Christopher Anton Rea kehrt zu seiner musikalischen Leidenschaft zurück !!
Audio-CD´s sind in der Regel kein besonderer Augenschmaus. Schon wegen des kleinen Formats, da ändert auch das ein oder andere aufwendiger gestaltete Booklet nichts daran. Das ist ja auch nicht ganz so schlimm, denn schließlich geht es ja hauptsächlich um die Musik. Und trotzdem geht es auch anders. Das beweisen die earBOOK aus dem Hause edel CLASSICS, bei denen großformatige Bildbände in LP-Format 280 mal 280 Millimeter die herkömmlichen einfachen Plastik-Hüllen und/oder kleinformatigen Digi-Packs ersetzen. Eine echt fabelhafte Idee !! Der Druck der jeweils etwa 75 bis 150 Seiten ist meist exzellent und die Bilder sind Schwarz/Weiß oder Farbig oder auch gemischt. Ich beobachte seit Jahren, die Beliebtheit dieses Formats nimmt zu.
Viele Gitarristen haben eine eigene Handschrift, in Ausrichtung, Dynamik, Klangfarbe, Tempo, Stil, Phrasen, einige ragen da besonders heraus. Im zeitgenössischen Blues haben für mich Chris Rea, Eric Clapton, Gary Moore, Mark Knopfler, Walter Trout, Joe Bonamassa und einige andere mehr, eine eigene, prägnante, deutliche Handschrift. Noch deutlicher wird es dann, wenn sie ihr Gitarrenspiel dann noch vokal begleiten. Wer kennt nicht Chris Rea, seine schönen, poppigen gitarrengetriebenen Songs begleiten uns seit Jahrzehnten, aber Chris ist nicht nur ein Künstler im Stil von On The Beach, Julia, Josephine und Driving Home For Christmas, ist nicht nur funktionierender Unterhaltungskünstler mit Show-Band. Nach einer sehr schweren Erkrankung, wendet er sich seiner eigentlichen Leidenschaft dem reinen, ursprünglichen Blues zu. Da sein ehemaliges Label EastWest (Warner Music) auf weiteres Material im bekannter seichter Art bestand, gründet er 2002 mit Jazzee Blue sein eigenes Label und VÖ seitdem dort. Mit dieser wieder gewonnenen künstlerischen Unabhängigkeit, arbeitet er sich nun durch die komplette Geschichte der Blues-Stile sowie übergreifende Bereiche bei der die Gitarre eine wichtige Rolle spielt. Ich möchte im Rockzirkus deshalb diesmal eine ganz andere Seite von diesem virtuosen Gitarristen und rauchigem Vokallisten vorstellen. Das beginnt hier zuerst mal mit einer Blues-Werkschau in besonderer Aufmachung, nämlich wie schon einleitend beschrieben als großformatiges Buch mit beigepackten Ton/Bildträgern. Das Label Edel bezeichnet das Produkt als earBook und in dieser Produkt-Linie sind zu verschiedenen Themen, auch Bereich Musik und in jeder Spielart, eine Reihe von großartigen Sammlerstücken erschienen. Am Ende des Textes sind einige Musik-Titel exemplarisch aufgeführt.
