Der Schritt in die Selbständigkeit ist nicht immer leicht, es gibt riesige Hürden zu überwinden, der eine packt es, der andere bleibt auf der Strecke und manch einer schlängelt sich eben grad so knapp durch…
Elvin Bishop wagte in den späten Sixties diesen Schritt auch, verabschiedete sich nach der Hochphase von der Butterfield Blues Band und rief die Elvin Bishop Group ins Leben. Das erste Album von 1969 war noch stark vom ehemaligen Arbeitgeber beeinflusst, sprich der Blues stand im Vordergrund. Aber dann… glücklicherweise stellte der Bandleader 1970 für die zweite, in den Mercury Recording Studios in San Francisco entstandene Langrille Feel It! seine Freundin, die farbige Sängerin Jo Baker und die Pointer Sisters hinter die Mikros, und siehe da, auf der Stelle fand ein Quantensprung statt: Grandios und atemberaubend wie sich Jo auf Gesangsduelle mit Keyboarder Stephen Miller einliess und wie die Band spielfreudig durch die nun souligen Tracks tänzelte. Eine perfekte Fusion, Soul meets Rock, da spürt man in allen Lagen den Dampf der sich entwickelt. Der Chef hielt sich derweil vornehm zurück, überliess die ganze Schufterei seiner Truppe, verzichtete auf abturnende Guitar-Hero-Poserei und stellte sich nur einmal, bei „So Fine“, für eine Gesangseinlage zur Verfügung. Ja, da war Feuer im Stall, eine Band die zu absoluten Höchstleistungen auflief, aufregender kann orgelbetonter, von jeder Menge Percussion angetriebener groovender Rock’n’Soul um 1970 herum eigentlich gar nicht klingen.
Screenshots: Elvin Bishop Group, live at Fillmore East, Sept. 1970
1972 wurde aus der Elvin Bishop Group die Elvin Bishop Band. Mit Longplayer No. 3 (Rock My Soul) ging es trotz Jo Baker musikalisch schon wieder drastisch bergab, da nützte auch der Zuzug einer Bläsersection nichts, das Adrenalin war auf der umwerfenden Feel It! verschossen worden, einen solch einmaligen Kraftausbruch wie er auf Feel It! eingefangen wurde, erreichte Elvin Bishop (in meinen Ohren) nie wieder. Auf mich wirkte der Blues-Cowboy mit seiner bescheidenen Stimme, den Latzhosen, seinem Hinterwäldlerimage und seinen Witzeinlagen während seiner ganzen späteren Solokarriere nie ganz überzeugend, ausser er liess andere singen, zum Beispiel Jo Baker oder Mickey Thomas.
Josephine „Jo“ Baker verstarb am 11. November 1996 im Alter von 48 Jahren an den Folgen einer Lebererkrankung. Ab 1973 tauchte ihr Name nicht nur auf den Soloalben von Elvin Bishop sondern auch bei Buddy Miles, bei der Band Stoneground, bei Taj Mahal, Eddie Money und Mitte 80er bei einer ersten Reinkarnation von Quicksilver Messenger Service auf.
LONG LIVE ROCK’N’SOUL!
mellow
Elvin Bishop Group – Feel It!
(LP, 1970, CBS / CD, 2003, Sundazed)
1. Don’t Fight It (Feel It)
2. I Just Can’t Go On
3. So Good
4. Crazy ‚Bout You Baby
5. So Fine
6. Party Till The Cows Come Home
7. Hogbottom
8. Be With Me
9. As The Years Go Passing By
Bonustrack CD:
10. Stealin‘ Watermelons
Jo Baker – Vocals
Elvin Bishop – Guitar, Vocals
Stephen Miller – Organ, Piano, Vocals
Kip Maercklein – Bass
John Chambers – Drums
Anita Pointer – Vocals
June Pointer – Vocals
Patricia Pointer – Vocals
Chepito Areas – Percussion
Michael Carabello – Percussion