verlässlicher Quelle erfahren, auf „This Song“ agieren Mungo Jerry Möchtegerns. Schade, hatte mich schon gefreut eine Rarität zu besitzen.

 

P.P.S.: Nachtrag: Was hat es eigentlich mit der „Lo & Behold“ LP auf sich? Erstens ist das ja nicht McGuinness Flint (obwohl unter der Band gelistet auf Discogs), sondern wurde anscheinend unter den Einzelnahmen veröffentlicht. Irgendwie krieg ich das nicht zusammen, eine LP mit 12 Robert Zimmermann Songs. Management Entscheidung? Gut, die Inmates haben mal ein Album gemacht mit ausschliesslich Beatles Coversongs und das war auch nicht künstlerisch befeuert, aber wie sagte schon Frank Zappa? We’re only in it for the money!

 

 

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2 Kommentare

  1. Die Rainbow-LP ist hier tatsächlich auch noch eingelagert, ich mag nicht nur die darauf enthaltene Musik sondern auch das Cover mit McGuinness Flint in der mittelenglischen Felsenlandschaft, irgendwie passt bei dieser Platte eben ein Stein zum anderen.

    Ich liebe solche nicht ganz einfach zu katalogisierende britische Musik die für ein paar Jahre in einer Nische ihre Blüten zwischen Hard- und Glamrock trieb. Bei mir läuft das im weitesten Sinn unter Folk-, respektive Pubrock, auf alle Fälle brauchte es für diese Sorte Sound keine gigantischen Verstärkertürme, mit solchen Aufbauten wäre man in vielen ländlichen Pubs sowieso abgewiesen worden. Das Hauptaugenmerk wird fast immer auf die Texte gelegt, oft werden fiese, gemeine und natürlich oft auch schlüpfrige, zweideutige und witzige Geschichten erzählt, perfekt um zu fortgeschrittener Stunde ein angeheitertes Publikum zu unterhalten.

    Wer Spass an McGuinness Flint hat: Lindisfarne, Brinsley Schwarz, Stealers Wheel mit Gerry Rafferty, die Strawbs, Hudson-Ford, Al Stewart, Paul Brett’s Sage oder The Neutrons aus dem Man-Umfeld operierten auf ähnlichem Gebiet, selbst die Institution Fairport Convention wurde mit der Zeit offener und sogar ein Traditionalist wie Bert Jansch klang 1973 schon wesentlich experimenteller als noch 1965. Das Weidegebiet ist im Prinzip also riesig und Rainbow wäre eigentlich ein ausgezeichneter Ausgangspunkt um das Gelände zu erforschen, also wenn die Scheibe denn erhältlich wäre.

    mellow

    PS.
    Die CD The Capitol Years besass ich auch mal, der Gitarrist meiner damaligen Band lieh sie sich irgendwann aus. Über den Verbleib der CD kann im Nachhinein nur spekuliert werden, der Gitarrenspieler meinte nach seinem Rauswurf, er hätte noch nie etwas von McGuinness Flint gehört. Naja, Schwamm drüber, ich bin ja nicht nachtragend…

  2. Leider kenn ich das Album nicht, sollte ich aber! Tony Ashton war schließlich der Produzent.
    Zu bekommen ist Rainbow nicht so einfach, aber ich werde dran bleiben.
    Wenn sich jemand für McGuiness Flint interessiert, die ersten beiden Alben findet man auf „The Capitol Years“.

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