Vollblutmusiker Christopher Anton Rea hat in diesem edlen Format drei interessante Ausgaben herausgebracht, jeweils mit einem in sich geschlossenen Thema. Um den einzelnen Themen gerecht zu werden, gibt es dazu jeweils einen eigenen Beitrag im RZ. Diesem Projekt waren 2003 die beiden Solo-Alben Hofner Blue Notes und Blue Street (Five Guitars) vorausgegangen. Hier nun bei der Werkschau Blue Guitars (VÖ 2005) handelt es sich um eine Zusammenstellung von Songs, wie in einem Blues-Lehrbuch präsentiert, die vielen Hörern sogar dann gefallen können, wenn sie sich nicht mal ansatzweise dem Blues verschrieben haben sollten. Denn so ziemlich alles von Motown bis Metal, von Rock´N´Roll bis Rock findet seine nährenden Wurzeln auch im Blues. Chris meinte: „Die Recherche, das Komponieren und das Aufnehmen hat mich wahrlich inspiriert und ich hoffe, dass ich meine Begeisterung und Freude auch meinen Hörern vermitteln konnte.“ Jawohl Chris, das konntest du mir sehr gut vermitteln, deshalb habe ich ja auch schon seit 2005 diese Werk Blue Guitars. Die Musik ist wie immer bei dem fleißigen Briten mit sehr viel Liebe und Spaß entstanden und jede einzelne Sekunde davon hat der Blues-Besessene genossen. Trotz lehrmeisterliches Herangehen und üppig geschnürtem Paket ist diese geballte Ladung eine kurzweilige Vorstellung der wichtigsten Strömungen des Blues geworden. So manches Mal denkt man beim Hören, woher kennst du das jetzt schon wieder. Dann wird deutlich wie oft sich Chris in seinen vergangenen Werken immer wieder mit den nährenden Wurzeln und der Urkraft des Blues verknüpft hat. Die am Projekt beteiligten Musiker sind: Chris Rea (Gitarren), Eric Séva (Saxofon), Gerry O’Connor (Banjo), Martin Ditcham (Schlagzeug), Robert Ahwai (Gitarren), Sylvin Marc (Bass), Eddie Hession (Akkordeon) und einige weitere Gäste. Viele von ihnen waren auch schon bei Dancing Down The Stony Road (2002), Stony Road (2003) und The Blue Jukebox (2004) dabei. Alle oben genannten sechs Alben sind auf Rea´s eigenem Label Jazzee Blue erschienen.
Dieses umfangreiche earBOOK Blue Guitars von Chris Rea enthält als fettes Paket von 11, in Worten elf CDs, sagenhaften 137 Blues-Songs, dazu Fotos von Rea´s Malereien (auch auf den zwölf Covern), Bilder, Geschichten, ein Interview und eine DVD mit einer 75-minütigen Dokumentation. Also das volle Programm. Und immer geht es um das Kern-Thema Blues, als Genre in fast allen Stilarten, als Farbe in variierenden Schattierungen, als Stimmung in vielen Nuancen, als kreatives kraftvolles Gesamt-Kunstwerk. Achtzehn Monate lang will der Brite freizeitlos zwölf Stunden täglich an diesem Mammut Werk geschuftet haben. Das kann nur stimmen, wenn es wahr ist, was Chris Rea von sich sagt: nämlich krank zu sein, an Schreibzwang zu leiden. Doch statt ihn nur zu kurieren, ergab er sich ihm, zugunsten des Blues. Rea folgt stilistisch und erzählerisch dem Blues von der Quelle in Afrika bis zu den globalen Deltas in Amerika oder Irland, im Gospel oder Jazz, im Rock oder Folk, im Akustischen oder Elektrischen. Und überall im begleitenden Buch, gemalte blaue Gitarren, Chris Rea´s Kernsymbol des Blues. Ein gewaltiges, sehr gelungenes Werk, das besonders die brillanten instrumentalen Fähigkeiten des Gitarristen zutage fördert. Wie bereits gesagt, mit der Idee zu Blue Guitars wurde er beim seinem damaligen Label müde belächelt und das unwichtige und unkommerzielle Projekt mit herzlichen Dank abgelehnt. Dieses Projekt finanzierte er dann größtenteils selbst, ging dabei ein großes Risiko ein und gewann !! 5.000 Verkäufe wurden ihm vorab prognostiziert, knapp 200.000 Einheiten sind es dann bis Ende 2017 geworden !! Grund genug, nach einer (eigentlich krankheitsbedingten) Abschiedstournee wieder Lust auf das eine oder andere neue Blues-Projekt zu bekommen. Aber das ist Thema zu weiteren Geschichten im Rockzirkus.
