Patti Smith nahm ich in den 70ern nicht wahr. War das nicht irgendeine Sängerin aus den USA mit Punk oder New Wave? Mir egal, Schubladen dieser Art waren noch nie mein Ding. Da gab es mal einen Streit mit Van Morisson über „Gloria“ und die Rechte daran, aber das war es auch schon. Mehr wollte ich damals nicht über sie wissen. Ach ja, es gab da Verbindungen zu John Cale und Velvet Undergroud, auch nicht mein Ding.
Dann kam der Gig im Rockpalast. Da stand eine ziemlich kaputte Frau auf der Bühne, zugekifft oder sonst irgendwie high. Sie stand ziemlich verloren rum.
Es ging schnell zur Sache: herrlicher Rock, eine Band die mich vom ersten Takt an mitriss. Nach einer Minute war ich überzeugt, den Gig musst du auf VHS aufnehmen! Die Bänder kosteten damals ein Schweinegeld, aber für Patti Smith war mir nichts zu teuer. Irgendein anderer Videoclip musste gelöscht werden.
Was nervte, waren die Momente wenn Patti Smith sich an einer Gitarre vergriff. Später am Abend stieg Johnny Winter ein und jammte mit der Band.
Am nächsten Montag wurden die Plattenläden nach Patti Smith durchsucht. In Köln wurden die Schallplatten gefunden: „Horses und „Easter„. „Horses“ diese als Picture LP, ganz in weiß! Easter entsprach in etwa der Setliste beim Rockpalastauftritt.
Die Band im Rockpalst und auf dem Album war: Lenny Kayne an Bass und Gitarre, Iva Kral ebenso, die Zwei wechselten sich ab, Jay Dee Daugherty an den Drums und Bruce Brody an den Tasten.
„Easter“ geht ziemlich lahm los, aber der dritte Song ist schon ein erstes Highlight: “Because The Night”. Man konnte glatt mitsingen, wenn man denn singen könnte. Eine Ode an die Liebenden, komponiert in Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen. Dann wieder ein paar gute und solide Rocksongs, aber nichts Besonderes in meinen Ohren. Das Highlight und der absolute Überflieger des Albums kommt mit dem “Rock ’n‘ Roll Nigger”. Hier schreit sich Patti Smith die Seele aus dem Leib. Hier merkt man auch wie viel Kraft in dieser Frau steckt. Nach “Rock ’n‘ Roll Nigger” konnte nichts Überragendes mehr kommen.
Patti Smith lieferte zwei Alben ab, die für mich zu den besten Platten aller Zeiten gehören: “Easter” und “Horses”. Alles was dann kam, musste sich daran messen und zwangsläufig versagen. “Easter” und “Horses” dagegen kann ich mir jederzeit anhören, bis heute.
Die Band:
Patti Smith: voc.
Lenny Kayne: bass, guit.
Iva Kral: bass, guit.
Jay Dee Daugherty: drums
Bruce Brody: keyb.
Gäste:
John Paul Fetta: bass
Andi Ostrowe: perc.
Jim Maxwell: bagpipes
Die Songs:
Till Victory
Space Monkey
Because The Night
Ghost Dance
Babelogue
Rock N Roll Nigger
Privilege (Set Me Free)
We Three
25th Floor
High On Rebellion
Easter