Ja, zugegeben, irgendwie klingt der Name Danny King im Zusammenhang mit Musik so ziemlich nach Zuckerwatte, Kirmes, Maitanz und Unterhaltungs-Combo in uniformem Einheitslook.
Vor ein paar Jahren stolperte ich im Web über „El Paso Choo-Choo“ (Grossman / Westen), ein Song der mich auf Anhieb elektrifizierte mit seiner Haudrauf-Dynamik, weil… naja, wo gibt es denn sowas… also den Gitarrenboogie „Down The Dustpipe“ von Status Quo in Kombination mit deutschem Text?
Danny King – Mrs. Black / El Paso Choo-Choo
(1971, Single, Columbia)
Heute nehm‘ ich den Prarie-Choo-Choo
Fahr los in Richtung West
Habe all mein Geld verpokert
Bis auf einen kleinen Rest
Ohne Sattel ohne Lasso geh‘ ich nun nach El Paso
Nanananana….
Schwer trenn‘ ich mich von der Jenny
Sie half mir aus der Patsche heraus
Sie borgte mir zwanzig Dollar
Und sagte mach‘ das Beste daraus
Ohne Sattel ohne Lasso fahr‘ ich nun nach El Paso
Nanananana….
Nun sitz‘ ich im Prairie-Choo-Choo
Wie auf einem abgesägten Ast
Denke an Jenny und den Sheriff
Dem meine Nase nicht mehr passt
Ohne Sattel ohne Lasso geh‘ ich nun nach El Paso
Nanananana….
Heute nehm‘ ich den Prarie-Choo-Choo
Fahre los in Richtung West
Habe all mein Geld verpokert
Bis auf einen kleinen Rest
Ohne Sattel ohne Lasso geh‘ ich nun nach El Paso
Nanananana….
Okay, der Text ist ja nicht gerade berauschend, aber so abgeklärt und überzeugend wie ihn dieser Danny King 1971 im Studio ins Mikro nuschelte und hinterlegt mit den E-Gitarren, Powerdrums, Blues Harp und Honky-Tonk-Piano, kommt er toll rüber. Da ich die Nummer auch zu meinem Mobile-Klingelton auserwählte, muss sie also ein ziemlich aussergewöhnliches Monument in der Rock-And-Roll-Landschaft darstellen, ist also alles andere als ein ordinäres Staubsauger-Staubrohr („Dustpipe“).
Danny King (eigentlich Arthur Benwell) ist übrigens alles andere als Deutscher, er zählt zum Rock’n’Roll-Urgestein der Szene im britischen Birmingham. Das mit der Karriere klappte beim ihm allerdings nicht so recht, Singles wie „Tossin‘ And Turnin‘“ (1964), „Pretty Things“ (1965) oder das dylaneske von ihm selbser verfasste „Amen“ (1966) zerrissen keine Stricke. Er stand Bands wie The Dukes, The Royals, The Locomotive (sie veröffentlichten lange nach Kings Abgang 1970 die LP Locomotive) oder The Mayfair Set vor, er reiste in den Sixties wie viele andere junge Beat-Briten auch für Engagements nach Hamburg. Der Name Danny King fällt zudem immer wieder mal im Zusammenhang mit der Gründungsphase der Moody Blues. Trotz allen Verstrickungen in der Szene scheint diese eine obskure deutsche Kurzrille von 1971 Danny Kings letzter offizieller Tonträger gewesen zu sein. Auch wenn ich „El Paso Choo-Choo“ leicht bevorzuge, auf der A-Seite der Single findet man den Track „Mrs. Black“, klasse deutsch gesungener Yellow-Submarine-Kneipen-Schunkelrock der sich um eine „Mrs. Black“ und ihre hübschen Töchter drehte. Die Nummer war ebenfalls ein Cover, das Original von Mark Wirtz hiess „What Goes Up Must Come Down“ und war 1970 ein Hit für The Cellophane Mop gewesen.
Der legendäre Danny King (den man optisch mittlerweile locker als Reinkarnation von Dr. Who durchwinken kann) gab 2017 ein längeres Interview bei Birmingham TV und singt immer wieder mal bei Shows von befreundeten Musikern.
Die Single Mrs. Black / El Paso Choo-Choo erstand ich vor kurzem bei einem Online-Händler, sie gehört mittlerweile bereits zum erlauchten Kreis meiner unverzichtbaren Jukebox-Killer.
IT’S ONLY ROCK AND ROLL… BUT I LIKE IT!
mellow