Als Miller Anderson die Keef Hartley Band verließ, fehlte der eigentliche Motor. Die Genialität des Gitarristen und Sängers riss ein großes Loch und es war klar, eine Keef Hartley Band wie es sie mit „Halfbreed“, „Battle Of N.W. 6“ oder „The Time Is Near“ gab, würde es nie wieder geben. Übrigens änderte das spätere and mit Miller Anderson aufgenommene „Dog Soldier“ daran auch nichts mehr.
Keef Hartley musste 1973 die Band neuformieren und einen neuen Sound suchen. In Jess Roden fand er einen ausgezeichneten Ersatz für Miller Anderson am Mikro, aber nicht für die Gitarre. Junior Kerr spielte die Gitarre solide und machte seine Sache gut, aber mehr nicht. In der neuen Keef Hartley Band spielten die Keyboards eine größere Rolle. Das Gebläse wurde etwas zurückgeschraubt, dafür gab es zwei Stimmen für den Background, Elkie Brooks und Robert Palmer. Durch die Stimme von Jess Roden wurde es souliger in der Band und ruhiger. Es fehlte dafür das Kraftvolle. Wer „The Time Is Near“ kennt, weiß was gemeint ist. Das Songmaterial fällt zu den Vorgängern ebenfalls ab. Die Songs sind nicht schlecht, aber eben nur guter Durchschnitt. Auch hier fehlt es an den Einfällen des Miller Anderson.
„Lacashire Hustler“ mag ich trotzdem und das Album wird von mir mindestens so oft gehört wie jedes andere Album von Keef Hartley. Es ist keine schlechte Musik, ganz im Gegenteil, nur hat sie nicht mehr viel mit der alten Band zu tun. Was ein Garant für gute Musik ist, das ist Jess Roden. Eine der besten Stimmen im Rockzirkus.
Jess Roden und Phil Chen traf man später bei der Butts Band, einen Ableger der Doors
Die Mitspieler:
Keef Hartley: drums
Jess Roden, guit. voc.;
Junior Kerr: guit.
Jeanne Rouselle, key.;
Mick Weaver, Key.;
Philip Chen, bass;
Elkie Brooks; Robert Palmer: voc.
Die Songs:
Circles
You And Me
Shovel A Minor
Australien Lady
Action
Somethin About You
Jennies Father
Dance To The Music
Seit ich mir die LP anno domini gekauft habe, ist die Platte nicht mehr als vielleicht 5-6 x gespielt worden. Irgendwie ist mir der Grund wieso ich gerade die LP gekauft hatte im Nebel der Zeit verloren gegangen. Eines ist klar, das war für Vollpreis und im Plattenladen. Ich bezweifle sogar, dass ich Keef Hartley damals bewusst schon mal gehört hatte (Name und/oder Musik). Man kanns drehen und wenden wie man will, der war garantiert kein „household name“ (zumindest in meiner Gegend/Clique etc.).
Ich kann mich aber noch ganz schwach an meinen ersten Eindruck erinnern und der war, gelinde gesagt, etwas überrascht, da die Musik definitiv nicht meinem 70er-Jahre-Geschmack entsprach. Das war damals (nach meiner Krautrockphase) der Pubrock in allen seinen Ausrichtungen. Aber, auch wenn die Musik mit mir nicht deckungsgleich war, ein Kränzchen musste ich schon damals dem Keef Hartley winden, das war trotzdem gute Musik. Etwas zurückgenommen, ruhig, ja schon fast jazzig kam die Platte daher. Irgendwas fürs Dinner for Two.
Alle paar Jahre kommt das Ding wieder auf den Plattenteller und, was soll ich sagen, der erste Eindruck besteht auch heute noch. Tatsächlich würde ich soweit gehen und behaupten, dass das eine sehr gute LP ist. Nicht eine, die ich auf die berühmte Insel mitnehmen würde, aber eine, die mir sehr fehlen würde, ginge sie mir mal verlustig (es gibt so einige dieser Prachtexemplare in meiner Sammlung, völlig unauffällig aber 1A). Ein eigenartiger Hybrid, aber total entspannend und ein Zeitdokument wie wohl wenige.
Cheers
Roland
P.S.: Gerade nachgesehen: Erstauflage UK, M-/M- (naja, wie gesagt, so viel Action hat die LP jetzt auch wieder nicht gesehen).