Ich habe dieses Meisterwerk damals sofort erworben. Auch nach mehrmaligem durchhören aller elf CD´s fällt es mir immer noch schwer zu sagen welche davon mein Favorit ist. Es geht mir wie vielen anderen die dieses Voll-Programm kennen gelernt haben. Es hängt wie oft von der eigenen Stimmung im jeweiligen Moment ab. Man muss sich dann nur das passende Stück der Box heraussuchen, auflegen, zurücklehnen und dabei genussvoll durch das dicke Buch mit all seinen visuellen Geschichten blättern. Für schnellen Konsum ist Blue Guitars nicht besonders zu empfehlen. Die dafür eher geeignete 2007 begleitend erschienene DCD Blue Guitar: A
Collection Of Songs, mit jeweils zwei ausgesuchten Songs von jedem der 11 Alben, sei hier erwähnt, ist aber kein echter Ersatz für das komplette Meisterwerk von Christopher Anton Rea. Das Doppel-Album wird dem ursprünglichen Ansatz des Künstlers meiner Ansicht nicht gerecht, der wollte den Blues in der Breite und Tiefe würdigen. Seid gespannt auf das nächste Kapitel von Meister-Gitarrist Chris Rea. Nachfolgend einige Musik-Titel als earBOOK:
- Gaye, Marvin – The Master: 1961-1984 [4CD][Buch]
- Presley, Elvis – Elvis: The Early Years [3CD][Buch][Fotograf: Alfred Wertheimer]
- Rea, Chris – Presents The Return Of The Fabulous Hofner Bluenotes [2LP][3CD][Buch]
- Status Quo – Pictures: 40 Years Of Hits [4CD][Buch]
- Thin Lizzy – Vagabonds, Kings, Warriors, Angels [4CD][Buch]
- X-Verschiedene – Black And Blues [4CD][Buch][Fotograf: Giuseppe Pino]
- X-Verschiedene – Talk On The Wild Side [4CD][Buch][Autor: Roy Carr]
- X-Verschiedene – Deep South: The Story Of Blues [4CD][Buch][Autor: Peter Bölke]
- X-Verschiedene – Born To Be Wild: Harleys, Bikers & Music For Easy Riders [4CD][Buch]
- X-Verschiedene – Wild Thing: Muscle Cars & Rock Classics [4CD][Buch]
Das nächste Mal geht es bei Chris Rea im Rockzirkus um Presents The Return Of The Fabulous Hofner Bluenotes. Auch ein sehr spannendes Thema. Klingende Grüsse, Der SchoTTe
Es gab tatsächlich bei der Tour 2006 einige Exemplare von Blue Guitars mit Autogramm. Wenn du so eines besitzt, gut behüten oder es frühzeitig an einen Blues-Manic geben der es wertschätzen kann, die Dinger sind inzwischen gesuchte Raritäten. Für Dich ist das earBOOK sicher kein SAMMELstück sondern eine schöne Erinnerung an das Konzert 2006. Chris war noch einmal 2010 und 2012 auf EU-Tour. Ein Netzwerker und Freund war bei dem Auftritt der Santo Spirito Tour 2012 in der Westfalenhalle dabei, sinngemäß meinte er: solider Auftritt eines Stars der Pop-Rock-Szene. Wer auf kuschelige Club-Atmosphäre gehofft hat, wurde enttäuscht, was wollten die Massen hören, natürlich die Pop-Rock-Hits. Ich hatte tatsächlich überlegt ob ich mir Chris mit Christa als Heimspiel gönne. Nicht gemacht, richtig entschieden. Wie ich bereits sagte, Chris ist ein Künstler der polarisiert. Was wäre eine Runde von Musik-Fans oder ein Blog wo alle einer Meinung sind. Chris hat viel Zeit in Südeuropa verbracht (das machen viele Briten sehr gerne), vielleicht daher seine Passion auch für den Stierkampf. Ob er sich mit diesem Thema nur auseinandergesetzt hat, oder ein Liebhaber dieser grausamen Tierquälerei ist, werde ich recherchieren, oder mal den erwähnten Freund mit in den Blog ziehen. Ein absoluter Musik-Kenner der 50iger bis 80iger, ein Allrounder, der würde dir auch gefallen remo4. Aber dazu mehr im Teil 4 der Chris Rea Serie. Klingende Grüße, Der SchoTTe
Du hättest zu dem Konzert gehen sollen. Das in Düsseldorf war klasse, nur manche Leute aus dem Publikum versuchten zu singen und schunkelten vor sich hin. Das mag ich nicht! Chris Rea lieferte eine großartige Show ab und bei den vorwiegend bluesigen Songs hielt sich das Publikum zum Glück zurück.
Die Box mit Autogramm ist eine Rarität? Ich bin vorwiegend Jäger und Sammler, danke für den Tipp!
Sieh dir die DVD aus der Box Santo Spirito an, dann verstehst du mich und meine Meinung zu Chris Rea.
2011 fiel Chris Rea bei mir endgültig durch den Rost: Ich durfte einen Radiospot für einen Konzertveranstalter produzieren und erhielt vor dem Beginn der Arbeit den Hinweis mit auf den Weg, doch bitte „Road To Hell“ für das Soundbed zu verwenden. Aha, für mich sind solche Inputs immer der Verweis darauf, dass erstens die Konzertgänger mit Highlights aus der Vergangenheit angeschwindelt werden und zweitens mit dem aktuellen Tonträger-Produkt das im Tour-Gepäck eines zu bewerbenden Künstlers steckt, etwas nicht stimmt. Nun, ich verstehe den Auftraggeber, das damals aktuelle Album Spirito Santo Blues war ein ziemlich seelenloses Ding, wenn ich mich recht erinnere hat mich der da drauf verwendete Drumcomputer fürchterlich genervt, die Chose hatte ganz einfach keine Seele, ich hatte da aber schon viel länger eine Aversion gegen Registrierkassen-Drums aus der Datenbankdose.
Dass Rea ein Stierkampf-Befürworter ist wusste ich nicht, aber in dem Fall versteht er sich garantiert blendend mit einem geistigen Tiefflieger wie Ted Nugent der aus ähnlichen Gründen bei mir auf der Halde deponiert wurde.
mellow
Wenn ich mich so richtig erinnere, es war auf der ersten seiner Abschiedstouren 2006. Er selber glaubte das nächste Jahr nicht mehr zu erleben, der Krebs hatte seine Bauspeicheldrüse zerstört. Blue Guitar wurde bei dem Auftritt in der Phillipshalle in Düsseldorf gekauft. Das Ear Book lag auf einem Tisch vor der Halle, umringt von T-Shirts und einigen anderen Dingen für die Fans. Meine Ausgabe schmückt ein Autogramm, keine Ahnung ob es echt ist oder ob das Buch nur eine Sonderausgabe zur Tour war.
Am Anfang des Konzertes spielte Chris Rea Blues, aber das gefiel den Leuten im Saal nicht so richtig. Zur Aufmunterung gab es dazwischen immer wieder seine alten Hits und das Publikum war zufrieden.
Bis lange nach diesem Konzert war ich Fan von Chris Rea. Alle seiner, bis 2011, erschienen Alben stehen hier im Regal. Seit 2011 habe ich allerdings große Probleme mit dem Menschen Chris Rea. 2011 erschien Santo Spirito Blues. Chris Rea outet sich mit diesem Album zu seiner Liebe zum Stierkampf. Er verklärt mit der Musik und dem Filmmaterial das Töten von Stieren vor Publikum. Damit passte er nicht mehr in mein Bild von ihm….
Mit seiner Musik hat das nichts zu tun, sie gefällt mir weiterhin und wird regelmäßig gehört. Einzig meine Kaufgewohnheiten haben sich geändert.